Rheingold
Hammer darauf, bis sie gerade und glatt auf dem Stein lagen. Das verschlungene Schlangenmuster war schwarz und verbeult, wo Sigfrid s Hammer zugeschlagen hatte, und die gezackten Kanten waren inzwischen so dünn, daß es den Anschein hatte, sie könnten nie wieder miteinander verbunden werden.
Regins faltiges Gesicht war von der Hitze des Feuers rot geworden. Seine dunklen Augen leuchteten, als er Sigfrid den Hammer aus der Hand nahm und an den Amboß trat. Vorsichtig drehte der Zwerg die Hälfte mit dem Schwertgriff und bearbeitete sie an der Bruchstelle mit kurzen, gezielten Schlägen. Er ächzte jedesmal leise vor Anstrengung, wenn Metall auf Metall traf. Langsam nahm der Stahl wieder die geraden Linien einer Schwertklinge an. An den Stellen, wo das Metall zu hart war, mußte Sigfrid wieder den Hammer nehmen, aber Regins Schmiedekunst war es zu verdanken, daß der wellige Stahl schließlich die alte Form annahm, so daß beide Stücke vollkommen zusammenpaßten. Sigfrid trat im Rhythmus seines Herzschlags den Blasebalg, um das Feuer zu größter Hitze anzufachen. Er starrte in die Flammen und glaubte, in eine andere feurige, brennende Welt zu sehen, wo Feuer und Wasser im endlosen Ringen miteinander lagen. Sein Blut klopfte immer heftiger in den Schläfen, und er ließ sich von den Wellen göttergleicher Raserei mitreißen, bis die Kohlen so hell brannten, daß seine Augen schmerzten und die Bruchstellen gelblichweiß glühten. Brennende Metalltropfen rannen über die Klinge während Sigfrid der Schweiß über Stirn und Rücken lief. So verschmolzen schließlich die beiden Stücke wieder zu einem Ganzen. Danach machte sich Regin daran, die Schneiden zu glätten und zu schärfen. Er härtete sie in der tödlichen Säure, bis um die Klinge ein leuchtender gewellter Rand aus dunklem und hellem Sternenstahl entstanden war.
»Noch einmal!« stieß der Zwerg heiser hervor. »Bring das Feuer noch einmal zum Glühen, dann werden wir es abkühlen...« Sigfrids Blick fiel auf den leeren Wassertrog im Steinboden der Hütte neben der Tür. Der Stein war trocken und staubig. Bevor er Regin fragen konnte, wie er ihn füllen sollte, hörte er Grani draußen wiehern. Der große Hengst erschien im Eingang. Schneekristalle hingen in seiner Mähne. Er krümmte den Hals, und Sigfrid sah die pulsierende Schlagader unter dem grauen Fell. Sigfrid überlegte nicht lange, zog den Dolch und ritzte vorsichtig den Pferdehals. Granis Blut schoß durch die schneekalte Luft.
Als die Wunde aufhörte zu bluten, war der Trog beinahe randvoll. Regin hielt das Schwert in den Händen und sah Sigfrid schweigend an. Ohne Zögern nahm Sigfrid ihm die Klinge aus der Hand, schnitt sich in das Handgelenk und ließ sein Blut ebenfalls in den Trog fließen. Die hellroten Tropfen mischten sich mit dem dunklen Blut des Hengstes. Regin strich sich stumm über den rußigen Bart. Dann nickte der Schmied. Zum letzten Mal stießen sie die Klinge in die Esse, und Sigfrid trat den Blasebalg, bis die Kohle wieder weiß glühte.
Als Regin mit der Zange das Schwert herauszog, brannte die gehärtete Schneide mit einer eigenen Flamme. Sigfrid umfaßte den schwarz verkrusteten Griff und tauchte die brennende Klinge zusammen mit dem Zwerg zum Abkühlen in den Trog. Das Blut zischte und brodelte hell. Der nach heißem Kupfer riechende Dampf mischte sich mit dem apfelsüßen Rauch des Feuers.
Regin und Sigfrid starrten schweigend in den Trog, bis kein Dampf mehr aufstieg und das verbrannte Blut am Steinrand verkrustete. »Nimm es«, flüsterte Regin, »wenn es zerbricht, dann bin ich kein Waffenschmied.«
Sigfrid bückte sich und hob das Schwert seines Vaters aus dem Trog. Das Blut umhüllte die Klinge wie eine Scheide aus schwarzroter Seide. Die verbrannte Masse, mit der Regin den Kristall im Griff vor der Hitze der Esse geschützt hatte, löste sich in Flocken unter seinen Händen, als er das Schwert über den Kopf hob. »GRAM!« rief Sigfrid und ließ die Klinge mit einem ohrenbetäubenden Knall auf den Steinamboß niedersausen. In einem hellen Funkenregen spaltete sich der Stein bis zum Boden, und die Klinge bohrte sich bis zum Heft in den gewachsenen Fels darunter. Mit einem heftigen Ruck zog Sigfrid sie wieder heraus. Der Stahl glänzte hell wie die Federn eines Schwans. Gram zischte schneidend durch die Luft, als Sigfrid das Schwert laut jubelnd herumwirbelte. »Regin, jetzt hast du ein Schwert für einen Helden geschmiedet!« rief er überglücklich.
Mit dem
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