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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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und sammelte in der Zwischenzeit Informationen, die sie später zu einem großen Ganzen zusammensetzen würde.
    Angel stolzierte unterdessen in der Mittagssonne an der hellgrauen Felswand auf und ab. Kim hatte bereits erste Sicherungsstifte in den Fels gehauen, an denen ein neongrünes Seil herunterhing. Da Cassidy aus einem Angel unbekannten Grund den ganzen Tag in dem kalten Tunnel verbrachte und der Rest ihres Teams schlief, wagte sie es, sich allein daran hochzuziehen. Es genügten jedoch schon ein paar Meter und ein furchtsamer Blick nach unten, bis ihr schwindelig wurde und sie sich nach einem dumpfen Aufprall am Boden wiederfand.
    Zornig sah sie in den Himmel und verfluchte ihre irrationale Unfähigkeit, selbst kleine Höhen ohne feste Begrenzungen wie Treppengeländer zu überwinden. Ein zweites Mal griff sie entschlossen nach dem Seil. Diesmal vermied sie es, nach unten zu sehen, und starrte angestrengt auf das vor ihr liegende Wegstück. Zentimeterweise kämpfte sie sich den Berg hinauf, ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahren zu verschwenden. Sie hatte keinen blassen Schimmer von echter Bergsteigertechnik, sondern zog sich apathisch mit all ihrer Kraft an dem grünen Seil hoch, an dem inzwischen nichts Geringeres als ihr Leben hing.
    Eine halbe Stunde dauerte ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Gebirge und ihrer eigenen Schwäche, doch dann griffen ihre Hände plötzlich ins Leere. Sie hatte die Felskante erreicht, auf der Kim die erste Pause verbringen wollte. Ganz allein und ohne Hilfe! Triumphierend zerrte sie am letzten Seilstück, hob ihr rechtes Bein an und kletterte auf die rettende Flachstelle, die in diesem Augenblick für sie das Paradies auf Erden war.
    Lange währte Angels Glücksgefühl jedoch nicht, denn sie hatte weder ihren Rucksack dabei noch Cassidy über ihre impulsive Aktion informiert. Bei einem furchtsamen Blick von der Felskante hinunter hätte sie um ein Haar das Gleichgewicht verloren und wäre abgestürzt. Niemals würde sie es allein zurückschaffen. Sie saß auf einer Flachstelle fest, auf der sie sich nicht einmal ausgestreckt hinlegen konnte. Fluchend lehnte sie sich an die Felswand und rieb mit den Fingerspitzen an ihren Schläfen, während sie nach einer Lösung suchte.
    Zunächst wackelte sie an dem Seil und hoffte, dass es dreißig Meter unter ihr genügend Lärm verursachen würde, um Cassidy anzulocken. Zurückhaltend rief sie den Namen ihrer Schülerin, um nicht aus Versehen die anderen aufzuwecken. Das häufig unverblümt schadenfrohe Mädchen genügte vollkommen als Zeugin ihrer misslichen Lage; doch nichts geschah. Angel rief etwas lauter und konnte ein paar Sekunden später ihr eigenes Echo hören, aber Cassidy ließ sich immer noch nicht blicken. Stattdessen vernahm sie kurz darauf ein allzu bekanntes Morgengrunzen, einen sich öffnenden Hosenstall und das Geräusch des kleinen, männlichen Geschäfts. Sie krallte sich verkrampft an dem Haken fest und spähte über die Felskante. Direkt unter ihr stand Cole vor einem verholzten Busch und ging seiner morgendlichen Erleichterung nach. Unangenehmer hätte es für Angel wohl kaum werden können, trotzdem zog sie einen einzelnen Zeugen der ganzen Gruppe vor.
    Erneut wirbelte sie das Seil umher, vergaß dabei aber, dass kleine Bewegungen an ihrem Ende dem Schlag eines Schwanenflügels am dreißig Meter entfernten anderen Ende vergleichbar waren. Der Strick traf Cole am Hinterkopf und ließ ihn kopfüber in den Busch stürzen. Mehr geschockt als verärgert rollte er sich zur Seite, riss seine Pistole aus dem Holster und suchte nach dem hinterlistigen Angreifer.
    »Pssssst!«, zischte Angel. »Hier oben!«
    Aufgrund des Sturzes war seine tarnfarbene Armeehose völlig eingesaut worden, was Cole die Zornesröte ins Gesicht trieb, während er sie auf dem Hintern sitzend begutachtete. Angel hingegen rollte mit den Augen. Ihr war dieser Zustand seiner Bekleidung nicht unbekannt. Cole murmelte einen unverständlichen Fluch, ehe er die linke Hand an die Stirn hielt und Angel auf der Felskante über sich entdeckte.
    »Hilfst du mir vielleicht mal hier runter?«, rief sie ihm so leise wie möglich zu. Er rappelte sich auf und klopfte den Staub aus seiner Uniform. Dabei fiel ihm auf, dass er sich nicht nur mit seinen eigenen Ausscheidungen befleckt hatte, sondern auch noch ein neues Loch in seiner Hose klaffte, die bei seinem unfreiwilligen Rollmanöver an dem Strauch hängengeblieben war.
    »Klar helf ich dir! Bleib,

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