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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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uns?«
    »Ich warte hier, und anschließend suchen wir uns einen Unterschlupf, bevor die Dämmerung hereinbricht.«
    Als sein Begleiter mit einem Beutel voll Lebensmittel zurückkehrte, sahen sie sich nach einem Nachtlager um. Sie fanden eine windschiefe, anscheinend verlassene Hütte und rüttelten an der Tür. Sie ließ sich mühelos öffnen, und zu ihrem Erstaunen erkannten sie, dass sie nicht so unbenutzt war, wie sie vermutet hatten, sondern ganz offensichtlich bewohnt wurde. Vorräte in Krügen und Töpfen standen neben einem einfachen Herdstein, auf dem ein Bronzekessel in einem Dreifuß Halt fand. Ein Pelzlager daneben mochte wohl als Bett dienen, schlichtes Tongeschirr stand auf einem Bord, und ein grauer Wollumhang hing an einem Haken an der Wand. Es war eine Verlockung - vier Tage lang hatten sie kein Feuer anzumachen gewagt, die Kälte war ihnen tief in die Knochen gedrungen, und der Wunsch nach einem heißen Essen wurde beinahe übermächtig. Wer immer hier wohnte, würde Gold vorfinden, wenn sie das Haus am nächsten Tag verlassen hatten. Die Männer hofften nur, der Besitzer würde nicht allzu bald zurückkehren.
    Sie hatten das Herdfeuer entfacht, und in dem Kessel köchelte ein Getreidebrei mit etwas geräuchertem Fleisch. Von den getrockneten Kräutern, die angenehm rochen, hatten sie sich einen Aufguss gebrüht und ihn mit dem Honig gesüßt, der sich in einem der Töpfe befand.
    »Willkommen in meinem Heim, Reisende!«, sagte eine heisere, tiefe Stimme von der Tür her, und mit einem Schwall kalter Luft trat eine vermummte Gestalt ein, die von einem mächtigen grauen Wolf begleitet wurde.
    Die beiden Männer drehten sich gleichzeitig herum, beide hatten die langen Messer abwehrbereit in den Händen.
    »Tut sie weg, die Wölfin hört auf mich. Sollte sie es nicht tun, nützen euch diese Messer auch nichts mehr.«
    Nicht sehr eilig ließen sie ihre Waffen sinken.
    »Wir müssen um Verzeihung bitten für unser Eindringen, Herr.«
    Ein krächzendes Lachen war die Antwort.
    »Herr - na, wenn ihr meint. Ich werde euch nicht nach euren Namen und eurem Weg fragen, Reisende, aber mich dürft ihr Wolfrune nennen.« Sie warf ihren Umhang ab und entpuppte sich als eine ältere Frau, kräftig von Gestalt, mit graublonden Zöpfen und einem wettergegerbten Gesicht. Sie betrachtete ihre Besucher mit dem eindringlichen Blick ihrer grünen Augen, und ebenso tat es die Wölfin, die noch immer wachsam neben ihr stand. »Möglicherweise seid ihr nicht harmlos, aber ich denke, hier wollt ihr keine Untat verüben. Ich will mit euch essen!«
    Die Wölfin legte sich auf ihren Wink hin an die andere Seite des Herdes, und sie holte einen Korb von dem Bord.
    »Getrocknete Pilze, sie werden den Brei würzen.«
    Wolfrune rührte eine Weile in dem Kessel, dann setzte sie sich neben den Wolf zu den Männern und trank auch von dem heißen Kräutertrank. Dann stellte sie den Becher ab, zog ein rotes Lederbeutelchen aus den Tiefen ihres Gewandes und schüttelte es. Dann griff sie hinein und warf den Inhalt auf den Boden vor sich. Es sah aus wie eine Hand voll kleiner, rotmarkierter Ästchen, doch für sie schienen sie einen tieferen Sinn zu ergeben. Sie nahm eines heraus, legte ein zweites daneben und griff dann zögernd zu einem dritten. Doch unschlüssig schwebte ihre Hand schließlich über einem vierten. Die Wölfin hob ihr Haupt und gab einen leisen, winselnden Laut von sich. Mit einem Seufzer nahm sie das Stäbchen auf und legte es ebenfalls an die dritte Position.
    Die beiden Männer sahen gebannt zu, wie die rauen Finger der Frau die übrigen Runen zurück in ihren Beutel legte. Dann deutete sie auf die erste und sagte: »Fehu!«
    »Ja, Wolfrune?«
    »Geld ist ein Trost für jedermann,
    obwohl jeder es freigebig verteilen sollte,
    wenn er das Wohlwollen des Herren erlangen will.«
    »Kein schlechter Rat.«
    Wolfrune lachte heiser.
    »Nein, kein schlechter Rat, wenn man zu Macht und Einfluss kommen will. Vor allem, wenn es an innerer Macht fehlt.« Sie grinste den Sprecher an. »Du hast das nicht nötig, also wird wohl jemand anderes versucht haben, Macht zu kaufen.«
    Die beiden Männer sahen sie mit ausdruckslosen Gesichtern an, aber die Runenwerferin nickte wie zur Bestätigung. Dann wies sie auf die zweite Rune.
    »Raido!«
    »Wenn du es sagst.«
    »Reiten ist in der Halle jedem Krieger ein Leichtes,
    doch sehr schwierig für jenen,
    der auf einem kräftigen Pferd aufrecht sitzt
    auf meilenlangem Wege.«
    »Das ist eine

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