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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Geheimnis, wenn ich dir anvertraue, dass die göttliche Flamme im Menschen sein Wille ist. Deiner ist stark, Rufina. Aber du hast ihn viel besser im Griff als ich. Du gibst ihm Raum, statt ihn zu verstecken. Mir hat meine Ausbildung im Tempel vermutlich viel zu viele Grenzen gesetzt und Hemmungen auferlegt.«
    Rufina tat etwas, das sie noch nie zuvor gemacht hatte. Sie umarmte Fulcinia fest und gab ihr einen zarten Kuss auf die Wange.
    »Ich glaube, du wirst alles lernen, was nötig ist. Du wirst alles gut machen, was du tun möchtest. Ich werde jetzt sehr gut schlafen.«
    »Ich auch«, seufzte Fulcinia. »Ich auch.«
    Der Bote kam um die dritte Stunde. Sehr höflich bat er Aurelia Rufina, sich bei seinem Herrn, Maenius Claudus, dem Statthalter von Niedergermanien, einzufinden.
    Rufina, die diese Aufforderung erwartet hatte, hatte sich am Morgen besondere Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, und nichts erinnerte mehr an den staubigen Halbwüchsigen, der tags zuvor aus den Wäldern zurückgekommen war. Ihre roten Locken waren glänzend gebürstet und sorgfältig aufgebunden, sie hatte sich nicht geschminkt, aber ein reines, sorgsam gefälteltes, dunkelgrünes Gewand angezogen und ihre beste Palla umgelegt. In einem Bündel trug sie die inzwischen golden glänzende Statue mit sich.
    Der Bote führte sie zum Praetorium und geleitete sie in die Halle. Rufina war noch nie in dem Verwaltungsgebäude gewesen und war beeindruckt von seiner architektonischen Strenge. In zwei rot verputzten Nischen standen die weißen Marmorfiguren der Caesaren Traian und Nerva, dazwischen saßen, vor den Fenstern, die zum Innenhof führten, einige Männer in weißen, andere in purpurgesäumten Togen und schienen in äußerst ernste Gespräche vertieft. Als der Bote sie ankündigte, stand einer der Männer auf und kam auf sie zu. Erstaunt erkannte sie Maurus, den die Falten seiner Toga elegant umhüllten. Er musste wohl ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben, denn mit einem kleinen Lächeln empfing er sie.
    »Claudus’ Kammerdiener ist ein Künstler des Faltenwurfs.«
    »Ich fragte mich schon... Du siehst umwerfend aus, Maurus.«
    »Und du bist ein sehr adrettes Füchschen. Hast du die Statue dabei?«
    »Natürlich.«
    »Komm, ich mache dich mit den Herren bekannt.«
    Sie folgte ihm und war sich der Augenpaare bewusst, die neugierig auf ihr ruhten.
    »Maenius Claudus, glaube ich, hast du schon kennen gelernt.«
    »Praefectus! Ich grüße dich.«
    Rufina machte eine ehrerbietige Verbeugung, und Claudus wischte sie mit einer Handbewegung fort.
    »Keine Förmlichkeit, Aurelia Rufina. Ich habe dir in vielerlei Hinsicht Abbitte zu leisten. Aber darüber wollen wir später sprechen.«
    »Der Duumvir Titus Valerius Corvus.«
    Maurus wies auf den grauhaarigen, bärtigen Mann mit einer quer über das Gesicht laufenden Narbe. Ein Stock aus schwarzem Holz mit einem Elfenbeinkopf stand neben ihm, und er stütze sich darauf, als er aufstand, um sie zu begrüßen. Im ersten Moment war sie entsetzt von der Brutalität, die sein zerstörtes Gesicht auszustrahlen schien, aber dann konzentrierte sie sich auf die unversehrte Seite und war fasziniert. Vage ging ihr durch den Kopf, er müsse, so beherrscht er auch immer aufzutreten wusste, ein Mann von großer innerer Tiefe und Empfindung sein.
    »Lucius Aurelius Falco, der Kommandant der Legio I Minerva in Castra Bonnensia.«
    »Aurelia Rufina, meine Verlobte Valeria Gratia sprach schon von dir. Sie bat mich, darüber nachzudenken, wo in meiner weitläufigen Familie du anzusiedeln bist. Aber auch darüber können wir später sprechen.«
    Rufina empfand eine sofortige Sympathie für den dunkelhaarigen Mann mit der scharfen Nase, auch wenn er einen durchdringenden Blick zu Eigen hatte. Burrus, in eine Toga gewickelt ein höchst ungewohnter Anblick, nickte ihr mit einem kläglichen Lächeln zu. Ihm lag dieses Kleidungsstück überhaupt nicht.
    »Nimm Platz, Aurelia Rufina. Wir befinden darüber, in welcher Weise wir Anklage erheben sollen«, meinte Maenius Claudus und nahm ihr das Bündel ab, um es neben sich auf die Bank zu legen. »Aber zuvor würden wir gerne einige Erläuterungen aus deinem Mund hören.«
    Ein Diener eilte lautlos an ihre Seite und schenkte ihr verdünnten Wein in einen kostbaren Glaspokal ein. Sie war ihm nach kurzer Zeit dankbar dafür, denn alle drei Herren hatten zahlreiche Fragen an sie, die sowohl die Ereignisse in der Therme, die Entführung, ihre eigenen Vermutungen und vor allem

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