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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zur Schau stellte, aber dann doch bereit war, für die Hälfte des erstgenannten Preises die Kette aufzufädeln und sogar noch mit einer Schließe aus Bronze zu versehen. Dafür nahm ihm Rufina noch ein paar bunt glasierte Tonmurmeln ab, die er, wie er sagte, von seinem Bruder, dem Töpfer, in Kommission genommen hatte. Flink stellten die Mädchen die Kette dann zusammen, während Rufina die Münzen abzählte und noch ein wenig über das angenehme Wetter plauderte. Dann legte Maura glücklich den glitzernden Halsschmuck an, und sie machten sich auf die Suche nach Fulcinia. Crispus, stolzer Besitzer eines Holzschwertes, beklagte sich empört: »Tante Fulcinia wollte dem Mann gleich den ganzen Preis zahlen. Stell dir das nur vor, Mama.«
    »Ich nehme an, du hast die Sache in die Hand genommen, mein Sohn!«
    »Das kannst du aber glauben.«
    Fulcinia hatte verlegen den Schleier vor das Gesicht gezogen, aber Rufina erkannte, dass sie nur eine ungeheure Erheiterung verbergen wollte.
    »Ich bin nicht sehr gut in diesen Dingen«, sagte sie und musste dann kichern. »Von deinem Sohn habe ich heute eine lebenswichtige Lektion gelernt.«
    Maura grinste.
    »Du hättest Mama erst mal erleben müssen. Der arme Edelsteinschleifer hätte fast noch seine Tunika ausgezogen, um sie uns zu schenken, so gerührt hat sie ihn mit unserer edlen Armut.«
    »Nun ja, Handeln ist eine Kunst, die gepflegt werden muss.«
    »Eine, die du beherrschst, ich nicht.«
    »Nun, ich denke, bei Vestalinnen besteht die Notwendigkeit nicht, sie zu erlernen.«
    »Wie so vieles, was das Leben im Alltag betrifft. Aber es gefällt mir, Rufina. Ich werde mir auch das langsam aneignen.«
    Sie schlenderten weiter, begutachteten kostbare Seidenstoffe und bestickte Borten, schnupperten an exotischen Duftölen, ließen bei dem Schleiermacher hauchzarte Gewebe durch ihre Hände gleiten - Rufina konnte einem lindgrünen nicht widerstehen - und kauften den Kindern süße Kuchen. Sie bewunderten pflichtschuldig mit Crispus schimmernde Dolch- und Stilettklingen, martialische Lederwaren und genagelte Sandalen.
    Dann verlockten Rufina die Auslagen eines Goldschmiedes anzuhalten, während Fulcinia sich nebenan einigen Glaswaren widmete. Dorovitrix war ein Gallier, der sehr zarte Goldkettchen und hübsche Siegelringe zu fertigen wusste. Ein halbes Dutzend von ihnen hatte er auf einem Tablett auf der Theke zur Straße hin ausgestellt. Sie trugen blaue und rote Gemmen mit winzigen, aber exakt ausgeführten Motiven. Crispus und Maura bewunderten sie, während Rufina in das Innere des Raumes spähte. Die wirklich kostbaren Gegenstände würde der Goldschmied nur im Hinterzimmer vorzeigen. Aber auf einem Podest neben der rückwärtigen Tür stand eine goldene Statue. Ein flügelfüßiger Merkur, soweit sie erkennen konnte, mit Hahn in Begleitung und Geldbeutel in der Hand. Um den Hals aber trug er den gallischen Torques.
    Dorovitrix bemerkte ihren Blick und holte die Figurine nach vorne, damit sie sie näher betrachten konnte. Offensichtlich hoffte er darauf, sie zu verkaufen.
    »Gefällt sie dir, Domina?
    »Es ist Merkur, nicht wahr?«
    »Der Gott des Handels und der Reisen.«
    »Warum trägt er einen Ring um den Hals?«
    Der Gallier lächelte sie verschmitzt an und erklärte: »Eure Götter sind den unseren nicht unähnlich. Auch wir haben einen, der die Reisenden beschützt und wohlwollend den Handel fördert. Warum soll ich nicht beide in derselben Figur ehren. Der Torques macht diese kostbare Statue auch für meine Landsleute attraktiv.«
    »Besteht er aus reinem Gold?«
    »Aber nein, nein. Eine Bronzeseele hat der Gott, doch golden ist seine Haut. Aus reinem Gold wäre er wohl unerschwinglich für die meisten meiner Kunden.«
    »Da hast du wohl Recht. Nun, im Augenblick kann ich mir aber leider noch nicht einmal einen vergoldeten Merkur leisten. Aber es ist eine schöne Arbeit.«
    Sie verließen den Stand und fanden sich plötzlich einem bekannten Gesicht gegenüber.
    »Valeria Gratia, sei gegrüßt.«
    Die Tochter des Bürgermeisters lächelte sie freundlich an und grüßte zurück.
    »Ein wunderschöner Tag zum Bummeln, nicht wahr?«, meinte sie und wies den kleinen Jungen an ihrer Hand an, ebenfalls seine Höflichkeitsbezeugung zu machen.
    Rufina war ein wenig verblüfft. Der Dreijährige war ein strammes Kerlchen mit einem sehr aufgeweckten Gesicht. Das aber war von dicken, goldblonden Locken umgeben.
    »Valerius Martianus, mein kleiner Bruder«, stellte ihn Valeria

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