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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auch noch im Tepidarium aufgehalten haben.«
    »Beides ist denkbar.«
    Die zwei Frauen sahen sich einen Augenblick ratlos an. Dann sagten sie beide gleichzeitig: »Der Mann!«
    »Richtig, Fulcinia, wir sollten herausfinden, wer der Verführer des Mädchens war. Hat Erla keinen Namen genannt?«
    »Doch. Aber mir sagt er nichts. Tremerus nannte sie ihn.«
    »Ein Römer also, kein Germane. Und ohne Gentilnamen? Ein Freigelassener?«
    »Eine Vermutung. Wir sollten ihn finden, nicht wahr?«
    »Das wird uns schwer fallen. Aber ich habe eine Idee.«
    »Welche?«
    »Der ehemalige Gladiator wird das für uns tun. Burrus. Der Bademeister sagt, er brauche Hilfe bei seiner Arbeit, und ich will ihn wieder einstellen. Maurus hat ihn, glaube ich, geschätzt. Nasus sagt, er sei mir sehr ergeben.«
    »Gut, wir sind auf verlässliche Freunde angewiesen. Denn die Möglichkeit, dass der Anschlag auch dir galt, ist noch immer vorhanden.«
    »Richtig. Da ist noch etwas, das nicht zusammenpasst, Fulcinia.«
    »Der Dolch im Ruheraum?«
    »Richtig. Aber nicht nur, weil wir aus dem entgegengesetzten Ende des Gebäudes entführt wurden, sondern weil alle vier Germanen, die Gallina und mich trugen, ihre Dolche bei sich hatten. Ich habe Erinnerung an jeden einzelnen, weil jeder einmal mit dem seinen hantiert hat. Von diesen vieren hat ihn keiner in der Therme verloren.«
    »Es könnte ihn ein anderer zuvor dort verloren haben.«
    »Jemand, der mit der Sache nichts zu tun hatte. Oder der einen Verdacht auf die Germanen lenken wollte? Die Männer, die uns entführten, leben nicht mehr. Sie können uns nicht mehr sagen, wer sie beauftragt hat.«
    Sie schwiegen, dann meinte Fulcinia: »Rufina, du spinnst ein furchtbares Netz.«
    »Ich weiß. Und ich habe das schreckliche Gefühl, es hängt alles mit einer Sache zusammen, die Maurus betrifft.«
    Fulcinia seufzte.
    »Ich habe die Göttin heute schon zu lange bemüht, sonst würde ich jetzt die Feuer entzünden. Es hilft mir, Klarheit zu finden.«
    »›Die Fackel ist jedem Lebenden durch ihr Feuer vertraut,
    sie ist klar und hell, sie brennt meistens,
    wenn die Gemeinen im Saale ruhen‹«, zitierte Rufina.
    Verblüfft starrte Fulcinia sie an. Dann wiederholte sie leise den Vers.
    »Was ist das?«, fragte sie dann.
    »Die Rune Kenaz.«
    »Ich bin erstaunt. Ich wusste nicht, wie weise sie sind.«
    »Wolfrune ist weise. So wie du auch. Wenn dieser Albtraum hier vorüber ist, dann werde ich dafür sorgen, dass ihr beide euch kennen lernt.«
    »Was sein soll, wird geschehen.«
    »Das hat sie auch gesagt.«
    Fulcinia lächelte ihr feines Lächeln, und dann sagte sie: »Es war ein lehrreicher Tag für mich, Rufina. Ich bin dir dankbar.«
    »Aber Fulcinia, wofür?«
    »Das wirst du auch noch herausfinden. Nun eine gute Nacht. Wenn du böse Träume hast, scheu dich nicht, mich zu wecken.«

21. Kapitel
    Ein unerwarteter Beschützer
    Ich habe keine Angst mehr vor Totengeistern,
die bei Nacht umherflattern,
keine Angst vor Händen, die mir nach dem Leben trachten.
    OVID, AMORES
     
    Rufina hatte keine bösen Träume. Sie fühlte sich sogar wunderbar erholt am nächsten Morgen, und das kleine Pflänzchen in ihrem Herzen, das im Wald zu sprießen begonnen hatte, schien neue, junge Knospen entwickelt zu haben.
    »Dieses narbige Subjekt ist wieder da!«, verkündete Eghild, als Rufina ins Gymnasium kam. Sie und Burrus hegten eine wohlgepflegte Hassliebe zueinander, die aus ihrer beider Gleichartigkeit herrührte.
    »Ich habe selbst darum gebeten. Du wirst dich zukünftig wieder mit ihm abfinden müssen.«
    »Ich teile den Raum nicht mit ihm. Er stinkt. Nach Zwiebeln.«
    »Er wird dir nicht im Weg sein. Wo ist er?«
    »Draußen am Holzlager.«
    Rufina, nur in der kurzen Tunika, die sie bei ihren Übungen trug, eilte zurück und zog sich schicklich an. Der Laufbursche hatte den Gladiator in den Aufenthaltsraum der Heizer gebeten, und hier traf sie ihn nun.
    »Patrona, ich danke dir für deine Güte.«
    Der gedrungene, kahlköpfige Mann verbeugte sich mit großer Ehrerbietung vor ihr.
    »Schon gut, Burrus. Es lief hier eine Zeit lang ziemlich schlecht.«
    »Ich weiß. Es macht nichts. Ich habe im Hafen gearbeitet. Jetzt hast du wieder eine Aufgabe für mich?«
    »Mehrere, Burrus. Zum einen möchte Nasus nachmittags einen Helfer in den Baderäumen.«
    »Buckel schrubben? Na gut, kann auch nicht schlimmer sein als Fischkörbe schleppen.«
    »Du wirst feststellen, dass die Geruchsentwicklung deiner Kundschaft geringer

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