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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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anstieß. Dadurch gewann sie einen kleinen Vorsprung. Das Bad war ihr vertraut, sie wusste um die Ecken und Vorsprünge, und ein Hauch von Hoffnung keimte in ihr auf. Haken schlagend huschte sie um Becken und Bänke und ereichte den Salbraum. Sie schlängelte sich zwischen den Liegen hindurch, wäre dennoch noch einmal beinahe ausgeglitten und hielt sich an einem Bord fest.
    Auf dem Bord stand ein großer Tiegel mit Salböl. Im selben Moment kam ihr die rettende Idee. Sie ergriff ihn und lief aus der Tür, die zu den Ständen der Händler führte. Meles hatte ebenfalls den Salbraum erreicht. Sie hörte sein heftiges Atmen. Rasch leerte sie den Tiegel auf dem Marmorboden aus und rannte weiter bis zu dem letzten Stand - den vom Weinhändler Cyprianus. Entweder gelang es ihr, hier die Tür zu entriegeln und auf die Straße zu gelangen, oder...
    Meles bog um die Ecke, um ihr durch den Gang zu folgen. Seine Sandalen verloren den Halt auf dem schmierigen Boden, er rutschte, wild mit den Armen rudernd. Mit Befriedigung sah Rufina ihn, die Füße voraus, niederfallen und mit dem Hinterkopf auf den Steinfliesen aufschlagen.
    Die Amphore war noch fast ganz voll, die sie ihm über den Schädel schlug.
    Dann allerdings blieb sie einen Moment zitternd neben ihm stehen.
    »Tu was, du dummes Huhn«, schalt sie sich dann selbst. »Wenn er aufwacht, fängt alles von vorne an.«
    Sie betrachtete ihn, soweit das im Dunkel möglich war, und bemerkte, wie ein Faden Blut aus seinen Haaren sickerte. Hastig tastete sie nach seinem Gürtel und löste ihn. Sie nahm ihre Kraft zusammen, drehte den Bewusstlosen um und benutzte den Ledergurt, um seine Arme oberhalb der Ellenbogen fest auf dem Rücken zusammenzuschnüren. Dann sah sie sich nach weiteren Bändern um und fand bei Viatronix, dem Arzt, Lederbinden, mit denen er Gelenke stilllegte. Mit einer von ihnen band sie Meles die Füße zusammen.
    Dann aber wurde ihre Aufmerksamkeit von Geräuschen auf der Straße abgelenkt. Stiefelklappern, ein Befehl, Schreie. Wieder packte sie das Entsetzen. Sie saß in der Falle, denn wenn sie durch den öligen Gang lief, würde sie nicht weit kommen. Wenn sie jedoch auf die Straße trat - wer wusste, was sich da gerade abspielte?
    Stimmen ertönten in den Baderäumen, Schritte trampelten, Licht fiel aus der Tür vom Salbraum, und sie erkannte Maurus, der auf sie zulaufen wollte.
    »Vorsicht, glatt!«, rief sie ihm entgehen, aber er hörte nicht auf ihre Warnung, sondern machte seinen ersten Schritt auf den glitschigen Marmor.
    Er fiel auf seinen Hintern und gab eine ganz ungewohnte Sammlung blumiger Flüche von sich. Zwei Legionäre tauchten hinter ihm auf und blieben klugerweise an Ort und Stelle stehen.
    »Rufina!«
    Maurus rappelte sich auf und kam vorsichtig zu ihr. Mit Entsetzen im Blick sah er sie an.
    »Füchschen, bist du verletzt? Du blutest!«
    »Ich? Nein.«
    Er zog sie an sich und hielt sie fest, und mit einem erleichterten Aufseufzen lehnte sie sich an seine Brust und überließ sich der Wärme, die sie umfing.
    »Füchschen, hast du Schmerzen?«
    »Nein. Mir geht es gut.«
    »Aber du bist voller Blut...«
    »Nein, das ist Rotwein.«
    Er schob sie ein Stückchen von sich.
    »Oh.«
    »Ich werde ihn Cyprianus bezahlen!«
    »Rufina, was soll das heißen?«
    »Meine einzige Möglichkeit, Maurus. Er war hinter mir her.«
    »Wer?«
    »Der hier!«
    Sie deutete auf das Bündel Meles.
    Maurus ließ sie zu ihrem Bedauern ganz los und beugte sich darüber.
    »Jupiter dolchineus! Lampronius! Wie...?«
    »Ich hatte vergessen, die Türen zu kontrollieren, darum bin ich noch mal aufgestanden, um nachzusehen. Er muss durch das Holzlager gekommen sein.«
    »Richtig, die Tür war offen. Aber wie hast du ihn überwältigt?«
    »Ich bin ihm entwischt. Aber dann fiel mir das Salböl ein. Na ja, du hast ja gesehen, wie es wirkt. Zur Sicherheit habe ich ihm die Amphore auf den Kopf gehauen.«
    »Füchschen!« Maurus stand vor ihr, und in seinem dunklen Gesicht blitzten plötzlich seine weißen Zähne auf. »Füchschen, du bist einmalig!«
    Sie musste ebenfalls lächeln, aber dann wurde sie wieder ernst.
    »Wieso sind die Legionäre hier?«
    »Sie hatten den Auftrag, Lampronius’ Haus zu beobachten. Als er es verließ, benachrichtigten sie uns. Und als ich hörte, er sei auf dem Weg zur Therme, nahm ich mir sechs Mann und eilte hierher. Vor der Tür standen seine beiden Sklaven. Wir haben sie uns geschnappt. Aber ich hatte befürchtet, er selbst sei geflohen.« Zu

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