Rezepte Gegen Liebeskummer
mit uns passiert, veranschaulicht das folgende Beispiel.
Projektionen – alles so schön bunt hier
Ursprünglich wollten Sie im TV einen ganz bestimmten Film ansehen, der Ihnen dann aber zu langweilig wird. Also her mit der Fernbedienung, um auf der Suche nach etwas Interessantem in den anderen Programmen ein bisschen herumzuzappen. Und so hüpfen Sie im Laufe des Abends ziellos hin und her, um irgendwann müde festzustellen, dass schon mehrere Stunden vergangen sind, ohne dass Sie auch nur eine einzige Sendung richtig mitbekommen haben. Die vergeudete Zeit tut Ihnen leid und Sie gehen leicht frustriert schlafen.
Ähnlich verhält es sich mit unseren gedanklichen Projektionen. Wenn uns der momentane Gegenwartsfilm zu anstrengend, zu erfolglos oder zu langweilig wird, schalten wir den Programmkanal gerne um. Dabei wählen wir bevorzugt die Rückschau in schönere Zeiten oder ziehen durch die Erinnerung an traurige Ereignisse unsere Stimmung noch weiter nach unten. Ab und zu schauen wir auch Zukunfts-TV und bauen fiktive Luftschlösser bzw. beunruhigen uns durch Zukunftsängste. Währenddessen läuft unser Gegenwartsfilm ununterbrochen weiter. Aber wir sind dort sowohl als Regisseur als auch als Hauptdarsteller völlig unkonzentriert. Unsere Aufmerksamkeit wird zu sehr von den Vergangenheits- und Zukunftsprojekten beansprucht.
So entgleitet uns nach und nach der Hauptfilm in der Gegenwart und unsere Schauspielerkollegen – sprich Mitmenschen – stellen enttäuscht fest, dass wir nie wirklich bei der Sache sind. Dabei sind wir selbst die eigentlich Betrogenen, denn immer, wenn wir entweder zurück oder zu weit nach vorn schauen, sind wir nicht im gegenwärtigen Moment – dem einzigen Zeitpunkt, in dem das Leben wirklich von uns gestaltet werden kann. Mit einem kleinen Beispiel aus dem Singleleben wird deutlich, wie wir damit viel versprechende Möglichkeiten zerstören können:
Nehmen wir einmal an, Sie haben jemanden auf einer Feier kennengelernt – als Frau einen Mann oder auch umgedreht, wie es halt für Sie passt. Sie hatten ein angeregtes, relativ neutrales Gespräch über vielerlei Themen, die Sie beide interessierten. Dann tauschten Sie Telefonnummern unter der Prämisse aus, sich wieder zu treffen und die Unterhaltung fortzusetzen. Und nun freuen Sie sich jetzt vielleicht darauf, bei diesem Treffen neue Anregungen oder sogar Unterstützung für eine Geschäftsidee zu bekommen. Im Geiste sehen Sie sich schon mit diesem angenehmen, intelligenten Menschen zusammenarbeiten und große Erfolge erzielen.
Die andere Person hat den Abend des ersten Kennenlernens ebenfalls in schöner Erinnerung. Sie ist jedoch gerade vehement auf der Suche nach einer neuen Partnerschaft und denkt vor allem über die Blicke, Gesten und Äußerungen von Ihnen nach. Dabei kommt sie für sich eindeutig zu der Schlussfolgerung, dass auch Sie primär ein persönliches Interesse an ihr haben müssten. Bezüglich einer beruflichen Zusammenarbeit hegt sie kaum Ambitionen und stellt sich stattdessen in schillernden Farben vor, wie ihr euch bei der nächsten Begegnung näherkommt. Muss ich noch weiter ausführen, wie das Wiedersehen verläuft, wenn sich jetzt zwei Menschen mit völlig konträren Erwartungen und Projektionen treffen?
Beide fühlen sich bestimmt sehr enttäuscht und vom anderen getäuscht. Wie schade, dass es nicht gelungen ist, fürs Erste bei den nüchternen Tatsachen zu bleiben: Zwei Menschen, die auf einer Party einen angeregten Gesprächsaustausch hatten und sich gegenseitig sympathisch fanden, treffen sich ein zweites Mal, um ein weiteres Gespräch zu führen. Punkt. Alles andere, was sich dann zusätzlich angenehm aus diesem zweiten Treffen ergeben hätte, wäre eine freudige Überraschung und ein Geschenk des Augenblicks gewesen. So aber haben sich die beiden alles fein säuberlich zurechtgelegt, nur registriert, was in die Schubladen ihrer Wünsche passte, alles bunt ausgemalt und das Ergebnis dann mit ganz viel Gefühl aufgeladen. Abweichungen und Widersprüchlichkeiten wurden automatisch ausgeblendet.
Sie dachten, den anderen liebevoll und objektiv wahrzunehmen, reflektierten aber nur eigene Sehnsüchte, ohne ihn wirklich zu erkennen. Ihre Erwartungen und die uneingestandenen Befürchtungen türmten sich wie Schutzmauern zwischen ihnen auf und verwehrten jeden tieferen Einblick. Da jeder seinen Zukunftsfilm nur nach eigenen Interpretationen und Vorstellungen gedreht hat, ohne dem anderen die Chance zu geben,
Weitere Kostenlose Bücher