Rezepte Gegen Liebeskummer
durch genügend zeitlichen Spielraum und Kommunikation bei der Regie mitzuwirken, gingen sie letztendlich blind aneinander vorbei. Und die wunderbaren Soloträume sind geplatzt wie schillernde Seifenblasen.
Das 11 . Gebot: Du sollst nicht interpretieren
Auch im täglichen Umgang mit Menschen, die wir gut zu kennen glauben, laufen wir immer wieder Gefahr, uns in Projektionen zu verlieren. Je vertrauter sie uns werden, umso größer ist manchmal die Versuchung, Verhaltensweisen und Beweggründe voreingenommen zu bewerten. Oberflächliche Betrachtung und geringe Aufmerksamkeit im Gegenwartsfilm führen zu der Illusion, die Menschen an unserer Seite vollkommen zu durchschauen. Da glauben wir doch glatt, besser als sie selbst zu wissen, was sie denken, was sie bewegt oder was gut für sie ist. Damit stellen wir im wörtlichen Sinn »Vor«stellungen vor uns auf, die eine Projektion stapelt sich auf die andere, bis sich eine schier unüberwindbare Barriere aufgetürmt hat. Diese Barriere bzw. »Vor«eingenommenheit« verstellt uns jedoch die Sicht auf den anderen und verhindert achtsamen Austausch sowie echtes Verstehen. Leider kriegen viele gar nicht mit, wie fleißig sie Mauern bauen. Und bleiben felsenfest davon überzeugt, stets objektiv und wertfrei zu reagieren.
Vertrautheit ist ja im Grunde genommen etwas Wunderschönes, aber sie sollte nicht zu Schubladendenken, Unachtsamkeit und hemmungslosem Interpretieren führen. Stattdessen könnten wir offen bleiben für den Reiz des Unerforschten und dem anderen die Gelegenheit geben, uns das Geheimnis seines Wesens Stück für Stück zu offenbaren. Aufmerksame Wahrnehmung gepaart mit der Einsicht, immer nur die halbe Wahrheit zu kennen, lässt uns toleranter werden und erhält eine lebendige, gegenseitige Anziehung. Oder um es mit Dostojewskij zu sagen: »Einen Menschen lieben heißt, ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint hat.«
Manch einer bevorzugt jedoch seine Trugbilder, weil sie ihm besser gefallen als der Blick hinter die Kulissen. Oder er befürchtet vielleicht, nun auch selbst alle Masken abnehmen zu müssen und keinen Vorwand mehr fürs eigene Verstecken zu haben. Es gibt tausend verständliche Gründe für unsere Angewohnheit, laufend wild zu interpretieren. Wirklich zielführend auf dem Weg zum authentischen Sein und zu einer bejahenden Liebe ist jedoch keiner. Aufrichtige Liebe zu uns selbst und anderen braucht sich nicht hinter Scheinwelten und Wunschträumen zu verstecken. Es ist reine Übungs- und Herzenssache, sich in vollkommener Zufriedenheit mit dem, was gerade ist, zu begnügen. Nicht zurückblicken und interpretieren, nicht vorausschauen und spekulieren, sondern einfach darauf vertrauen, dass alles gut ist und wird.
Auf diese Weise können wir immer öfter darauf verzichten, ein Drama und Hollywood-Kino heraufzubeschwören. Stattdessen gewinnen schlichte, unspektakuläre Alltagsfreuden zunehmend an Tiefe und Bedeutung. Denn es ist immer nur der Augenblick, der zählt und unwiederbringlich ist.
Wie bei allem, ist auch hier die Theorie leichter als die Praxis. Vielleicht mag es für Sie momentan sehr schwierig sein, keinerlei Anhaltspunkte zu haben, wie der Mensch, den Sie kennengelernt oder »ins Visier genommen« haben, zu Ihnen steht. In diesem Fall versuchen Sie es doch einfach mal mit dem nachfolgenden Langzeit-Rezept . Langzeit deshalb, weil Sie vorher den zeitlichen Rahmen abstimmen sollten und weil Sie sich durch diese Erfahrung langfristiges Glück bescheren oder sich vor anhaltendem Unglücklichsein bewahren können.
LANGZEIT-REZEPT »VIER-AUGEN-PRINZIP«
Du bist restlos begeistert von einem Menschen, den du kürzlich in deinem Umfeld kennengelernt hast. Wie schön, Gratulation! Normalerweise würdest du jetzt wahrscheinlich verklärt grinsend durch die Gegend laufen, während du dich gleichzeitig verzagt fragst, ob die andere Person ebenfalls Interesse an dir hat. Doch da du jetzt weißt, wie fatal übertriebenes Wünschen und Interpretieren sein kann, willst du diesmal die hinderlichen Projektionen von vornherein ausschließen. Gut, dann erkundige dich doch, ob es nicht beispielsweise ein öffentliches Event gibt, das du unverbindlich als Unternehmung vorschlagen kannst. Willigt der andere darin ein, ist das schon ein gutes Zeichen.
Gleichzeitig bittest du auch einen guten Freund oder eine Freundin, ebenfalls an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Du erzählst dem / der Umschwärmten beiläufig, dass ihr dort wahrscheinlich auch auf
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