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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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das Mantra: Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht um den Verlust dieses Mannes weinen. Ich werde nie wieder um einen Mann weinen. Sie schaffte es gerade bis zur Tür, als er sie einfing. Es genügte ihm eine Hand, um sie mit eiserner Härte festzuhalten. 
    „Verdammt noch mal, Alex. Was soll das? Warum haust du ab? Warum redest du nicht mit mir?“
    Sie spürte seinen erwachenden Zorn und erinnerte sich an den Sommertag in der Scheune. Oh nein, sie würde es nicht noch mal zulassen, dass er sie so behandelt. Sie würde ... ja. Was würde sie? Sich wehren? Gegen was? Gegen ihn? Das war angesichts seiner kraftvollen Arme lächerlich. Gegen ihre Gefühle diesem Mann gegenüber? Das war aussichtslos. Sie würde Zeit und Abstand brauchen, um seiner Anziehung und ihren Gefühlen zu entkommen. Und genau das war in der Situation, in der sie sich befanden, unmöglich.
    Sie hatte sich zurückgezogen, weil sie nicht wollte, dass er als Kindsvater den Kontakt zwangsweise zu ihr hält. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann wusste sie noch nicht einmal, ob sie überhaupt mit ihm über das Kind hatte sprechen wollen. Und sie mochte Stella gern. Sie wollte nicht zwischen ihr und ihrer alten oder auch neuen Beziehung stehen. Und sie wollte nicht zum Zankapfel in diesem Freundeskreis werden, der ihr über die letzten Monate so wichtig geworden war. „Sei fair“, sagte ihre innere Stimme. Immerhin war er gekommen, um etwas zu klären. Offensichtlich hatte er die Gerüchteküche vernommen, die in einem kleinen Dorf schnell vor sich hin köchelt und Informationen niederen Wahrheitsgehaltes verbreitet. Vielleicht versuchte er ja gerade, das Problem zwischen ihnen zu bearbeiten.
    Aber sie wollte nicht fair sein. Sie wollte emotional überleben, sie wollte ihr neues Leben unbeschwert leben und sich nicht mit den Dämonen unerfüllter Liebe herumschlagen. Sie schüttelte den Kopf. So ein Quatsch.
    Natürlich würde sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Und natürlich würde sie leiden. Um die verpassten Chancen mit diesem Mann, falls sie wirklich jemals eine Chance gegen Stella gehabt haben sollte.
    Hannes hatte sie losgelassen, aber den Arm neben ihrem Kopf in den Türrahmen gestützt, so dass ihr der Weg aus dem Zimmer versperrt war. Verwirrt und unsicher sah Alexandra ihn an. Seinen Kopf hatte er auf seinem Arm abgelegt. Nachdenklich erwiderte er ihren Blick.
    „Ist das Kind von mir?“
    Selbst diese Frage konnte sie nicht so einfach beantworten. Sie könnte einfach nicken. Aber so einfach war es eben nicht. Sie schluckte und öffnete den Mund, setzte zu einem Wort an: „Wahrscheinlich“ wollte sie sagen. Aber es kam nur ein unverständlicher Krächzlaut.
    Hannes sah sie einen Augenblick ruhig an. Dann griff er mit seiner freien Hand nach einem Zettelkasten auf ihrem Schreibtisch. Er reichte ihn mit einem Stift an Alexandra. Sie nahm einen Zettel und schrieb hastig ein paar Buchstaben auf und zeigte sie ihm.
    „Was ist mit Stella?“
    Er las den Zettel laut vor. Nachdenklich sah er sie an. „Stella ist das, was sie schon seit langer Zeit ist: meine Ex.“ Er sah sie an. „Was dachtest du?“
    Alexandra zuckte mit den Achseln.
    „Du glaubst, ich will etwas von ihr!“
    Alexandra zuckte wieder nur mit den Achseln. Sie nahm den Zettel und kritzelte: „Du hast die Nacht mit ihr verbracht!“
    Er überflog den Zettel und zog die Augenbrauen hoch. „Und du hast mich beobachtet.“
    Wieder nahm Alexandra den Zettel und schrieb. „Was sollte ich denken? Ihr wart ein Paar vor Frank!“
    „Du schreibst es“, er machte eine kurze Pause, „vor Frank. Das Verhältnis zwischen Stella und mir ist sicher kompliziert. Komplizierter als ich mir wünsche. Und vermutlich werde ich nie mit ihr so unbeschwert wie mit Andi oder Caro sein können.“ Er zögerte. „Aber alles in allem ist sie eine Frau, die ihren Mann verloren hat. Sie und ihre Kinder haben den Trost vom besten Freund ihres Mannes verdient!“
    Alexandra nickte resigniert. Er hatte ja Recht. Aber half ihr das? Noch immer stumm blickte sie in seine Richtung, ohne ihn tatsächlich anzusehen.
    Hannes sah sie unverwandt an. Langsam richtete er sich auf, straffte sich. Seine Haltung, die eben noch zurückgenommen und abwartend war, wurde herausfordernd. Er stützte sich mit dem zweiten Arm neben ihrem Kopf im Türrahmen ab. Alex war zwischen seinen Armen gefangen. Er fixierte einen Punkt neben ihrem Kopf und sagte

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