Rheines Gold
für die Neubesetzung der Magistrate sind abgeschlossen, und nächsten Monat, heißt es, werden die Duumviri vier neue Stadträte ernennen.«
»Ich weiß, Crassus. Vier Dekurionen sind in den letzten Monaten an Altersschwäche gestorben. Es wird Zeit, dass jüngere und ehrgeizigere Männer die Ämter führen.«
Rufina reichte Fulcinia eine Schale mit Leckerbissen und stützte sich dann wieder mit dem linken Arm auf dem Polsterkissen ab. Sie amüsierte sich ein wenig über Crassus’ unzufriedene Miene. Als gebürtiger Römer war ihm das Leben in der Provinzstadt, und sei es auch eine, die vom Kaiser persönlich ausgezeichnet und zur Colonia erhoben worden war, ein Dorn im Auge. Zu allem Überfluss war er nur zu Besuch in der Stadt und nicht als Bürger gemeldet, weswegen er nicht stimmberechtigt bei den Wahlen war. Er brachte seinen Unmut zwischen zwei Schlucken Wein zum Ausdruck.
»Eine Schande ist das, was heute so in das Decurium ernannt wird. Dadurch werden sogar Barbaren und Freigelassene quasi in den Rang von Senatoren erhoben.«
»Warum nicht, Schwiegervater? Ich finde nichts Falsches daran, wenn wohlhabende und ehrbare Ubier die Verantwortung für die Stadt übernehmen. Sie wohnen hier, führen ihre Geschäfte und zahlen ihre Steuern. Ihre Anzahl ist ungefähr so groß wie die der römischen Bürger.«
»Ungebildete Barbaren sind sie!«
»Du willst doch wohl nicht behaupten, ein altgedienter Centurio der Legion, der sein Lebtag nicht mehr geleistet hat, als seine Untergebenen anzubrüllen, könne die Stadt besser verwalten als ein eingesessener Germane, dessen Familie seit Jahren hier Handel treibt?«
»Was weiß eine wie du schon von Centurionen?«
»Was weiß einer wie du schon von Barbaren!«
»Du bist ein Zankteufel, Rufina. Wird Zeit, dass dir ein Mann wieder Zucht beibringt!«
»Das muss ein weit fähigerer Mann sein als du, Schwiegervater.«
»Giftschlange!«
Rufina lachte leise auf.
»Reiz mich nicht, dann beiße ich dich auch nicht. Wen willst du denn in den Stadtrat gewählt sehen? Wirklich die alten Veteranen, die nichts lieber wollen, als sich auf ihren Landgütern einen ruhigen Lebensabend zu machen?«
»Es gibt Würdigere als die. Da magst du Recht haben. Aber ich bin trotzdem dagegen, Freigelassene mit derartig hohen Rängen zu belohnen.«
»Cousin Crassus, die Mutter deines Sohnes war auch eine Freigelassene...«
Fulcinia ließ diese Feststellung im Raume stehen, und Crassus hatte den Anstand, verlegen auf den Happen Wachtel zu blicken, den er gerade zum Mund führen wollte.
»Hirtius Sidonius und Valerius Corvus, unsere beiden Bürgermeister, werden schon eine rechte Wahl treffen«, meinte Rufina. »Obwohl ich von Sidonius nicht die beste Meinung habe. Es ist gut, dass sie immer zu zweit dieses Amt innehaben.«
»Dieser Valerius Corvus ist aber auch eine seltsame Gestalt, wenn du mich fragst. Der hat ein sonderbares Klientel um sich geschart - freigelassene Barbaren, Künstler, alte gallische Veteranen. Aber immerhin ist er unbestechlich, und es heißt, er sei ein Freund Traians.«
»Sidonius dagegen hat zu viele Gecken in seiner Gefolgschaft und kümmert sich zu wenig um die Geschäfte«, schnaubte Rufina.
»Das mag wohl sein. Auf jeden Fall denke ich, sie werden diesen Lampronius Meles mit in den Rat aufnehmen. Er hat sich recht beliebt bei den Leuten gemacht.«
»Er hat Pferderennen finanziert, ja. Damit macht man sich beliebt«, stellte Fulcinia trocken fest.
»Er ist ein Mann von selbstbewusstem Auftreten. Außerdem ist er unverheiratet.«
»Eine Qualität, die ihn unbedingt zum Decurio machen wird«, spottete Rufina.
»Mädchen, du weißt nie, wie du so etwas anpacken musst.«
»Er ist schon lange nicht mehr in der Therme gewesen, Crassus, da war nichts anzupacken, selbst, wenn ich es gewollt hätte.«
»Das wird sich bald ändern, ich hörte, er ist seit vorgestern wieder in der Stadt. Soweit ich weiß, hat er kurz vor der Jahreswende ein Landgut erworben.«
Rufina hob die Schultern. »Nun, dann hat er ja alle Voraussetzungen, in den Rat aufgenommen zu werden. Warum nicht? Er machte auf mich keinen schlechten Eindruck, auch wenn er gerne ein wenig protzig auftritt. Er ist übrigens einer der wenigen, die sich sogar hier in der Provinz Sklaven halten. Er bringt immer zwei oder drei von ihnen mit ins Bad, und sie sind die Einzigen, die ihm den Rücken ölen dürfen.« Sie grinste ein wenig. »Nun ja, das entlastet unseren Bademeister.«
Sie wechselten das
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