Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
leicht, sah blicklos vor sich hin, rammte die Waffe in den
Boden und schloss wieder die Augen.
Es war totenstill. Keiner sagte etwas. Alle starrten sie gebannt auf den knienden
Ringlord. Erma sah verzweifelt zu Lennart auf. Beide schienen die gleichen
Gedanken zu haben: Aeneas hielt sich lediglich an dem Schwert fest.
Anna suchte Adrians Hand und Holly schmiegte sich weinend an Gerrit. Ihr
Lord kippte lautlos zur Seite.
»Oh, nein!«, schluchzte Erma und kniete sich neben ihn. »Was sollen wir nur
tun?«
»Ist jetzt was passiert?«, fragte Lynnea Lennart leise.
Der stand wie erstarrt. Er konnte nicht antworten.
»Sollen wir es noch mal versuchen?« Adrians Stimme war heiser.
»Das hat keinen Zweck«, erwiderte Erma tonlos. »Es hat wohl nicht einmal für
einen Versuch gereicht. Vielleicht hätten wir etwas warten sollen.«
»Dazu hatten wir keine Zeit.« Lennart deutete auf den Drachenberg.
Der Berggipfel explodierte. Es gab einen unglaublichen Knall und Feuerfunken
stoben durch die Luft. Eine Feuersäule schoss senkrecht in den Himmel und fiel
wieder in sich zusammen. Riesige Lavabäche ergossen sich ins Tal.
Fassungslos sahen die Menschen dem Schauspiel zu.
Dann senkte sich Stille über das Gebiet.
Lennart schloss die Augen. Er fühlte sich leer und ausgebrannt. Neben sich
hörte er Anna und Holly schluchzen.
Adrian murmelte heiser: »Das ist nicht fair.«
Gerrit starrte stumm auf den Berg. Tränen liefen über seine Wangen.
Was immer sich auf dem Berggipfel befunden hatte – Dracheneier, Menschen,
Freunde - war unwiederbringlich verloren.
Weder Lynnea noch Suni oder Karem verspürten die geringste Befriedigung
darüber, dass der Drache und seine Eier vernichtet waren. Der Preis schien ihnen
zu hoch zu sein.
Karem legte Adrian den Arm um die Schulter. »Es tut mir leid,«, sagte er mit
belegter Stimme. »Es tut mir unendlich leid.«
»Da kommt was«, raunte Gerrit. Er klang völlig uninteressiert. Es war nur eine
Feststellung.
»Das gibt es nicht!«, brüllte Adrian und jubelte.
Lennart öffnete die Augen und glaubte zu träumen. Aeneas‘ gläserner Greif
kam und trug Erik, Ailina und Damian durch die Luft.
So still, wie es zuvor gewesen war, so laut war es jetzt.
Erik hatte kaum den Boden berührt, als Adrian ihn wild umarmte. »Du lebst?
Ich kann es nicht glauben«, schrie er glücklich.
»Da sind wir schon zu zweit«, brüllte der lachend zurück und schüttelte seinen
Freund ungestüm. »Ich hatte gerade mit meinem Leben abgeschlossen, als der
Greif auftauchte. Gott sei Dank kannte ich ihn ja. Damian wollte ihn mit Steinen
bewerfen. Mann, ist das schön, euch wiederzusehen.«
Er wurde erst einmal durchgereicht. Es schien, als mussten sich alle davon
überzeugen, dass er wirklich aus Fleisch und Blut vor ihnen stand.
Lennart wirbelte ihn ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten im Kreis
herum. »Dass ich mich mal so freuen würde, ausgerechnet dich wieder zu sehen,
hätte ich nie gedacht«, stellte er lachend fest.
»Du warst echt super«, keuchte Erik außer Atem. »Erst dachte ich, du hättest
einen Knall, und dann hast du nur den Drachen hereingelegt. Das war so geil.«
Gerrit wollte ihm gern in einem einzigen Satz erzählen, was sie so erlebt hatten,
wurde aber von Adrian davon abgehalten.
Holly ließ ihren Freund gar nicht mehr los. Sie küsste ihn so stürmisch, dass die
Kameraden wild applaudierten und Anfeuerungsrufe schrien. Erik wurde puterrot
und grinste dämlich über das ganze Gesicht.
Damian und Ailina wurden in die herzliche Begrüßung eingeschlossen und
Damian errötete zutiefst erfreut.
Aeneas hatte sich in der Zwischenzeit zumindest so weit aufgerappelt, dass er
mit freundlicher Unterstützung durch Lennart aufrecht stand.
»Setz dich lieber wieder«, raunte der.
»Will ich nicht«, erwiderte der Ringlord bestimmt.
»Du kannst aber nicht stehen«, beharrte sein Freund weiter.
»Was tu ich denn gerade?«, gab Aeneas ungerührt zurück.
Sein Adjutant knirschte mit den Zähnen und bog das Kreuz durch, um ihn zu
halten.
Erik kam und sah den Ringlord prüfend von oben nach unten an. »Du siehst
nicht so doll aus«, befand er kläglich und ging zögernd auf ihn zu.
»Du auch nicht«, erwiderte der und zog den Jungen in den Arm. »Keiner von
uns, aber das werden wir ändern. Ich glaube wirklich, dass wir jetzt durch sind.
Zeit, sich zu erholen.«
Lennart packte etwas fester zu und räusperte sich vernehmlich. Aeneas
Weitere Kostenlose Bücher