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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Konvoi passiert, der aus diesem ... wie nannten die das nochmal, Silver Valley?«
    »Die kommen nicht weit«, antwortete der gelangweilte Soldat selbstsicher. »Angeblich haben wir sie heute Morgen auf dem Weg ins Gebirge aufgespürt.«
    Cassidys Augen versteinerten bei dem letzten Satz, bis sie Angels ausdruckslosen Blick bemerkte. Die abgebrühte Kämpferin starrte nach wie vor mit gespitzten Ohren auf den mit Kanalisationsmüll übersäten Boden, so als wäre nichts geschehen. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Kim wegen der Aussage eines dahergelaufenen Nachtwächters abzuschreiben, erschien ihrer Schülerin auf einmal furchtbar naiv.
    Angel wartete geduldig, bis sie die beiden ahnungslosen Sicarii außer Hörweite glaubte, ehe sie die Lage erneut sondierte und kurz darauf den schweren Gullideckel mit einem unterdrückten Stöhnen beiseiteschob. Ohne zu zögern führte sie die Geschwister in eine Ruine neben der Straße und schloss anschließend den Abflusskanal, um keine Spuren zu hinterlassen.
    Angel erinnerte sich an den etwaigen Aufbau des Stützpunkts, aber die Erdbeben hatten viele Gebäude einstürzen lassen. Meterhohe Schuttberge aus Stahlbeton, verbogenen Feuerleitern und rasiermesserscharfen Glassplittern blockierten immer wieder aufs neue ihren Weg. Inzwischen waren sie fast am zentral gelegenen Lagerhaus angekommen, das Angel als wahrscheinlichstes Gefängnis betrachtete. Sie rechnete jeden Augenblick mit dem alarmierenden Aufschrei eines Wachpostens, doch vorerst verbarg sie die dunkle Nacht vor allzu neugierigen Blicken. Die Leichtigkeit ihrer Infiltration kam ihr zunehmend suspekt vor, aber beschweren wollte sie sich auch nicht.
    Nach zwei weiteren Patrouillen, denen sie geschickt auswichen, erblickten sie die Überreste des Sicariibunkers, von dem aus Johnny so schwer verletzt worden war und den Victor kurz darauf mit seinem Mörserbeschuss zerstört hatte. Angel stoppte den Vormarsch und ließ Cassidy mit Hilfe einer Räuberleiter das erste Stockwerk eines der angrenzenden Wohnhäuser vor dem ehemaligen Stadtpark erkunden. Zu ihrer Erleichterung erwies es sich als völlig unbewohnt. Aufgrund der befohlenen Funkstille erschien sie ein paar Minuten später im Treppenhaus und winkte ihr Team herein.
    Das Zentrum des Stützpunktviertels bestand neben der östlichen Lagerhalle aus fünfstöckigen Wohnblöcken, die sich um den inzwischen mit Artilleriekratern entstellten Park wanden. Die pastellfarbenen Fassaden wiesen hunderte Einschusslöcher auf und ließen darauf schließen, dass die Kleinstadt schon lange vor den Endzeitkonflikten heftigen Gefechten ausgesetzt gewesen war. Mit großer Wahrscheinlichkeit lag hier der Ursprung einer der vielen Gangs, die später in die klimaveränderte Steppe zogen und ihr eigenes Territorium zu besetzen begannen.
    Die Sicarii hatten rund um den zerstörten Bunker Lagerfeuer angelegt, die die ausgeblichenen Hausfassaden in einem warmen, nahezu beruhigenden Licht flackern ließen. Ein paar Schritte weiter westlich neben den Betonüberresten reihten sich hölzerne Sitzbänke im Kreis um eine ungleich größere, aber erloschene Feuerstelle. Genau wie der Rest des Stützpunktzentrums waren sie, bis auf ein einzelnes Paar Beine, das vor dem Schutthaufen herausragte und vermutlich zu einem schlafenden Sicarii gehörte, völlig menschenleer.
    Nach und nach suchte Angel das gesamte Areal mit ihrer Zieloptik ab, immer auf der Suche nach einer Art Kommandozentrale, die sie infiltrieren, oder einem Gefängnis, deren Insassen sie befreien könnte. Gerade als sie die abgedunkelten und mit Sicherheitsgittern versehenen Schaufenster auf der Westseite in Augenschein genommen hatte, tippte ihr Cassidy nervös auf die Schulter und zeigte auf das Zentrum.
    Angel traute ihren Augen nicht, als sie die Überreste des Bunkers erneut untersuchte. Da saß Dog, direkt vor ihrer Nase und an daumendicke Seile gefesselt! Die Sicarii hatten ihn ausgestellt wie eine Zirkusattraktion, als wollten sie ihren großen Fang stolz auf dem Silbertablett präsentieren.
    »Eine Falle«, hauchte Angel, setzte ihr Präzisionsgewehr ab und hockte sich mit dem Rücken an die Wand. Sie ließ ihren Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken sinken und tadelte sich für ihre eigene Unvorsichtigkeit.
    »Woher sollen die wissen, dass gerade du zu seiner Rettung kommst?«, flüsterte Cassidy ihr zu. »Die kennen dich doch gar nicht. Ich hab denen nichts erzählt!«
    »Jade«, erwiderte Angel säuselnd, als wollte sie

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