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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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fügte er mit heiserer Stimme hinzu: »Ich glaube, für heute haben wir genug Wild erlegt.«
    »Und jetzt habe ich Durst, und ich denke, ihr auch«, rief Sigfrid, »aber der Fluß ist hier zu verschlammt, um das Wasser zu trinken. Hagen, warum gibt es keinen Wein mehr? Es ist deine Schuld!«
    »Stimmt«, erwiderte Hagen.
    »Du hast noch nicht einmal bei der Jagd geholfen. Ist das schwere Kettenhemd daran schuld, daß du so langsam bist?«
    »Man sagt, ich sei der schnellste Läufer der Burgunder. Wenn du wirklich Durst hast, dann weiß ich eine Stelle flußabwärts, wo ein Bach in den Rhein mündet. Wir können bis dorthin um die Wette laufen... ich mit meinem Kettenhemd und dem Speer.«
    »Welchen Preis gewinnt der Sieger?«
    »Er darf als erster trinken.«
    »Das ist kein besonderer Preis«, erwiderte Giselher, »du müßtest den Sieger schon mit etwas Besserem belohnen.«
    »Und wer soll der Schiedsrichter bei diesem Wettlauf sein?« fragte Folker. »Wie sollen wir erfahren, wer der Sieger ist?«
    »Ihr könnt mit uns laufen«, erwiderte Sigfrid und deutete auf die versammelten Jäger, »dann werden alle sehen, wer der Sieger ist.« Er zog mit dem Fuß eine Linie in den nassen Boden. »Also los!«
    Hagen, Folker, Giselher und vier Burgunder stellten sich neben Sigfrid hinter die Linie.
    Sigfrid drehte sich um und fragte Gunter: »Läufst du nicht mit?«
    »Ich... ich bin zu müde ...«, wehrte Gunter ab, aber als seine Leute enttäuschte Gesichter zogen, sagte er: »Na ja, warum nicht?« Er stellte sich hinter Sigfrid, und Folker begann zu zählen: »Eins ... zwei... drei!«
    Die Männer rannten durch den Schlamm, aber erst als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, begann das eigentliche Rennen. Die zwei Wolfshunde liefen voraus und bellten aufgeregt. Am Anfang blieb Sigfrid dicht bei den anderen, aber dann sah er, daß Hagen sich ihm an die Fersen heftete und versuchte, ihn zu überholen. Sigfrid lief schneller und schneller. Hagen ließ sich nicht so leicht abschütteln, und bald fielen die anderen weit zurück. Sigfrid übersah den kleinen Bach. Er rannte zu schnell und sprang über ihn hinweg. Aber dann blieb er stehen, drehte sich um und lief zurück.
    Er war der erste am Bach und kniete nieder, um zu trinken. Das eisige Wasser kühlte seine Hände. Sigfrid schöpfte das Wasser mit den Händen und ließ es sich über das heiße Gesicht laufen. Als er die Hände hob, hörte er über sich zwei Raben krächzen.
    »Denke daran«, rief der eine dem anderen zu. Und der andere erwiderte: »Denke daran.« Sigfrid blickte zum Himmel hinauf, wo im Westen die Strahlen der untergehenden Sonne die Baumwipfel rot färbten. Zwei dunkle Schatten flogen vor die Sonne.
    »Hast du die Worte der Raben gehört?« rief Hagen. Sigfrid drehte sich um und sah Hagen, dessen Auge sich auf ihn richtete, während er den Speer zum Wurf hob. »Sie erinnern mich an die Rache!« Sigfrid rang nach Luft, als der Speer sich ihm in den Rücken bohrte. Er fiel ins eisige Wasser. Langsam richtete er sich wieder auf und sah die Speerspitze wie einen blutigen Dorn aus seiner Tunika ragen. Er spürte keinen Schmerz. Seine Brust schien betäubt wie von Regins Brandsalbe. Aber als er hustete, schmeckte er das Blut heiß auf seiner Zunge.
    Sigfrid drehte den Kopf und sah Hagen an. »Warum?« flüsterte schwach. »Ich habe nichts getan, um das von meinem Bruder zu verdienen.«
    Hagen antwortete nicht. Er starrte ihn nur an. Die Sonnenstrahlen funkelten auf dem Kettenhemd. Langsam ließ er den Arm sinken. »Hagen, was machst du?« hörte er Gunter hinter sich, während die Burgunder keuchend näherrannten. »Hagen, was hast du getan?«
    »Ich habe einen Meineid gerächt«, erwiderte Hagen rauh und starrte auf Sigfrid.
    Sigfrid hob den Kopf zu dem brennenden Sonnenrad. Die roten und gelben Blätter waren schwarz im Gegenlicht und fielen im aufkommenden Wind von den Zweigen. Er schien nicht länger nach Westen zu blicken, sondern nach Osten. Die Sonne ging in einem Flammenring über dem Horizont auf und begann in allen Regenbogenfarben zu leuchten.
    »Sigidrifa ...«, murmelte er, streckte die Hand nach ihr aus und fiel zurück. »Siglind!« Er sah weiße Schwanenflügel vor sich schimmern. Ein kalter Wind blies ihm über das Gesicht. Das Eis vermischte sich mit dem heißen Wolfsblut im Mund, als das endlose strahlende Licht vor seinen Augen ihm den letzten Atem nahm.

    *

    Hagen bekam keine Luft mehr, als der Ring unsichtbarer Flammen um

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