Revelations
wo du bist!«, brüllte er lautstark, so dass Angel beinahe zum zweiten Mal das Gleichgewicht verloren hätte. Anschließend spurtete er zum Tunnel, nur um ein paar Minuten später mit dem gesamten Team zurückzukehren. »Da schaut! Sie hat es ganz allein geschafft!«
Sofort versteckte Angel sich in ihrer Stellung und schwor sich, Cole bei lebendigem Leibe die Knochen auszukochen und seinen Schädel als Kühlerfigur des Humvees zu benutzen!
»Angel?«, hörte sie Kim mit ihrem typisch sarkastischen Unterton rufen. »Soll ich dir dein Frühstück ans Bett bringen, oder isst du mit uns?«
In Angels Gedankenwelt verwandelte sich Coles Folter bei diesen Worten in einen Gemeinschaftseintopf. Wahrscheinlich würde Dog jeden Moment mit einstimmen und tatsächlich dauerte es keine Minute, bis er sich mit Cole ein Wortspielduell auf ihre Kosten lieferte.
Als sie kurz davor war, sich über die Kante zu beugen und den dreien die Pläne für ihre gesundheitliche Zukunft mitzuteilen, bemerkte sie auf einmal Bewegungen in dem Kunstfaserseil. Sie rechnete fest mit Kim, die sich trotz ihrer schadenfrohen Bemerkungen sofort auf den Weg gemacht hatte, doch weit gefehlt. Eine dunkelhäutige Hand griff blind nach dem letzten Stahlstift und einen Moment später zog sich Faith zu ihr hinauf. Sie formte einen Kreis aus Daumen und Zeigefinger in der Luft, um Kim am Boden die sichere Ankunft zu signalisieren und setzte sich anschließend neben Angel an die Felswand.
»Warum hast du das getan?«, wollte sie beinahe tadelnd wissen. Angel konnte nicht glauben, dass gerade die eiskalte Assassine zu ihrer Rettung gekommen war, aber aus irgendeinem Grund war sie sehr froh darüber. Faith zeigte nicht mal einen Anschein von Schadenfreude.
»Du kennst doch meine Höhenangst«, erwiderte Angel frustriert. »Irgendwann muss ich die doch mal loswerden.«
»Jeder hat irrationale Schwächen«, murmelte Faith nachdenklich. »Sie zu überwinden macht uns stark, aber es gibt für alles den richtigen Ort und die richtige Zeit.«
»Wovor hast du denn Angst?«
Faith blickte sie misstrauisch aus den Augenwinkeln heraus an. Sie wusste genau, neben wem sie saß, und wie schnell die Antwort sie in der Zukunft heimsuchen könnte.
»Menschen«, sagte sie und wendete dabei ihren Blick in die entgegengesetzte Richtung. »Menschenmengen, große Ansammlungen. Deswegen bin ich lieber allein.«
»Und was ist mit Dog und den Vultures? Wie ich gehört habe, hast du dich denen doch fast aufgedrängt.«
»Hmph ... die Vultures. Mittel zum Zweck«, spottete sie verächtlich. »Nach ein paar Tagen haben sie mir ganz von selbst Platz gemacht.«
Angel war schon dabei die nächste Frage zu formulieren und etwas tiefer in Faiths Vergangenheit zu graben, aber das ließ diese nicht zu. Sie erhob sich und blickte völlig freistehend gen Himmel, so dass Angel bereits vom Zusehen schwindelig wurde.
»Willst du wieder runter oder sollen wir gleich weiter nach oben?«
Nach einem abschätzenden Blick auf die Stellung der Sonne, und weil es bergauf erfahrungsgemäß leichter als bergab ging, entschied sich Angel für den Aufstieg. Damit entging sie vorerst auch den Sticheleien ihrer Kameraden, die sich noch immer zu amüsieren schienen.
Cassidy schlenderte unterdessen nervös vor der Felswand entlang und suchte nach Antworten. Erst die plötzliche Blockade im letzten Tunnelabschnitt und nun der unerwartete Alleingang. Warum war gerade Faith hinaufgeklettert? Wollte sie Angel vielleicht in einer verletzlichen Position manipulieren? Ein Blickkontakt mit ihrem Bruder bestätigte, dass ihn dieselben Sorgen plagten. Faith hatte alle Zeit der Welt gehabt, um Verstärkung zu rufen, die ihr zur Flucht verhelfen könnte - gleich nachdem sie Angel von der Flachstelle gestoßen hätte!
Die Geschwister waren entsprechend überrascht, als sie lautstark nach der Bergsteigerausrüstung verlangte und gemeinsam mit Angel den Aufstieg fortsetzte. Dabei sicherte Angel zunächst Faith beim Klettern und ließ sich anschließend von Victors Mörderin höchstpersönlich die Felswand hinaufhelfen. Ihre gefürchtete Höhenangst schien auf einmal nur noch wenig Einfluss auf sie auszuüben. Faith rief ihr immer wieder zu, dass sie keinesfalls nach unten sehen dürfe und wie weit sie es schon geschafft hätte. Kim brauchte sich um nichts mehr zu kümmern, sondern konnte den Rest der Truppe versorgen. Auch sie traute ihren Augen kaum, schöpfte aber nicht den geringsten Verdacht. Stattdessen freute sie
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