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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Schwert in der Hand rannte er barfuß in den Schnee hinaus. Grani galoppierte neben ihm her. Sie liefen auf dem gewundenen Pfad durch die verschneiten Tannen, über denen sich hinter dem Schleier weißer Schneeflocken dunkel die Berge erhoben. Sie rannten, bis sie das vereiste Ufer des Teichs erreichten. Das Wasser glänzte dunkelgrau wie blankes Eisen, und der Wind trieb silberne Wellen über den See. Sigfrid starrte einen Augenblick in das Wasser, legte Grani die linke Hand auf den Hals und hob Gram mit der rechten in die Luft. Von Granis langem Winterfell löste sich ein Büschel, das sich unglaublich weich und zart anfühlte. Sigfrid blies es in die Luft. Es schwebte über den Teich, bis ein Windstoß es ins Wasser und zurück zum Ufer trieb.
    Sigfrid hielt die Schneide ins Wasser, bis die Wellen das Haarbüschel gegen die Klinge trugen, die es in zwei Teile schnitt. Hörnir, der stille Gott, lächelte, denn das graue Wasser perlte über die Klinge, und er wußte, das Werk war gelungen. Das Schwert der Wälsungen war wieder ganz.

    *

    Als Sigfrid Regins Hütte erreichte, säuberte der Zwerg gerade die Esse und räumte die Werkzeuge zusammen. Als er Sigfrid sah, fragte er: »Bist du nun zufrieden?«
    »Es gibt kein besseres Schwert«, erwiderte Sigfrid. »Ich danke dir, Regin.«
    Glücklich ging er zu dem alten Schmied, bückte sich und legte ihm die Arme um die Schulter.
    Als Sigfrid sich wieder aufrichtete, sagte Regin trocken: »Überleg dir gut, was du mit dem Schwert machst.«
    Sigfrid lachte.
    »Jetzt mußt du dein Versprechen einlösen und Fafnir töten, denn ich habe mein Wort gehalten«, fuhr Regin fort, und seine tiefe Stimme grollte wie berstendes Eis.
    »Auch ich werde mein Wort halten«, versprach Sigfrid, »aber nicht nur dir gegenüber...« Er ging in die Ecke, wo sein Umhang und die Schuhe lagen. Er zog sie an und legte den Umhang um die Schulter.
    Zusammen packten sie das Werkzeug in die Säcke, während Grani geduldig draußen wartete.
    »Machst du mir auch eine Scheide für mein Schwert?« fragte Sigfrid.
    »Wenn wir wieder in Alprechts Land sind. Bis dahin mußt du ohne Scheide auskommen.«
    Als sie die Hütte verließen, hatte es aufgehört zu schneien. Sie legten die beiden Säcke auf Granis Rücken und stapften schweigend durch den tiefen Schnee zurück zu Chilpirichs Halle. Sigfrid ging nicht nur langsam, damit der Zwerg Schritt halten konnte, trotz aller Freude war es ihm schwer ums Herz. Er hatte seiner Mutter versprochen, so schnell wie möglich Sigmund, seinen Vater, zu rächen. Aber Regin erwartete jetzt von ihm, Fafnir, den Drachen, zu töten. Was sollte er zuerst tun? Konnte er beide Versprechen halten?

5
DIE WEISSAGUNG
    Wie oft in den Bergen schneite es auch nach diesem Ostarafest. Deshalb mußte Alprecht mit seinem Gefolge länger in Chilpirichs Halle bleiben, als er beabsichtigt hatte. Am Ende eines langen Winters waren die Krieger oft gereizt und schlecht gelaunt. Streitigkeiten brachen aus, und manchmal kam es sogar zu Kämpfen. Aber Perchtes Wein aus wild wachsenden Kirschen, Birnen und Honig besänftigte die Gemüter. Die meisten saßen zufrieden in der Halle und würfelten oder hörten den Liedern des Skops zu. Regin erschien selten in Alprechts Halle, denn er ging den Menschen meist aus dem Weg. Doch auch er schimpfte nicht über das schlechte Wetter, sondern saß manchmal dicht am Feuer, wärmte sich die steinalten Knochen, schnitzte eine Schale und warf versonnen die Späne in die Flammen. Aber Sigfrid traute dem Frieden nicht. Er spürte die beredten Blicke seiner Mutter auf sich ruhen, und er wurde auch den Verdacht nicht los, es habe einen Grund, daß Regin so bereitwillig in der Halle saß. Aber Sigfrid wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Die inneren Spannungen wuchsen mit jedem Tag. Er hatte sein Schwert, aber was sollte er tun? Sollte er zuerst den Kampf mit dem Drachen wagen, oder mußte er in den hohen Norden ziehen und Lingwe töten? Wer würde ihm diese Frage beantworten?
    »O je!« stöhnte Hildkar plötzlich und blickte finster auf die Würfel, »ich habe heute wirklich Pech!«
    Perchtwin dagegen lachte zufrieden. »Noch einmal eine Sechs, und du hast deinen Dolch verloren!« rief er triumphierend, »ich wußte, daß mir heute das Glück lacht.«
    »Ach, du mit deinen blöden Sprüchen«, sagte Hildkar wegwerfend. »Keine blöden Sprüche!« widersprach Perchtwin, »ich habe von Rindern geträumt. Und Träume von Rindern bedeuten Glück und

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