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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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schämt.«
    »Er lebt! Du hast ihn also nicht erfunden?« »Das habe ich nicht gesagt«, murmelte Regin und wich Sigfrids Blick aus.
    »Er hat einen Namen, und er ist der Sohn eines Königs. Über welches Land herrscht er? Wo kann ich ihn finden?«
    »Im Gebiet der salischen Franken, wo Awilimo, der Vater deiner Mutter, geherrscht hat, kannst du Gripirs Halle vielleicht finden«, antwortete Regin widerwillig. »Aber der Weg dorthin ist weit und sehr viel gefährlicher, als du dir vorstellst. Nur wenige begeben sich bereitwillig auf eine solche Reise. Gripir ist außerdem nur selten bereit, etwas zu sagen... obwohl er die Zukunft und die Fäden der Nornen sehen kann. Aber glaube mir, nur ein Dummkopf würde versuchen, den Bruder deiner Mutter dort aufzusuchen, wo er jetzt sitzt, um ihn um Rat zu fragen. Ich denke, es würde dir sehr schwerfallen, ihn zu einer Antwort zu bewegen...«
    »Dann sag du mir, was du weißt!« erklärte Sigfrid, schob die langen Haare aus dem Gesicht und sah den Zwerg an.
    »Nein, und wenn du nicht auf mich hörst, wirst du nur tagelang durch Schnee und Regen reiten, ohne etwas zu erfahren. Aber dann gib nicht mir die Schuld.«
    »Regin«, sagte Sigfrid bittend, aber der Zwerg schüttelte nur den Kopf und schnitzte stumm weiter. Sigfrid sprang auf und rief: »Also gut!« Er lief hinüber zu Alprecht und sagte hastig: »Ich bin ein paar Tage weg. Ich will Gripir besuchen, den Bruder meiner Mutter.«
    Alprecht starrte ihn mit großen Augen an. »Sigfrid...« Er suchte verwirrt nach Worten, aber Sigfrid war bereits auf dem Weg zu den Ställen.
    Der graue Hengst hob den Kopf, als Sigfrid das Tor öffnete. Er stellte die Ohren auf, als höre er aus weiter Ferne einen Ruf. Als er Sigfrid sah, wieherte er leise, schlug mit den Hufen gegen das Gatter, das krachend aufflog, und kam auf ihn zu. Sigfrid war mit einem Satz auf Granis Rücken und lenkte den Hengst mit dem Druck der Schenkel hinunter zum Rhein.
    Die Wolken trieben tief über die Berge. Das Land verschwand unter dem weißen Schnee. Kalte Schneeflocken trieben Sigfrid ins Gesicht, aber er lachte glücklich, hob den Kopf, öffnete den Mund und ließ den Schnee auf der Zunge zergehen. Im Norden zuckte ein fahler Blitz. Er zählte stumm bis dreizehn, dann rollte dumpf der Donner über das Land. »He, Granit« rief Sigfrid, »schneller! Schneller!«
    Grani jagte mit großen Sprüngen auf die hellen Blitze zu, die vor ihnen die Wolken zerrissen. Ohne langsamer zu werden, setzte er über Zäune und Mauern und galoppierte über die weißen Felder. In dieser Nacht schlief Sigfrid an Grani gelehnt im Freien. Er fror nicht in der schützenden Wärme von Granis Winterfell. Aber als er aufwachte, war er bis auf die Haut durchnäßt. Die Berge hatte er hinter sich gelassen, und das Schneetreiben war im Tal zu Regen geworden.

    *

    Sigfrid erreichte das Gasthaus mit dem Wolfskopf bei Einbruch der Dunkelheit. Als er absprang, eilte die dicke kleine Wirtin aus dem Haus. Er erinnerte sich noch gut an sie und wußte, sie hieß Gutrid.
    »Fro Sigfrid!« rief sie eifrig, »bleibst du für die Nacht hier? Das Essen ist fertig. Ich schicke einen der Jungen heraus, um dein Pferd zu versorgen.«
    Sigfrid lächelte und dachte an ihre unfreundliche Begrüßung vor zweieinhalb Jahren. Er überlegte, ob er ihr erzählen sollte, wie sie damals versucht hatte, ihn davonzujagen. Aber dann hielt er es doch für zu gefährlich, sein Geheimnis zu lüften.
    »Wie hast du mich erkannt?« fragte er statt dessen.
    Gutrid blickte an ihm vorbei auf Grani. »Wer sonst als Sigfrid kannst du sein? Jedermann weiß, daß es weit und breit keinen größeren, stärkeren und großzügigeren Edelmann gibt als dich, König Alprechts Sohn.«
    Sigfrid lachte über die Schmeichelei. Er klopfte Grani den Hals, und sie gingen zu dem Bretterverschlag, der als Stall diente. »Jemand soll ihm Hafer bringen, sonst muß man sich nicht um ihn kümmern.«
    Gutrid blickte mit großen Augen auf das Pferd. »Du reitest ohne Zaum oder Zügel... kannst du ihn einfach so sich selbst überlassen, Fro Sigfrid?«
    »Für ihn ist es das beste«, erklärte Sigfrid, »und für alle anderen auch, solange keiner versucht, ihn zu reiten.«
    Er folgte ihr in die Wirtsstube und ließ seine nassen Kleider vom Feuer trocknen.
    Eine junge Frau kam aus der Küche mit einem Krug dampfenden Biers, einer Schüssel heißer Suppe und einem Holzteller voll frischem Brot. Ihr dicker Leib wölbte sich unter dem groben braunen

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