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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Tritten, bevor sie den Hirsch in Stücke reißen konnten. »Seid brav... ja, so ist es gut. Ihr bekommt schon euren Teil...«
    Die gut abgerichteten Hunde wichen zurück und legten sich hechelnd auf den Boden. Drei Burgunder saßen ab, zogen ihre Dolche und machten sich an die Arbeit.
    »Das ist wirklich nicht zu fassen«, sagte Folker zu Sigfrid, »wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich das keinem Skop glauben, wie schön sein Lied auch sein mag.« Sigfrid hob die Schultern. »Was ist schon dabei?« Die Jäger warteten, bis die Hunde die Eingeweide gefressen hatten, dann saßen sie wieder auf und ritten nach Westen, während die Knechte das Fleisch auf ihre Pferde luden und zur Halle zurückkehrten.
    Um die Mittagszeit machten sie eine Stunde Rast. Die Männer füllten ihre Trinkhörner oder Becher aus einem Faß mit gallischem Wein, den sie vorsorglich mitgenommen hatten. Aber noch ehe sich jeder zum zweiten Mal den Becher füllen konnte, kam nur noch rotbraune Hefe aus dem Faß.
    »Deine Fässer sind aber klein«, sagte Sigfrid zu Gunter. »Das ist meine Schuld«, erklärte Hagen, »ich wußte, daß eins der Fässer halb leer war und hätte es überprüfen müssen, bevor wir es mitnahmen.«
    »Das ist nicht weiter schlimm«, erwiderte Gunter, »dann trinken wir am Julfest um so mehr. Wirst du bis dahin deinen Durst überleben, Sigfrid?«
    »Warum nicht?« antwortete Sigfrid lachend, aber zu seiner Verwunderung wurde Gunter plötzlich leichenblaß. »Geht es dir nicht gut?« Gunter murmelte unverständlich etwas, stand auf, bückte sich nach einem Stein auf und warf ihn ins Gebüsch.
    »Was wollen wir heute noch erlegen?« fragte Hagen. Gunter zuckte zusammen, drehte sich um und hob die Hand, als wehre er einen Schlag ab.
    »Brünhild scheint dich langsam um den Verstand zu bringen«, sagte Sigfrid und gab Gunter sein Horn, wobei dem Burgunder etwas auf die Hand tropfte. »Trink, mein Bruder, trink. Weißt du noch, wie du mich vor Gudruns Launen gewarnt hast?«
    Gunter starrte wie gebannt auf die roten Flecken auf seiner Hand und schwieg.
    »Was ist nur mit dir los?« fragte Sigfrid und schüttelte den Kopf. »Mir kam es so vor, als sei der Wein auf meiner Hand Blut.«
    »Dann wollen wir unser Blut noch einmal mischen!« rief Sigfrid und nahm Gunter das Trinkhorn aus der Hand. Er goß aus beiden Hörnern etwas von dem dunkelroten Wein auf den Boden und gab Gunter sein Horn zum Trinken, während er Gunters leerte. »Ich weiß, wo ein gefährlicher Keiler im Wald sein Unwesen treibt«, sagte Hagen, »wir müssen dazu etwas weiter reiten. Aber er ist ein großes Tier, und viele Jäger haben schon erfolglos versucht, ihn zu erlegen. Vielleicht gelingt es uns mit Sigfrids Hilfe, ihn diesmal zur Strecke zu bringen. Das wäre der richtige Keiler für das Fest der Winternächte.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte Gunter, »die Männer sollen ihren Hunden kein Fleisch mehr geben, damit sie der Hunger noch wilder macht.«
    Die Jäger saßen auf, und Hagen ritt ihnen voran. Sie redeten und lachten laut und schienen nicht zu befüchten, ihre Beute zu verjagen. Sigfrid hörte, daß die Burgunder den Keiler Goldzahn nannten, weil seine langen Hauer im Alter gelb geworden waren. Goldzahn mußte wahrhaft gefährlich und furchtlos sein. Die Sonne sank bereits tiefer, als Sigfrid die ersten Spuren des Keilers sah. Erde und Blätter waren durchwühlt, wo Goldzahn mit seinen Rivalen gekämpft hatte. Auch Blut schien bei diesen Kämpfen geflossen zu sein. »Vermutlich ist er jetzt unten am Fluß«, sagte Hagen zu Sigfrid. Die Jäger griffen zu ihren Waffen. »Welche Rolle willst du bei dieser Jagd spielen?«
    »Ich richte mich nach euch.«
    Gunter ließ sich von Gernot den Wildschweinspeer geben und ritt zu Sigfrid. »Ich möchte ihn töten, wenn das möglich ist«, sagte er. »Gut. Soll ich ihn dir zutreiben?«
    »Möchtest du das wirklich?«
    »Was kann er mir schon tun?«
    Gunter nickte langsam. »Wie du willst.«
    Sie ritten zum Fluß. Sigfrid lief mit den beiden irischen Wolfshunden voraus, bis er die frische Spur des Keilers entdeckte. Sie führte ans Ufer, das hier in einen Sumpf überging. Und dann sah Sigfrid den größten Keiler, den er je gesehen hatte. Er stand halb im Wasser, hatte den Kopf gesenkt, schlürfte, schmatzte und schnaubte. Er war so groß, daß er Sigfrid bis zur Hüfte reichte. Die vernarbten Schultern waren so dick und massig wie bei einem Stier. Die beiden gelblichen Hauer ragten mehr

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