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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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der mich so was fragen darf.“
    Er war viel zu überrascht. Heiß-kalt überlief es ihn. Er hätte gern etwas gesagt, etwas, das saß, das sie in ihre Schranken wies, aber diese unverhoffte und nicht wegzuleugnende Angst versperrte alle Wege, auf denen er sich hätte bewegen können. An das hatte er gar nicht mehr gedacht, wenn es sich tatsächlich darum handelte.
    Sie sah ihn an wie jemand, der, sich seines Sieges gewiss, seine letzte Karte ausspielte. „Oder glaubst du, ich weiß nich, was gelaufen ist, als du im September da oben warst?“
    „Da war überhaupt nichts.“ Er bereute diesen Satz sofort, bescheuert, klein und feige war das, klang das, machte es ihn. „Die Sache iss doch total unwichtig, das bedeutet mir nichts. Ich hab überhaupt kein Kontakt mehr zu Martina. Will ich auch gar nich.“
    Sie steckte sich eine Zigarette an und blickte irgendwohin.
    „Und wer hat dich darüber informiert, wenn man fragen darf?“
    „Ist doch wirklich egal, wer das war. Davon mal abgesehen: Meinst du eigentlich, ich bin blöd?“
    Wie fremd sie war.
    „He? Meinst du, ich bin blöd oder was?“, schrie sie plötzlich.
    „Hör auf zu schreien.“
    „Und jetzt tu mir bitte den Gefallen und geh. Ich muss arbeiten.“
    „Du bist immer noch sauer deswegen.“
    „Nee. Eigentlich interessiert mich das auch nicht mehr, iss ja schon sooo lange her. Damals, ja, da hat mich das geschockt. Ich mit meinem Vertrauen und meiner Gutgläubigkeit, echt lachhaft.“
    „Kannste die Geschichte nich vergessen? Das hat doch für unsere Beziehung überhaupt keine Bedeutung. Ej, ich will nich, dass das zwischen uns ist. Ich liebe dich, verdammt noch mal. Verstehste das? Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein.“
    Sie lächelte ihn an. „Ja, schon in Ordnung. Ich bin nicht sauer, ehrlich nicht. Lass uns morgen telefonieren, ja?“
    Er nickte. Er drückte sie an sich, dann ging er.
    Draußen war es fast dunkel. Drinnen, in ihm: fast dunkel. Gehen, wieder gehen, durch bereits bekannte Straßen gehen. Eine Stunde im Proust, zwei Biere, keine Gespräche, allein sein ist auch schön, niemand beachtet einen hier, iss manchmal gar nich so schlecht. Der Laden kam heute nicht gut, es war heute anders. In Veras Blick lag etwas anderes. Die schwer unterdrückte Genervtheit, die oberflächlichen Phrasen, man wollte ja nicht unhöflich sein. Wenn sie ihn ansah, dann so, als wollte sie schnell wieder wegsehen. Sie waren keine Einheit mehr, in ihrem Blick lag keine Demut mehr, dieses Zu-allem-Bereitsein hatte er lange nicht mehr gesehen. Damals schätzte er es nicht, konnte es nicht ernst nehmen, jetzt vermisste er es. Jetzt würde er alles darum geben, diesen Blick noch einmal zu sehen. Wollen die schon zumachen?, nur ein Bier noch, dann hau ich ab, stellt euch nicht so an. Irgendwo wurde er rausgeschmissen, da war es halb elf. Zum zweiten Mal heute. Dann landete er in irgendeiner abgerissenen Kneipe. Die lag zufällig in der Nähe von Veras Appartement. Da wollte er heute noch hin, da musste er hin, aber erst noch ein Bier, das ging alles so nicht weiter, beim nächsten vollen Glas sah die Sache schon wieder anders aus, immer beim nächsten, frisch gezapften, das man voller Zuversicht betrachtete, weil der Genuss noch vor einem lag, weil die Hoffnung noch voll war, wird schon werden, man musste doch wieder zusammenfinden, sie gehörten zusammen, und wenn das nicht so war, ich lass mir das nich gefallen, auf Stress habbich kein Bock, man stellte sich unangenehme Fragen, aber danach war´s auf einmal gut, eine Idee, man wusste, was man sagen würde, ich weiß jetzt, was ich der sage.
    Er stand vor dem Haus und sah auf das einzige erleuchtete Fenster. Wieso war da so spät noch Licht? Sie hatte doch Besuch! Nun war man also stockbesoffen und musste an die Hauswand pinkeln und hatte Gleichgewichtsstörungen, aber er musste sich dauernd umdrehen, denn dieses Licht da oben, das war wie eine Bedrohung. Er hatte keinen Schlüssel. Wieso hatte er keinen Schlüssel? Er klingelte. Er klingelte noch mal, noch mal und länger. Dann stellte er sich mitten auf die Straße, wo um diese Zeit keine Autos mehr fuhren, alle waren schon schön geparkt in ihren Nischen, so wie ihre Besitzer schön in ihren Betten.
    „Vera! Veeraa!“
    Ihr Kopf erschien im Fenster. „Spinnst du? Was soll das?“
    „Mach die Tür auf!“
    „Sei nicht so laut, Mann. Ich muss arbeiten!“
    „Wer iss da bei dir?“
    „Niemand!“
    „Du bist nicht alleine. Mach die Tür

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