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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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bin nur auf einen spitzen Stein getreten, und ihr tut so, als wäre ich halbtot.« Sie hielt den Fuß ins Wasser, und damit war die Angelegenheit für sie beendet.
    »Ihr Alemannen habt auch berittene Kämpfer«, sagte Hagen nach einer kurzen Pause, »und ihr züchtet Pferde. Kannst du uns eure Pferde zeigen? Mein Bruder ist ein guter Reiter.«
    »Nichts lieber als das«, antwortete Sigfrid erleichtert, und die vier machten sich wieder auf den Weg. Die drei Jungen gingen langsam, damit die hinkende Gudrun mit ihnen Schritt halten konnte. Sigfrid führte die Burgunder zu den Koppeln mit Alprechts Pferden. Die Schlachtrösser weideten getrennt von den Reit-und Arbeitspferden auf einer eigenen Koppel. Die Koppeln der Zuchtstuten hatten besonders hohe Zäune, damit es zu keiner unerwünschten Begegnung mit einem Hengst kam. Harifax, die kostbarste und edelste Stute, stand allein auf einer eigenen Koppel.
    »Ihre Fohlen gehören zu unseren besten«, sagte Sigfrid stolz und streichelte durch den Zaun die dunkelbraunen Nüstern der Stute. Harifax knabberte sanft an seinen Fingern und suchte nach einem Apfel oder einer Birne. Als sie nichts fand, sah sie ihn mit ihren großen feuchten Augen vorwurfsvoll an. Er klopfte ihre seidige goldene Mähne. »Alle ihre weiblichen Fohlen werden Zuchtstuten und die männlichen Schlachtrösser. Kommt mit, wir gehen hinein, dann könnt ihr sie besser sehen.«
    Er öffnete das Gatter, ließ die Burgunder auf die Koppel und verriegelte es wieder sorgfältig. Die Stute kam sofort zu ihm; obwohl sie langsam lief, setzte sie die Hufe mit federnder Kraft auf den weichen Boden. Sie drückte den Kopf an Sigfrids Brust, und er streichelte ihr den dunklen Hals.
    »Warum ist sie hinter diesen hohen Palisaden eingesperrt, während alle anderen in einfachen Koppeln stehen?« fragte Gunter. »Wollt ihr damit wirklich nur den falschen Hengst von ihr fernhalten?«
    »Sie springt über jeden normalen Zaun oder tritt die Pfosten einfach um. Bei schlechtem Wetter könnten wir sie nicht bändigen. Rodkar, unser Stallmeister, sagt, sie ist eine richtige Hexe. Außerdem ist sie so stark wie ein Hengst. Sieh sie dir nur an. Wenn sie keine Zuchtstute wäre, würde Alprecht mit ihr in die Schlacht reiten.«
    »Kann uns hier auf ihrer Koppel nichts geschehen?« fragte Hagen besorgt.
    »Aber nein! Sie ist das klügste Pferd, das wir haben, und bestens zugeritten. Paßt auf!« Sigfrid sprang auf den Rücken der Stute und trieb sie in vollen Galopp einige Male entlang der Palisaden um die Koppel. Sigfrid jubelte laut auf, während Harifax mit wehender Mähne und gestrecktem Schweif dahinjagte, beugte sich nach vorn, zur einen und zur anderen Seite, so als kämpfe er mit dem Schwert gegen einen Feind. Mit leichtem Druck seiner Knie und Schenkel brachte er die Stute dazu zu steigen, zu springen und auszuschlagen. Zum Abschluß stieg sie noch einmal und näherte sich mit den Vorderhufen schlagend einem imaginären Feind. Ein leichter Druck, und sie stand wieder auf allen vieren. Dann trabte Sigfrid mit Harifax zu den Burgundern und sprang zufrieden von ihrem Rücken. »Kann ich das auch versuchen?« fragte Gunter. »Aber ja.«
    Gunter saß auf. Sigfrid wußte sehr wohl, daß die kleinen Steppenpferde anders eingeritten sein mußten als ihre Pferde, aber es gelang Gunter, Harifax traben und galoppieren zu lassen, während er sicher auf ihrem Rücken saß. »Die Hunnen schießen vom Pferd aus«, rief er Sigfrid zu. Er tat, als schieße er einen Pfeil auf eine Krähe, die über ihnen flog. »Wie hast du sie dazu gebracht... all das andere zu tun? Ich meine das Kämpfen?«
    »Dazu mußt du so gut ausgebildet sein wie das Pferd«, rief Sigfrid. Gunter ließ Harifax im Schritt gehen. »Wir geben dem Pferd Zeichen mit den Knien, den Fersen und so, verstehst du?«
    »Wahrscheinlich ist es genauso wie bei unseren Pferden. Aber die Stute ist wirklich schnell. Laßt ihr sie bei Rennen laufen oder wird sie regelmäßig geritten?«
    »Meine Mutter reitet sie ab und zu und natürlich ich auch. Aber Rennen und Kampfspiele sind nur für Hengste.«
    »Ich möchte sie auch einmal reiten«, sagte Gudrun. Gunter sprang widerwillig herunter und half seiner Schwester beim Aufsitzen. Harifax fiel sofort in einen leichten, tänzelnden Gang, wie sie es tat, wenn Herwodis sie ritt. Gudrun strahlte und trieb die Stute in einen leichten Trab. »Herrlich!« rief sie. »Aber es ist ein merkwürdiges Gefühl, so hoch zu sitzen.«
    Gudrun strich

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