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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Reichtum!«
    »Träume von Rindern bedeuten Unglück und Blutvergießen«, widersprach Hildkar energisch, »nach dem Ostarafest bedeuten Träume von Rindern, daß du alles verlierst, was du vor dem Fest gewonnen hast«, erklärte Hildkar.
    Perchtwin lachte und schüttelte die Würfel. »Du bist kein Seher, Hildkar«, sagte er, »du kannst keinen Traum deuten, selbst wenn er in Runen und in römischen Buchstaben auftauchen würde.«
    »Ich weiß, was ich weiß«, beharrte Hildkar, »warum würfelst du nicht, dann wirst du ja sehen ...«
    Perchtwin ließ die Würfel auf den Tisch fallen. Sie rollten über die Platte, drehten sich langsam, und als sie schließlich liegen blieben, sprang Perchtwin wütend auf und spuckte ins Feuer. »Na bitte. Ich hab es ja gesagt!« rief Hildkar zufrieden. »Das Spiel ist noch nicht
    vorbei«, erwiderte Perchtwin, »ein Traum ist ein Traum, und ich weiß, was er für mich bedeutet.«
    »Warum fragt ihr nicht Regin, wenn ihr wirklich wissen wollt, was der Traum bedeutet«, sagte Sigfrid.
    Hildkar und Perchtwin sahen sich an. »Frag du ihn doch!« sagte Hildkar schnell.
    »Ja, frag ihn!« sagte auch Perchtwin.
    Viele hoben die Köpfe, als Sigfrid mit lauter Stimme quer durch die Halle rief: »He, Regin!« »Wenn du etwas von mir willst, dann komm gefälligst her«, rief Regin erbost zurück.
    Sigfrid stand schulterzuckend auf und ging zu Regin. »Wieso kann ein Zeichen in einem Traum etwas anderes bedeuten als in einem anderen?«
    Regin warf die winzigen Holzspäne über seine Schulter ins Feuer und drehte die Schale in seinen Händen. »Das kann viele Gründe haben« antwortete er. »Manchmal bezieht sich ein Zeichen auf eine Sache und dann wieder auf eine andere. Manchmal ist es für einen selbst dann wieder für den Feind. Raben können Sieg oder Tod bedeuten, Rinder manchmal Reichtum, aber auch Streit oder ein Gemetzel. Oft gewinnt ein Traum seine wahre Bedeutung erst durch die Art, wie er ausgelegt wird, und durch den, der ihn deutet. Das ist dann ebenso wichtig wie der Hinweis für den Träumenden auf das, was geschehen soll. Warum fragst du? Hast du etwas geträumt?«
    »Nein...«, Sigfrid wurde verlegen. Er stocherte mit einem Stück Holz in der Glut und sagte dann, »aber... du hast mir ab und zu von Dingen erzählt, die sich vielleicht ereignen werden. Weißt du wirklich, was geschehen wird? Weißt du etwas über mich?«
    Regin schloß kurz die Augen und seufzte tief. »Glaubst du, ich sage dir nicht, was du wissen mußt?« fragte er und blickte Sigfrid finster an. »Habe ich dir jemals einen schlechten Rat gegeben?«
    »Nein«, erwiderte Sigfrid und lächelte den Schmied versöhnlich an. Aber dann richtete er seinen bohrenden Blick auf Regin, bis der Zwerg die Augen senkte. »Du weißt etwas. Gib es zu! Was ist es? Was hast du gesehen?«
    »Sei still«, murmelte Regin und wiegte den schweren grauen Kopf bedächtig, als sei er für seinen Hals zu schwer. »Kannst du denn niemals Ruhe geben? Ist dir noch nie in den Sinn gekommen, es könnte etwas geben, was du nicht wissen möchtest, weil du sonst den Mut verlierst?«
    »Nur ein Feigling fürchtet sich vor dem, was geschehen muß«, erwiderte Sigfrid und lachte, denn er freute sich, weil ihm der Zwerg seiner Meinung nach jetzt die Antwort geben mußte, die er ihm schuldig geblieben war. »Also, Regin, sag es mir. Was weißt du über mein Schicksal?«
    »Von mir erfährst du so wenig wie von dem Bruder deiner Mutter«, antwortete Regin.
    »Der Bruder meiner Mutter? Aber meine Mutter hat keinen Bruder ... willst du mir damit eine vernünftige Antwort verweigern?« Regin schnitzte behutsam einen Ring aus kleinen dreieckigen Einkerbungen um den unteren Rand der Schale und sah Sigfrid nicht an. »Was soll das bedeuten?« fragte Sigfrid gereizt. »Ich weiß, du hast mir noch nie einen schlechten Rat gegeben...«
    »Dann vertrau mir, halt dein Versprechen und stell keine weiteren Fragen!« flüsterte Regin heiser.
    Gelächter drang aus der Ecke, wo Alprecht, Adalbert und drei andere Männer aus seinem Gefolge saßen und sich unterhielten. Regin warf einen schnellen Blick in ihre Richtung, als vermute er, daß sie sich über ihn lustig machten.
    »Hat er etwas Schändliches getan? Spricht deshalb niemand von ihm?«
    »In der Sippe deiner Mutter ist nichts Schändliches geschehen!« fauchte Re gin, richtete sich auf und schnitt heftiger in das Holz. »Herwodis hat nicht deshalb nie mit dir über Gripir gesprochen, weil sie sich seiner

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