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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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besser? Ein Krieger sollte sich auch mit seinem Verstand verteidigen können. Es ist doch albern, daß du dich aufregst, nur weil mich jemand verspottet... Das ist so, als würdest du ein Kettenhemd anziehen und an meiner Stelle kämpfen.«
    »Ich rate dir und Gunter, in meiner Anwesenheit keinen Streit anzufangen, sonst werde ich nämlich genau das tun!« erklärte Gudrun mit Nachdruck.
    Gunter hatte die Hände in die Seiten gestemmt und begann, laut zu lachen. »Das Übliche«, sagte er zu Sigfrid. »Wenn du sie heiratest, mußt du auf alles gefaßt sein. Unsere Schwester ist so wild wie eine Walküre.«
    Sigfrid sah ihn groß an. »Sie heiraten? Ich werde sie nicht...«
    Gunter schlug die Hände vor das Gesicht. »O je! Ich hätte den Mund halten sollen...«
    Hagen schüttelte den Kopf und seufzte. »Das hättest du, aber da du es nicht getan hast, ist er vielleicht besser vorbereitet und kann sich heute abend beim Festmahl zumindest angemessen verhalten. Das heißt natürlich, wenn die Verhandlungen wie erwartet verlaufen.«
    »Angemessen verhalten? Du meinst, er wird nicht vor Entsetzen davonlaufen?«
    Gunter lachte. »Also gut, Sigfrid. Du hast dich doch sicher gefragt, weshalb wir alle mit unserem Vater gekommen sind? Nun weißt du es. Du sollst dich mit meiner Schwester verloben. Das ist Teil des Friedens Vertrags zwischen unseren Völkern. Vermutlich feilschen sie gerade um die Mitgift.« Sigfrid sah Gudrun an. Ihr blasses Gesicht wurde feuerrot, und sie schlug die Augen nieder. »Sie hätten es dir nicht sagen sollen«, stammelte sie. »Du solltest... ach, ich weiß nicht.« Sie drehte sich um und rannte wie ein junges Reh den Hang hinauf. Hagen folgte ihr etwas langsamer.
    »Das macht der Vollmond...«, erklärte Gunter und nickte vielsagend, »du kannst es mir glauben.«
    Als Sigfrid ihn verwirrt ansah, lachte er laut. »Du wirst es schon bald selbst herausfinden. Weißt du, solche Ausbrüche haben etwas mit dem Mond zu tun - einmal im Monat verlieren die Frauen den Verstand«, erklärte er. Als Sigfrid noch immer schwieg, rief Gunter: »Ach so, du bist wie vor den Kopf geschlagen, weil du verlobt werden sollst, was? Unsere Eltern haben es uns gesagt, denn sie wollten nicht, daß wir ihre Pläne durcheinanderbringen. Aber wir sollten dir nichts verraten, denn sie meinen, wenn die geplante Heirat zu früh bekannt wird, dann könnte das ihre Verhandlungen ungünstig beeinflussen. Wahrscheinlich hat man dir nichts gesagt, damit du nicht enttäuscht bist, wenn alles anders kommt.«
    »Wahrscheinlich...«, wiederholte Sigfrid leise. »Mach dir nicht so viele Gedanken. Du mußt Gudrun nicht auf der Stelle heiraten, sondern bestimmt erst in ein paar Jahren, wenn du deine eigene Halle hast und deine eigenen
    Krieger. Meine Eltern suchen auch für mich eine Frau. Aber keiner der Könige, die als mögliche Verbündete in Frage kommen, hat eine heiratsfähige Tochter. Wahrscheinlich muß ich mich mit einer barbarischen Prinzessin aus dem Norden abfinden, der Eiszapfen an der Nase hängen. Ich finde, du hast Glück, daß du Gudrun bekommst. Allerdings ist sie schwer zu zähmen, das kannst du mir glauben.«
    »Das glaube ich dir«, sagte Sigfrid trocken. »Warum will sie Hagen beschützen? Er kann doch wirklich selbst seinen Mann stehen.«
    »Das tut er auch... manchmal finde ich, sogar besser als wir. Aber du weißt doch... ältere Schwestern. Ach so, du kannst es ja nicht wissen. Wie kommt es eigentlich, daß du keine Brüder oder Schwestern hast?«
    »Meine Großmutter sagt, ich war bei der Geburt zu groß, und deshalb kann meine Mutter keine Kinder mehr bekommen. Sie hatte großes Glück, die Geburt zu überleben.«
    »Wie hältst du es aus, so allein zu sein?«
    »Ich habe nie darüber nachgedacht. Im Grunde bin ich nicht viel allein. Ich übe mit den Kriegern und ihren Söhnen. Ich gehe mit ihnen auf die Jagd, und in letzter Zeit war ich bei meinem Onkel Regin. Ich bin euretwegen zurückgerufen worden. Auf dem Weg sind wir durch eurer Land gekommen...« Sigfrid fiel gerade noch rechtzeitig das Versprechen ein, das er seiner Mutter gegeben hatte, und er schwieg, bevor er wieder zuviel sagte. »Regin? Regin, der Schmied? Ist das der Zwerg?« »Kennst du ihn?«
    »Er ist auch unser Onkel... so eine Art Onkel«, fügte Gunter schnell hinzu. »Hagen kann dir den ganzen Stammbaum aufzählen, wenn du willst. Er hat für solche Dinge ein besseres Gedächtnis als ich. Wenn er nicht so eine schreckliche Stimme hätte,

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