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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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heraus, dass Tertius’ Mutter Erla eine Ubierin war, die mit einem römischen Legionär zusammengelebt hatte. Der allerdings war nach dem Ende seiner Dienstzeit unbeweibt in die Heimat zurückgekehrt und hatte sie mit fünf Kindern alleine gelassen. Kein ungewöhnliches Schicksal, für Erla jedoch bedauerlich. Sie hatte immerhin so viel Geschäftstüchtigkeit bewiesen, von dem Geld, das ihr der Mann zurückgelassen hatte, die Grundstoffe und Werkzeuge für die Salbenbereitung zu erstehen. Mit der Kenntnis heilsamer und duftender Kräuter stellte sie ein paar Tiegel voll Balsam her. Doch es war schwer, als Neuling einen Absatzmarkt zu finden. Es gab einige größere Händler, bei denen man gewöhnlich diese kosmetischen Mittel bezog. Sie verfügten zudem über die teuren Importwaren aus dem Orient und den südlichen Ländern. Erla begnügte sich überwiegend mit den heimischen Produkten, die von den voreingenommenen Bürgern mit gerümpfter Nase betrachtet wurden. Doch sie waren erheblich preisgünstiger als die exotischen Mittelchen, und so hatte Tertius vorgeschlagen, sein Glück bei den Barbieren, den Kosmetikerinnen, vor allem aber in den Thermen zu versuchen. Viel Erfolg hatte er bisher nicht gehabt.
    »Hast du denn etwas dabei, Tertius, damit ich mir ein Bild von der Qualität der Salben machen kann?«
    Eifrig nickte der Junge, zog aus einem weiteren Beutel an seinem Gürtel einen Holztiegel hervor und stellte ihn auf den Tisch. Rufina öffnete ihn und betrachtete den Inhalt. Die Salbe war hellgelb, von zarter Konsistenz und duftete nach süßen Kräutern.«
    »Soll sie eine bestimmte Wirkung haben?«
    »Diese hier macht die Haut geschmeidig, sagt meine Mutter. Es sind Ringelblumen darin verarbeitet und Honigwachs. Sie duftet hübsch, nicht wahr? Aber sie hat auch Salben, die kühlen oder solche, die die Haut heiß machen. Solche, die Wunden heilen lassen oder Narben wohl tun.«
    Rufina strich sich etwas von der Salbe auf den Arm und verrieb sie. Verschiedene Ideen gingen ihr durch den Kopf. Schließlich sagte sie: »Tertius, ich habe in der Therme einen kleinen Stand frei. Sag deiner Mutter, sie kann dort versuchen, ihre Waren zu verkaufen. Einen Monat lang probieren wir es aus. Die Hälfte des Erlöses bekomme ich, die andere kann sie behalten. Wenn es sich für beide Seiten lohnt, können wir über einen Pachtvertrag sprechen.«
    »P... Patrona, meinst du das ernst?«
    »Natürlich. Übrigens, hast du zufällig eine Schwester, die sich auf das Massieren und Salben versteht?«
    Als ob er sein Glück kaum glauben konnte, schluckte der Junge und nickte dann eifrig.
    »Gut, dann schick sie vorbei, ich brauche eine Hilfe im Tepidarium.«
    Als Tertius, der vor Tatendrang beinahe über seine Füße stolperte, verschwunden war, lehnte sich Rufina zufrieden zurück. Das erste Mal seit Wochen hatte sie das Gefühl, dass nicht alles nur schief ging.
     
    Es war wirklich einer der guten Tage, stellte sie später am Abend fest. Die Vereinbarung mit Erla war getroffen, ihre älteste Tochter Mona musste vielleicht noch ein wenig lernen, aber was nötig war, konnte sie ihr selbst schnell beibringen. Sie war ein intelligentes Mädchen von knapp sechzehn Jahren, nicht gerade eine Schönheit, aber gepflegt und eifrig. Und dann war am Nachmittag ein Bote des Statthalters zu ihr gekommen und hatte ihr das Beutelchen mit den goldenen Ohrringen übergeben. Maenius Claudus ließ ihr ausrichten, sie solle die Schmuckstücke behalten als Ersatz für die Schwierigkeiten, die ihr durch das Auffinden seines Dieners Regulus entstanden waren.
     
    Der Mai begann auch in den nördlichen Provinzen Roms mit dem Erwachen der Blüten und Blätter. Die Birke, die im Nachbarhof stand, prangte nun in ihrem lichtgrünen Gewand, blühende Obstbäume schickten kleine Wolken weißer und rosa Blütenblätter durch die Gassen, und die Blumenfrau brachte jeden Morgen große Körbe wilder Hyazinthen, Veilchen, Buschwindröschen, Waldanemonen und sogar erste Maiglöckchen von ihren Streifzügen mit, um sie zu Sträußen zu binden oder mit Efeu und Reben zu Kränzen zu flechten. Die Göttin Flora segnete das Land, und die Frühlingssonne ergoss sich verschwenderisch über das Rheintal.
    Eine Freundin Sabina Gallinas hatte Rufina gebeten, ein Frauenfest zu den Floralia, den Feiertagen zu Ehren der Göttin Flora, in der Therme abhalten zu dürfen. Badbesuch, Festessen, Spiele, Musik und Tanz waren zur Unterhaltung der Matronen, Jungfrauen und Mädchen

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