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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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langer Zeit geläutet. Hier ist ein frisches Handtuch. Trockne dich ab. Im Apodyterium hängen noch deine Kleider.«
    Er grinste sie mutwillig an, und Rufina musste wider Willen ebenfalls lächeln.
    »Sehr rücksichtsvoll, mich nicht einfach mit dem Besen hinauszukehren!« Er rubbelte sich die Haare trocken und entschuldigte sich: »Wir haben die halbe Nacht ein Wehr am Quellfang reparieren müssen. Diese verfluchten Barbaren legen ihre Felle wieder aus, jetzt, wo die Bäche reichlich Wasser führen. Eines hatte sich in der Winde verwickelt und den Abfluss blockiert.«
    »Was für Felle meint Ihr?«
    »Schöne langhaarige Schafsfelle.«
    »Waschen die Barbaren sie in den Bächen?«
    Rufina sah ihn irritiert an, und er lachte auf.
    »O nein, Aurelia Rufina, o nein. Sie legen sie in die Strömung, damit sich die Goldflimmer in ihnen absetzen, die hier manche Flussläufe führen.«
    Sie verstand noch immer nicht, und er erklärte ihr die primitive, aber wirkungsvolle Methode des Goldwaschens, wie sie in den Wäldern praktiziert wurde.
    »Das ist vermutlich strafbar, oder?«
    Er lachte noch einmal.
    »Sicher, aber weise das denen, die in den unwegsamen Wäldern leben, mal nach. Ich frage nicht so genau nach, wenn ich ein Fell voller Glitzerstaub finde. Aber lästig ist es schon, wenn sie in den Kanal gespült werden.«
    Er stand auf und wickelte das Tuch um seine Hüften.
    »Ah, nun, dann will ich mich mal nach Hause aufmachen. Tut mir Leid, dass ich dir hier im Wege war.«
    »Lass nur. Aber...« Rufina, die seit einigen Tagen ihren Grübeleien nachgehangen hatte, wollte sich wenigstens eine gewisse Klarheit verschaffen. Und der Baumeister war der richtige Mann dafür.
    »Ja, Aurelia Rufina?«
    »Dieser Freigelassene Regulus... Hast du inzwischen herausgefunden, wie er in die Leitung gekommen ist?«
    »Nein, wir können es nur vermuten. Aber der Arzt hat bestätigt, dass er eindeutig ertrunken ist. Also muss er wohl aus eigenem Antrieb hineingestiegen sein. Dann hat jemand das Wehr geöffnet. Vermutlich hatte er keine Chance mehr, hinauszukommen. Das Wasser strömt mit großer Gewalt durch die Leitung.«
    »Kannst du dir vorstellen, warum er in den Kanal gestiegen ist?«
    »Genauso wenig wie du. Menschen kommen manchmal auf seltsame Ideen. Er mag dort Schutz vor der Witterung gesucht haben oder es ist ihm irgendwas hineingefallen, das er herausholen wollte. Oder er war einfach neugierig.«
    »Er war auf der Heimreise. Er ist übrigens zum gleichen Tag aufgebrochen, an dem Maurus verschwand.«
    »Ist das wichtig?«
    Interessiert sah Silvian Rufina an.
    »Claudus hat ihn nach Ancona geschickt. Wegen irgendwelcher Gutsverwaltungsangelegenheiten.«
    »Mitten im Winter? Ungewöhnlich. Aber wenn es dringend war...«
    »Ja, wenn es dringend war. Baumeister, hast du in jenen Tagen irgendwo im Wald vielleicht Spuren eines Kampfes gesehen?«
    »Nein, Aurelia Rufina. Es hatte geschneit, der frische Schnee war knietief. Wir haben, verzeih, Maurus’ Kleider nur gefunden, weil sie unter einem kleinen Felsvorsprung lagen, der den Schnee abgehalten hat. Später hat das Tauwetter alle Spuren beseitigt, sollte es je welche gegeben haben.«
    »Ja, danke.«
    »Aurelia Rufina, hegst du einen bestimmten Verdacht?«
    »Muss ich den nicht haben?«
    »Nein. Es gab wirklich dreiste Wölfe in diesem Winter. Sie kamen in Rudeln, und sie waren hungrig. Ein Mann kann sich nicht gegen einen solchen Angriff wehren. Auch ein kampferfahrener wie Maurus nicht. Mach dir das Leben nicht noch schwerer mit solchen Vermutungen. Bitte.«
    Rufina ließ den Kopf hängen. Silvian war der Zweite, der ihr riet, an die Wölfe zu glauben. Aber dann klang ein Wort in ihren Ohren nach.
    »Kampferfahren? Maurus?«, fragte sie plötzlich mit harter Stimme. Verstört sah sie Silvian an. »Baumeister Lucillius Silvian, was verheimlichst du mir?«
    »Nichts, ehrlich. Es ist nur... Ich habe einmal gesehen, wie er sich gegen zwei Männer wehrte, die auf seinen Geldbeutel aus waren. An manchen Wegen im Wald lauert übles Gesindel, weißt du. Es war im vorletzten Sommer. Ich inspizierte die Leitung und hörte damals einen Schrei. Ich wollte zu Hilfe eilen, aber dein Mann hatte die Situation recht gut im Griff. Die beiden Halsabschneider haben prächtige Prügel einstecken müssen.«
    »Er hat mir nie etwas davon erzählt.«
    »Er wollte dich sicher nicht beunruhigen.«
    »Ja.«
    »Rufina... du bist noch immer so traurig. Und du bist so schön.« Er machte einen Schritt auf sie

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