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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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die Stoffbahn richtete.
    »Lass nur, Mama, er verwurschtelt sie doch gleich wieder«, bemerkte Maura, als Rufina ihren Sohn mit kritischem Blick musterte.
    »Das fürchte ich auch.«
    Fulcinia hingegen erregte Mauras Bewunderung. Das farbige Gewand schien aus ihr eine ganz andere Frau zu machen. Sie wirkte wie eine schöne Statue, jede Falte und Falbel saß, wie sie sitzen musste, und die fließenden Bewegungen, die ihr eigen waren, brachten den eleganten Fall der Palla erst recht zum Ausdruck. Über die Haare hatte sie einen durchsichtigen schwarzen Schleier gelegt, auch er perfekt gerichtet.
    Der Weg zum Forum war nicht weit und angenehm zu gehen. Die breiten Straßen der Stadt waren gepflastert und wurden täglich gereinigt. Ein frühlingshafter Sonnenschein ließ die weiß gekalkten Häuserfronten erstrahlen und die roten Ziegeldächer aufleuchten. Andere Fußgänger begegneten ihnen, Sänftenträger eilten vorbei, Träger schleppten ihre Lasten, ein Offizier in glänzender Uniform stauchte zwei Legionäre zusammen, die sich in Begleitung geschminkter Mädchen befanden. Fulcinia und Rufina gingen voraus, ihnen folgten die Kinder, und hinter ihnen trottete die Dienerin mit ihrem Korb.
    Das Forum wurde im Westen begrenzt durch eine weit gestreckte, halbrunde Säulenhalle, die in ihrem Scheitelpunkt von einem Triumphbogen durchbrochen war. Um den offenen Platz davor hatten sich unter den Kolonnaden Händler und Handwerker, Tavernenbesitzer und Dienstleister angesiedelt. Unzählige Menschen waren an diesem schönen Tag versammelt, manche in kleinen Gruppen debattierend, andere geschäftig mit ihren Besorgungen unterwegs, wieder andere müßig bummelnd. Sie suchten als Erstes einen Geldwechsler auf, der ihren Aureus zu vernünftigen Konditionen in silberne Denare und Sesterzen wechselte. Dann zog ein Kammmacher Rufinas Aufmerksamkeit auf sich. Auf der Theke, die zur Straße hin geöffnet war, lagen sorgfältig geschnitzte Kämme aus Elfenbein und Horn, poliertem Holz oder schwarzem Gagat. Aber dann wandte sie sich doch unentschlossen ab und folgte Maura, die einen sehnsüchtigen Blick auf die Auslagen eines Edelsteinschleifers geworfen hatte. Hier lagen in Körbchen funkelnde, bunte Steine, die man sich zu Ketten oder Armbändern aufziehen lassen konnte. Zwei kleine Mädchen im Hintergrund des Ladens fädelten eifrig die Perlen auf, während der Besitzer ein wachsames Auge auf seine Ware hielt.
    »Möchtest du eine Halskette haben, Maura?«
    »Oh ja!«
    »Dann such dir etwas aus. Wenn es nicht zu teuer ist, sollst du sie haben.«
    »Aber mach schnell, das ist so langweiliger Weiberkram hier«, maulte Crispus.
    »Würde dir der Schnitzer mit seinen Holzpferden und Übungsschwertern besser gefallen?«, fragte Fulcinia höflich nach.
    »Mann, klar, viel besser!«
    »Dann werden wir jetzt sehen, was uns dieser kunstreiche Mann anbieten kann.«
    Die beiden wurden von Rufina mit einem kurzen Winken verabschiedet. Maura indessen hatte sehr schnell ihre Wahl getroffen.
    »Das sind Rheinkiesel!«, erklärte der Verkäufer und ließ die transparenten, glitzernden Steinchen durch die Hand rieseln. »Man findet sie am Ufer des Stromes. Poliert und geschliffen sind sie ein wunderschöner Schmuck. Man kann sie auch mit diesen dunkelroten Granaten kombinieren oder dem marmorierten Rosenstein.«
    »Ich hätte gerne ein Kettchen nur aus den Kieseln«, bat Maura, und ihre Mutter nickte.
    »Was würde das denn kosten?«
    Als der Preis genannt wurde, machte Rufina ein entsetztes Gesicht.
    »Aber nein! Das ist ja ungeheuerlich für ein paar Kiesel vom Rheinufer. Tut mir Leid, Maura, das kann ich nicht ausgeben.«
    »Oooch, Mama.«
    Rufina schüttelte den Kopf.
    »Nein, Liebes, du weißt, ich muss das Holz bezahlen, das Wasser, die Pacht, unseren Haushalt und so weiter.«
    »Aber es wird doch wohl ein kleines Extra für deine Tochter übrig sein, Domina«, wollte der Händler sie überreden.
    »Ich würde ja gerne, aber zu dem Preis...« Mit einem unsäglich traurigen Blick nannte sie den Wert, den sie höchstens, aber auch allerhöchstens von ihrem schmalen Einkommen abzwacken konnte. Dabei trat sie Maura ganz unauffällig auf den Fuß, damit sie sich heraushielt.
    »Vielleicht könnten wir die Kette etwas kürzer machen, immerhin ist deine Tochter sehr zierlich. Wenn wir zehn Perlen weniger nehmen, wird es natürlich billiger.«
    Es entspann sich ein lebhaftes Feilschen, an dessen Ende nun der Händler einen unsäglich traurigen Blick

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