Rheines Gold
etwas nagte an ihr. Ein Erinnerungsfetzen, eine Kleinigkeit, die nicht passen wollte.
»Patrona, Lampronius Meles wollte dich sprechen!«, richtete ihr Paula aus, als sie kurz darauf in die Therme ging, um Erla aufzusuchen. »Nasus sagt, dieser alte Gladiator habe schon wieder vorgesprochen.«
»Ich will den Lampronius Meles aber nicht sprechen, und Nasus weiß ganz genau, es gibt für Burrus keine Arbeit bei uns.« Doch da fiel ihr wieder etwas ein, das sie gerne geklärt haben wollte. »Ach nein, ruf mir Nasus doch mal her!«
Der Laufjunge schlüpfte davon, und kurz darauf fand sich der Bademeister in der Eingangshalle ein.
»Ja, er kommt alle paar Tage her. Ich kriege es nicht in seinen dicken Schädel rein, dass er hier nicht mehr benötigt wird, Patrona. Aber vielleicht solltest du es dir doch noch mal durch den Kopf gehen lassen. Er ist ein kräftiger, kundiger Mann, und wir haben jetzt wieder so viele Gäste, ich könnte gut Hilfe brauchen. Im Gymnasium wäre er auch einsetzbar. Manche der Männer messen sich gerne an solch alten Kämpen wie ihm.«
»Wenn er wieder auftaucht, sag ihm, ich will mit ihm reden, Nasus. Wenn er nicht zu viel Lohn fordert, bin ich möglicherweise bereit, ihn wieder anzustellen.«
»Das wäre nicht schlecht, Patrona. Er... er ist dir sehr ergeben, weißt du.«
»Gut, wir werden sehen.«
Nasus kehrte zu seiner Arbeit zurück, und Rufina bat den Jungen, die Salbenhändlerin zu holen.
Erla kam beflissen herbeigeeilt.
»Patrona, wie gut, dich gesund wiederzusehen!«, rief sie, und ihr ganzes Wesen strahlte Freundlichkeit aus. Es fiel Rufina schwer, sich vorzustellen, diese herzliche Frau könnte etwas mit der Entführung zu tun gehabt haben, aber sie wappnete sich gegen ihre Gefühle. Das Auftreten konnte täuschen.
»Ich bin ebenfalls froh. Ist deine Tochter inzwischen wieder gesund und geht ihren Aufgaben nach?«
»Natürlich, Patrona. Es war nur ein Tag, den sie unpässlich war.«
»Gut. Erla, wenn der Gong heute Abend das Ende der Badezeit ankündigt, dann bleib doch bitte noch einen Moment hier, wir müssen noch etwas besprechen.«
»Bist du mit irgendetwas nicht zufrieden, Patrona?«
»Ich bin zufrieden, aber es gibt ein paar offene Fragen, die wir klären müssen. Warte also.«
»Ja, sicher. Soll Tertius auch hierbleiben?«
»Der Junge nicht, nein.«
Erla wirkte ein wenig verunsichert und hätte wohl auch gerne Näheres erfahren, ging aber dann zögernd zurück zu ihrem Stand. Auch Rufina wollte die Halle verlassen, als Lampronius Meles aus dem Apodyterium trat.
»Ah, ich habe gehört, du seiest hier, Aurelia Rufina. Meine Liebe, welch eine furchtbare Sache!«
Mit ausgestreckten Händen ging er auf sie zu, und Rufina hatte Mühe, nicht unhöflich zurückzuweichen.
»Es ist vorbei, Lampronius Meles. Sprechen wir nicht mehr davon.«
»Nein, natürlich nicht. Ich bin sicher, jeder will von dir wissen, wie es dir ergangen ist. Du musst ja Unsagbares durchgemacht haben. Sabina Gallina war völlig zusammengebrochen, als wir sie fanden. Schön, dass du dich so schnell erholt hast.«
»Sie ist zarter als ich. Ihr Mann schickt sie zur Genesung in ein Heilbad.«
»Du solltest sie begleiten.«
»Ich habe mein eigenes Bad.«
»Natürlich. Aber dir würde es doch bestimmt gut tun, einmal richtig verwöhnt zu werden. Ach, Rufina, warum erhörst du mich nicht? Ich habe ein wunderschönes Landgut, und die große Badeanlage wird gerade fertig gestellt. Ich persönlich würde mich darum kümmern, dich zu verwöhnen.«
»Ich möchte mich nicht wiederholen müssen, Lampronius Meles. Du kennst meine Haltung!«
»Noch immer so ablehnend, Rufina? Sogar nach diesem schrecklichen Vorfall?«
»Es ändert nichts. Ich bin zufrieden, meine Therme zu führen.«
»Auch eine Villa stellt hohe Anforderungen. Ich werde viele Gäste haben, langweilen würdest du dich bestimmt nicht.«
Eigentlich wollte Rufina dieses Argument nie nennen, doch die Beharrlichkeit des Mannes machte sie ungeduldig. Also sagte sie: »Nein. Lampronius Meles, kannst du es nicht verstehen? Ich bin erst seit drei Monaten Witwe. Ich habe den Verlust meines Mannes noch nicht verwunden. Er steht noch immer an erster Stelle für mich. Bedränge mich nicht weiter.«
»Rufina, du wirst mir doch nicht ernsthaft versichern wollen, Maurus sei dir ein angemessener Gatte gewesen. Der Mann war ein Schwätzer, ein Gimpel, ein Wichtigtuer.«
»Ich war es zufrieden, seine Frau zu sein. Vielleicht hast du dich in ihm
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