Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
weisesten Frauen unter dem Mond und der Sonne. Was immer du getan hast, den größten Verrat hast du an ihr begangen. Sie, die das Leben hütet, hast du mit deinen unbedachten Taten hintergangen.«
    »Geh fort!«
    »Du wirst mir zuhören, Oda. Denn dein Geliebter hat meinen Mann ermorden lassen.«
    Oda sah zu ihr hoch und schrie auf. »Maurus? Nein!«
    »Seither hat dein Geliebter mich mit seinen Heiratsanträgen verfolgt.«
    Oda keuchte leise.
    »Er hat mir Gold geschenkt, wie dir auch, um mich willig zu machen.«
    »Nein.«
    Es war nur ein Flüstern.
    »Als ich mich weigerte, hat er dich dazu angestiftet, mich zu entführen.«
    Oda schwieg.
    »Ich habe mich befreit, seine Rechnung ging nicht auf. Vorgestern hat er versucht, mich zu ermorden.«
    »Er ist kein Mörder.«
    »Oh doch, und du hast ihm geholfen. Du hast den Tod von vier tapferen Männern zu verantworten!«
    »Nein!«
    »Aswin, Thorolf, Holdger und Erkmar sind von deinem Geliebten abgeschlachtet worden.«
    »Nein. Du lügst!«
    »Erkmar starb in meinen Armen.«
    Rufina holte die Fibel aus dem Beutel und hielt sie so, dass Oda sie sehen musste.
    Das erste Grauen schlich sich in Odas Augen.
    »Dein Geliebter ist ein Mörder, und sein Vermögen erwarb er durch Vernichtung und Raub. Dich hat er benutzt! Dich, Wolfrunes Tochter - ein dummes, überhebliches Weib, dessen Gier nach Gold und Liebesrausch ein Unglück beschwor.«
    Oda war vor Rufina zurückgewichen, als ob sie in einer dunklen Ecke Schutz suchen wollte. Sie zitterte, und die Tränen verschmierten ihre geschminkten Augen.
    In diesem Augenblick betrat Maurus den Raum, und sie schrie noch einmal auf.
    »Ich bin kein Geist aus dem Reich der Toten. Deinem Geliebten ist es nicht gelungen, mich umzubringen. Den Wölfen auch nicht. Aber alles sonst, was Aurelia Rufina gesagt hat, ist wahr. Du hast sie im Bad überwältigt, du hast geholfen, sie zu entführen, stimmt es?«
    »Ja.«
    Es war kaum zu hören, aber Rufina genügte es. Sie drehte sich zu Halvor um, der sie fassungslos ansah.
    »Sie wurde verführt, Halvor. Sei gnädig mit ihr. Sie ist noch jung.«
    »Du bittest für sie, Aurelia Rufina?«
    »Sie ist Blut von deinem Blut. Sie ist Wolfrunes Tochter. Sie kann so schlecht nicht sein.«
    Der Germane erhob sich und stand mit gebeugten Schultern und gesenktem Kopf vor Rufina.
    »Ich danke dir. Du hast ein wahrhaft großes Unglück abgewendet. Ich war nahe daran, meine eigene Tochter zu Tode zu peitschen.« Er drehte sich zu Oda um. »Steh auf!«
    Maurus half ihr, auf die Füße zu kommen.
    »Ich sollte dich verstoßen, Tochter, deinen Namen aus der Erinnerung der Sippe streichen. Aber die Domina sprach für dich, und so befehle ich dir, Folkher zu heiraten. Der Friese wird im nächsten Monat wieder vorbeikommen. Mit ihm wirst du in das Land seiner Väter ziehen. In den Norden, an das graue Meer. Er hat schon zweimal um dich angehalten. Du wirst ihm ein gehorsames Weib sein!«
    »Ja, Vater.«
    »Nun geh, wasch dein Gesicht und wechsle deine Kleider. Herlind wird deine Wunden behandeln.«
    Eine grauhaarige Frau erschien in der Tür, so geschwind, dass Rufina sicher war, sie hatte draußen lauschend gewartet. Wie vermutlich einige andere auch. Sie führte Oda fort, und auch Halvor verließ den Raum. Dafür kam Burrus hinzu und musterte Rufina mit einer unbestimmten Achtung.
    »Patron, du hast ein seltsames Weib. Für einen Augenblick schien sie mir weit größer als diese junge Walküre.«
    »Es schien dir nicht nur so. Sie war es.«
    Aber Maurus wirkte bedrückt und niedergeschlagen.
    »War ich nicht, Maurus. Ich habe nur... na ja, ich musste ihr doch bewusst machen, was sie angerichtet hat.«
    »Du hast sehr weise gehandelt, Rufina, weiser als du denkst. Oda ist verführt worden, und ich trage einen Großteil der Schuld daran.«
    »Wie das?«
    »Damals, als ich für Claudus etwas über diese Bande herausfinden sollte, lebte sie noch hier auf dem Hof. Sie war ein strahlend schönes junges Weib, gerade achtzehn Jahre alt. Ich brauchte, wie du weißt, eine Partnerin für meine Rolle als reicher Dummkopf. Eine, die unerschrocken war und sich nötigenfalls auch ihrer Haut wehren konnte.« Er lachte bitter auf. »Als ich sie zum ersten Mal sah, lieferte sie sich mit einem jungen Raubein einen Übungskampf mit Holzschwertern und zerschlug das ihre auf seinem dicken Schädel. Sie willigte mit Freuden ein, die Scharade mit mir zu spielen.«
    »Wusste Halvor davon?«
    »Ja. Ich hatte seine Erlaubnis. Oda ist

Weitere Kostenlose Bücher