Rheines Gold
schwarzem Haar. Sie widmete sich einem flauschigen Graupelz, der sich, Bauch nach oben, vor ihr mit ekstatischem Schielen und Schnurren auf dem Boden wälzte.
»Ist die süß!«, zwitscherte Sabina Gallina. »Wie niedlich! Au, du kleines Tigerchen, nicht beißen!«
»Das ist Silvestra, fürchte ich. Die Katze meiner Kinder, und sie hat hier nichts zu suchen. Ich werde sofort dafür sorgen, dass sie verschwindet.«
»Aber nein, nein. Das ist ja so ein goldiges Schätzchen, schaut nur, wie sie meine Finger umklammert! Du bist die Aurelia Rufina, nehme ich an?«
»Ja, Domina. Ich bin die Pächterin dieser Therme. Verzeih, wenn ich dir dennoch das Tier abnehme und fortbringen lasse. Nicht alle Gäste lieben Tiere, und die Becken sind tief...«
»Oh, ja, da hast du sicher Recht.«
»Paula, bring diese Katze in unsere Küche.«
Resolut packte Rufina das strampelnde Tier und drückte es Paula in die Arme.
»Nun, Domina, ich hoffe, du findet alles zu deiner Zufriedenheit vor?«
Die Angesprochene sah aus, als wolle sie ein wenig schmollen, weil ihr das Spielzeug fortgenommen worden war, aber unter Rufinas freundlichem Lächeln gab sie dann diese Haltung doch auf, und auch ihre Stimme wandelte sich vom verzückten Zwitschern in gesetztes Flöten.
»Nenn mich Sabina Gallina. Und ja, was ich bisher gesehen habe, ist sehr hübsch und sauber gehalten. Wirklich ein angenehmer Ort, Aurelia Rufina. Es ist ja so ein lästiger Umstand, weißt du, aber das Hypocaustum in unserem eigenen Bad muss dringend erneuert werden. Der Custus sagt, irgendwelche Ziegelsäulen seien zusammengebrochen, und es besteht die Gefahr, dass der Fußboden einbricht. Ich verstehe ja nichts davon, aber man möchte doch nicht Gefahr laufen, seine Gäste, wenn sie baden wollen, plötzlich im Keller verschwinden zu sehen, nicht wahr? Er sagt, es seien diese kleinen Erdstöße Schuld, die wir im letzten Jahr hatten.«
Rufina erinnerte sich an ein paar leichte Erschütterungen im vergangenen Winter. Einige Tonschalen hatten auf den Borden getanzt, aber größere Schäden hatte es nicht gegeben. Nichtsdestotrotz alarmierte Rufina diese Bemerkung. Wer konnte schon wissen, was sich in den unteren Gefilden des Hauses dabei verändert hatte? Mit Grauen dachte sie an den Ädilen, der schon die kleinsten Risse mit Akribie beanstandete. Sabina Gallina gegenüber aber setzte sie ein zuversichtliches Gesicht auf und meinte: »Nun, wir haben bis jetzt dererlei Sorgen noch nicht gehabt. Wollt ihr euch mit mir zusammen die Anlage anschauen?«
Sabina Gallina stimmte zu, und so führte Rufina sie und ihre Begleiterinnen durch die verschiedenen Räume. Ihre neue Besucherin war überschwänglich und kommentierte mit hoher, schilpender Stimme Wandmalereien, Statuen und Mosaike. Rufina erheiterte sich an ihrer Begeisterung und verglich sie im Stillen weniger mit einem Huhn als mit einem aufgeregten, aufgeplusterten Spätzchen.
»Ja, es ist hübsch geworden. Mein Mann und ich haben die Therme neu ausstatten lassen, als wir sie vor drei Jahren übernommen haben.«
Sie kehrten durch das Peristyl zurück in den Wärmeraum, wo Sabina Gallina sich, erschöpft von dem Rundgang, auf eine Liege fallen ließ und seufzend bemerkte: »Ach ja, nun schick mir deine Masseurin. Ich will mich ein wenig ausruhen, bevor ich in die Becken steige.«
Rufina sandte Bella einen unausgesprochenen Fluch hinterher. Sie war, trotz ihres Versprechens, nach dem Vorfall mit Sidonius nicht wieder in der Therme erschienen.
»Bedauerlicherweise hat mich meine Masseurin seit vorgestern im Stich gelassen, und es ist mir noch nicht gelungen, einen Ersatz zu finden. Aber wenn du mit meinen Diensten einverstanden bist, werde ich dich salben und die Muskeln lockern.«
»Du kannst so etwas auch?«
»Man lernt vieles, Sabina Gallina, wenn man eine Therme betreibt.«
Die Gattin des Statthalters legte ihre Tunika ab und bettete sich bequem auf die Liege. Rufina wollte eine Auswahl an feinen Duftölen holen, fand aber nur ein Tiegelchen mit Salbe. Besorgt stellte sie fest, auch diese Vorräte gingen zu Ende. Immerhin hatte Sabina Gallina keine Einwände und ließ sich von Rufinas kräftigen Händen durchkneten. Dabei gab sie gelegentlich leise Laute des Wohlbehagens von sich. Schließlich aber räkelte sie sich, wickelte ein großes Leinentuch geschickt um ihren jetzt leicht geröteten Körper und setzte sich wieder auf. Es stand so etwas wie Neugier in ihrem sanften Gesicht.
»Du machst das bewundernswert,
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