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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das ist nicht nötig.«
    »Doch, Aurelia Rufina. Ich muss an dir wieder gutmachen, was sie getan hat. Darum wird sie noch heute Rede und Antwort stehen.«
    Er gab einem seiner Männer einen Befehl, und der verschwand auf der Stelle.
    »Wird sie denn kommen?«
    »Vielleicht nicht freiwillig, aber sie wird hier sein, noch bevor die Sonne untergegangen ist... Das verspreche ich.«
    Halvor sorgte auch für ein kräftiges Mahl, und gesättigt von dunklem Brot, geräuchertem, fettem Schinken und Met, wurde Rufina von Müdigkeit überwältigt. Sie lehnte an Maurus’ Schulter und schloss die Augen.
    »Das Heu bietet ein weicheres Lager, Kleine!«, stellte Maurus fest. »Komm mit.«
    Er nahm sie auf die Arme und trug sie zu der Scheune.
    »Auf, die Leiter musst du schon selbst hochsteigen!«
    Halb im Schlaf kletterte sie nach oben und ließ sich auf der Decke nieder. Maurus folgte ihr und deckte sie zu wie ein Kind. Sie war eingeschlafen, bevor sie es bemerkte. Er blieb neben ihr sitzen, betrachtete ihre erschöpften Züge und bekam eine Ahnung davon, was sie in den vergangenen Tagen und dann auch noch in der letzten Nacht durchgemacht hatte. Beschämt schob er ihr noch etwas mehr weiches Heu unter den Kopf. Sie war nur ein kleines Mädchen. Nein, verbesserte er sich - sie war eine zierliche, sehr zärtliche und liebevolle Frau. Er fragte sich, ob sie in ihm wohl mehr als den von ihren Eltern gewählten Gatten sah, dem man sie mit sechzehn angetraut hatte. Er hatte damals eher widerwillig zugestimmt, sie zu heiraten, denn er wusste, sein Hang zum Abenteuer würde ihn nicht zu einem verantwortungsvollen Ehemann machen. Dann hatten sie ihm dieses Kind zugeschoben, klein wie eine Dreizehnjährige, mit runden, verängstigten Augen. Inzwischen war sie kein Kind mehr, das war richtig. Sie war eine Frau, die drei Kinder geboren und eines davon verloren hatte. Sie war auch eine Frau, die sich offensichtlich einen Liebhaber genommen hatte. Er argwöhnte, es könne Meles gewesen sein, auch wenn sie es bestritt. Sie tat ihm Leid, und er hoffte, es möge ihr nicht zu tief gehen. Vielleicht hatte sie ihn deshalb mit so offenen Armen aufgenommen, weil sie Trost gesucht hatte. Nun, wenn er ihr den geben konnte, sollte sie ihn erhalten.
    Ein paar Sonnenstrahlen fielen schräg durch die Ritzen der hölzernen Wand der Scheune, und Stäubchen tanzten in der Luft. Es gab für ihn nicht viel zu tun an diesem Nachmittag, doch der Abend mochte noch Aufregung bringen. Vorsichtig streckte Maurus sich neben Rufina aus, schob ihr seinen Arm unter den Kopf und zog sie ein wenig zu sich herüber. Leise maunzend kuschelte sie sich an ihn, wachte aber nicht auf.
    »Schon gut, Füchschen!«, murmelte er und hielt sie fest.
    Dann schlief auch er ein, und diesmal war es ein erholsamer Schlummer, der sie beide umfangen hielt.
     
    Rufe und Stimmengewirr weckten sie. Die Sonnenstrahlen fielen noch schräger durch die Ritzen, und die Tür zur Scheune knarrte, als jemand eintrat.
    »Aufstehen, Rufina, es sieht so aus, als ob sich etwas tut.«
    Sie streckte sich und fand ihre Lebensgeister durch den Schlaf im Heu merklich belebt.
    »Hast du auch geschlafen?«
    »Es blieb nicht aus, dein Schnaufen hat mich in seinen Bann gezogen!«
    »Schnaufe ich im Schlaf?«
    »Eigentlich maunzt du eher. Ah, Burrus, was gibt es?«
    Der runde, haarlose Kopf des Gladiators erschien an der Leiter.
    »Sie haben Oda geholt. Halvor meint, ihr solltet dabei sein, wenn er sie befragt. Im Nebenraum.«
    Halvors Haus war das größte in der Ansiedlung, ein lang gestreckter Bau, in dem sich im vorderen Bereich die Ställe befanden, dann ein Raum mit einem zentralen Kamin, gefolgt von einem mit einer an der Wand umlaufenden Bank und Tischen. Eine Stiege führte hinauf, wo sich unter dem Dach vermutlich die Schlafstätten befanden. Burrus wies auf einen Platz an der Feuerstätte, von dem aus Maurus und Rufina ungesehen die Vorgänge im Gemeinschaftsraum verfolgen konnten.
    Oda war in eine kostbare Stola gekleidet, hatte die silberblonden Haare zu einer komplizierten Frisur aufgesteckt und sich sorgfältig geschminkt. Sie sah schön und majestätisch aus. Sie war fast so groß wie ihr Vater und hielt sich sehr aufrecht. Halvor machte einen harten, bitteren Eindruck. Es hatte wohl schon einen heftigen Wortwechsel gegeben, denn Oda brachte eine zornige Entgegnung vor. Sehr leise übersetzte Maurus für Burrus und Rufina.
    »Sie will nicht hier im Dorf versauern. Zwischen Kühen, Schweinen und

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