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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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alte Dame könnte diesen Abhang nicht bewältigen. Offenbar habe es ihm für diesen Punkt und das weitere Geschehen an Vorstellungskraft gefehlt, gab er selbstkritisch zu.
    Norma übergab ihm den Datenstick. »Darauf hat Reber sein Herz ausgeschüttet und geschildert, was er in der Hütte beobachten musste.«
    Milano schnalzte mit der Zunge. »Das ist wie Weihnachten!«
    »Leider wird der Ton gegen Ende unverständlich. Wir erfahren nicht, was Bernhard mit der Leiche gemacht hat.«
    »Lass uns abwarten, was die Techniker aus der Aufnahme herausholen können«, meinte Milano zuversichtlich.
    Norma nahm Inga und den Hund mit nach Biebrich. Sie redeten die halbe Nacht. Am nächsten Morgen wollte Inga zu Max, und Norma bot an, sie hinzubringen. Inga führte Arlo an der Leine und stieg in den Polo, den Norma am Abend auf die Straße gefahren hatte, um den Parkplatz im Hof für den Mini Cooper freizumachen.
    Norma hielt vor dem thailändischen Imbiss und bat Inga, einen Augenblick zu warten. »Ich bin sehr froh, dass dir nichts geschehen ist. Wirst du zurechtkommen?«
    Inga schaute geradeaus auf den Gehweg. In dem Profil zeigte sich ihre Entschlossenheit. »Mach dir keine Gedanken, Norma. Max kümmert sich um mich.«
    »Du magst ihn sehr, nicht wahr?«
    Die Antwort kam ohne Zögern. »Er hat mir deutlich gemacht, worauf es wirklich ankommt.«
    »Worauf kommt es an?«
    »Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Dank Max ist mir eins bewusst geworden. Es ist an der Zeit, dass ich meine Zukunft selbst in die Hand nehme.«
    »Deshalb wolltest du ein paar Tage für dich sein?«
    Inga nickte. »Ich musste zu einem Entschluss kommen.«
    »Wofür hast du dich entschieden?«
    »Ich werde weiter zur Schule gehen und das Abitur machen. Ich möchte Biologie studieren und über Schlangen forschen.«
    Norma lächelte. »Gemeinsam mit Max?«
    Inga gab das Lächeln zurück. »Man wird sehen.«
    Norma wartete, bis das Mädchen im Durchgang verschwunden war, und fuhr nach Biebrich zurück.
    Inzwischen liefen die polizeilichen Ermittlungen auf Hochtouren. Wolfert und Milano waren nicht zu sprechen, dafür meldete sich Ehlers aus dem Krankenhaus. Er sollte zwar über das Wochenende zur Beobachtung in der Klinik bleiben, sei nach Ansicht der Ärzte aber nicht wesentlich verletzt, versicherte er nachdrücklich.
    Gegen Mittag betrat eine junge Frau das Büro. Sogar für jemanden wie Norma, die wenig von Mode verstand, war offensichtlich, dass Ehlers’ Tochter eher in den Boutiquen der Wilhelmstraße als in den Kaufhäusern shoppen ging.
    »Das Maskottchen fiel einer detektivischen Ermittlung zum Opfer«, erklärte Norma. »Kann ich den Schaden wieder gutmachen?«
    »Was, der Hase ist weg?« Die junge Frau lachte befreit. »Umso besser. So muss ich das Teil nicht eigenhändig im Rhein versenken. Gestern habe ich mit meinem Freund Schluss gemacht!«
    »Wie schade«, meinte Norma mitfühlend.
    Die junge Frau winkte lässig ab. »Der Typ ist keine Träne wert. Es war meine Entscheidung.«
    Sie nahm den Schlüssel an sich und ließ Norma mit der verunsichernden Frage zurück, ob ein solch unbefangener Egoismus ein Vorrecht der Jugend war.
    Am frühen Abend rief Wolfert endlich an.
    »Gibt es Spuren in der Gartenhütte?«, fragte Norma gespannt. »Habt ihr Inken gefasst?«
    »Geduld, Norma! Was hältst du von einem Abendessen unter Freunden? Bei Luigis Lieblingsitaliener im Schiffchen?«
    Sie saßen beide am Tisch, als Norma im Restaurant eintraf, und hatten sich wie beim vergangenen Treffen für den Nebenraum entschieden: Milano im schwarzen Mafiaanzug mit offenem Hemdkragen um den fleischigen Hals und Wolfert ungewöhnlich leger in Jeans und ebenfalls krawattenlos. Die Männer wirkten zufrieden, und trotzdem vermisste Norma diesen gewissen Triumph, der eine umfassende Aufklärung in die Gesichter gezeichnet hätte.
    »Raus mit der Sprache: Was ist mit der Hütte? Was ist mit Inken?«
    »Eins nach dem anderen«, brummte Milano. »Setz dich erst einmal hin! Dirk, erkläre ihr, was wir bisher haben.«
    Wolferts wasserblaue Augen zwinkerten müde hinter den dicken Brillengläsern. »Also, wir haben Inken geschnappt. Er streitet alles ab. Ein harter Brocken, der Mann. Wenigstens befinden sich am Rüttelpult tatsächlich Blutspuren.«
    »Von Marika?«, fragte Norma gespannt.
    »Wer weiß? Wir brauchen DNA zum Vergleich.«
    »Wir müssen die Leiche haben!«, knurrte Milano. »Oder das, was von ihr übrig ist.« Er schaute ungeduldig zur Tür. »Ich habe

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