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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Weihrauchschwaden und dumpfen Gesängen betören, wenn du das meinst.«
    »Doch, nur musst du diese Dinge der Situation angemessen einsetzen. Wichtig ist vor allem, bezwingende Bilder in ihm zu wecken. Wir Priesterinnen arbeiten gerne mit Entsetzen und Grauen, um dann göttlichen Rat und Trost anzubieten. Ein simpler Trick zwar, und diese neue Christensekte arbeitet gerne damit. Die Mithras-Anhänger genauso. Warum nicht auch du?«
    »In Angst und Schrecken versetzen und ihm dann göttlichen Trost und Verzeihung spenden?«
    »Warum nicht?«
    »Soll ich mir schwarze Aschestreifen ins Gesicht malen und meine Haare zum Gorgonenhaupt frisieren?«
    »Aber nein, Rufina. Viel subtiler - wie du es nennst. Die schrecklichen Bilder müssen in seinem Inneren entstehen. Du hast doch schon ganz instinktiv die richtige Maßnahme eingeleitet. Die Konditionen der Trennung, die du mit ihm aushandeln willst, sind es. Überlege sie dir gut, gestalte sie für ihn so grausam wie möglich. Lass ihn die Bedingungen schriftlich festhalten.«
    »Mh!«, sagte Rufina jetzt. »Mh!«
    »Gleichzeitig setzt du Weihrauch und Musik ein, um seinen Geist zu öffnen und seine Gefühle heraufzubeschwören.«
    »Nein. Oder doch, aber in anderer Form.« Rufinas Augen glitzerten. »Erla ist die Antwort auf diese Frage. Und der Gewandschneider. Begleitest du mich, Fulcinia? Ich habe das dringende Bedürfnis, für die heutige Zeremonie ein passendes Gewand zu erstehen.«
    »Ach ja, sehr gut, ein prachtvoller Ornat hebt die Priesterin immer über das Maß des Menschlichen hinaus.«
    Sie riefen die Dienerin, legten sich leichte Umhänge um und nahmen in der warmen Spätnachmittagssonne den Weg zum Forum. Es war weniger ein Ornat, den Rufina im Sinn hatte, doch um äußerst kostspielige Kleidungsstücke handelte es sich schon. Anerkennend befühlte Fulcinia in dem Laden der Schneiderin die fast durchsichtige weiße Seide der weit geschnittenen Tunika, deren Halsausschnitt und Armöffnungen sehr zierlich mit safrangelben Seiden- und haardünnen Goldfäden bestickt waren. Das passende Obergewand aus schwerer, matt glänzender Seide aus den Provinzen des Ostens war ebenfalls in kostbarem Safrangelb gefärbt, geschmackvoll, aber nicht zu üppig bestickt und gab einen schönen Effekt zu Rufinas kupferroten Locken. Sie zahlten mit Goldstücken.
    »Ich war fast versucht, mir ebenfalls eine solche Stola zu kaufen«, bemerkte Fulcinia. »Diese in dem matten Rot...«
    »Wollen wir zurückgehen?«
    »Ach nein, wozu?«
    »Süße Venus, wozu braucht eine Frau wohl ein so prachtvolles Kleid? Um sich schön zu fühlen, natürlich.«
    »Mh!«
    Rufina besuchte als Nächstes die Salbenhändlerin in der Therme, und hier führte sie ein tiefsinniges Gespräch, in dem Erla ihre ganze Wertschätzung errang.
    »Du möchtest ein Duftöl haben, das Gefühle weckt, sagst du. Welche Gefühle, Patrona?«
    Ein wenig druckste Rufina, denn sie mochte ihre Absicht der Germanin nicht offen erklären. Aber Erla hatte ein gutes Gespür für die Wünsche ihrer Kundinnen.
    »Lust und Leidenschaft?«
    »Na ja, nicht nur.«
    »Nicht nur. Eher nur das Verlangen? Willst du ihn ein wenig hinhalten?«
    »Ein bisschen, ja.«
    »Und ihn anschließend halten?«
    »Ja.«
    »Oh, da sind wir zu einem wichtigen Punkt gekommen. Verzeih, Patrona, ist es eine ernste Beziehung?«
    Rufina nickte.
    »Eine sehr ernsthafte, scheint mir. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du suchst eine Duftmischung, mit der eine Frau ihren Mann zurückerobern will.«
    Rufina schlug die Augen nieder.
    Erla sprach sehr leise: »Dein Mann, so heißt es, verschwand in den Wäldern. Unsere Wälder bergen ihre Geheimnisse. Doch die Blätter flüstern so manches.«
    Rufina sagte nichts, aber sie wusste um ihre rosigen Wangen.
    Erla griff nach einem leeren Glasfläschchen, um das sich kunstvoll weiße Schlangenfäden wanden, und drehte sich dann zu dem Bord um, auf dem ihre Parfümöle und Salben standen. Sie wählte mit zielgerichteten Griffen etliche aus und stellte sie auf die Theke vor sich.
    »Du liebst den Duft der Rose, und der wird ihm auch an dir vertraut sein, nicht wahr?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Du bist jedoch nicht nur die sanfte Rose, sondern auch eine Frau von kühlem Verstand, darum werde ich auch noch ein wenig von der strahlenden Frische der Limone beifügen.«
    Sie ließ Rufina an der Essenz schnuppern, und sie stimmte erfreut zu.
    »Und nun, Patrona, werden wir unter die Oberfläche gehen. Zunächst

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