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Rheinmaerchen

Rheinmaerchen

Titel: Rheinmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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hergetragen,
Darin muß sie ihm die Füße zwagen,
Der Vater starb in Leid und Not,
Die Mutter grämte sich schier zu Tod.
Weh! Murmeltier, du Findelkind!
Weißt nicht, wer Vater und Mutter sind.’«
    Da sah der Ritter das Badwännelein an
Und sah das burgundische Wappen dran,
Er sprach: »Das ist mein Wappen allein,
Wie kommt die Wanne ins Wirtshaus herein?«
Da sang die Amsel am Fensterladen:
    ‘In dem Wännelein ist sie hergetragen.
Weh! Murmeltier, du Findelkind!
Weißt nicht, wer Vater und Mutter sind.’
    Da sah Herr Konrad ihr an den Hals,
Und sah da wohl ein Muttermal.
»Gott grüß,« sprach er, »du roter Mund!
Dein Vater war König von Burgund,
Christina heißt deine treue Mutter,
Ich, Konrad, bin dein Zwillingsbruder.«
Nun knieten sie beide auf ihre Knie
Und dankten Gott bis morgens früh.
Und als nun morgens kräht der Hahn,
Fängt schon Frau Wirx zu rufen an:
»Steh auf steh auf, du faule Haut!
Kehr deiner Mutter die Stuben aus.«
Da schrie Herr Konrad überlaut:
»Sie kehrt nicht, ist keine faule Haut,
Herein, Frau Wirx! kommt nur herein
Und bringt mir meinen Morgenwein.« –
Und als Frau Wirx herein nun trat,
Herr Konrad sie gefraget hat:
»Woher habt ihr das Jungfräulein,
Die Königstochter, mein Schwesterlein?«
Frau Wirx ward bleich gleich wie die Wand,
Die Amsel verriet da ihre Schand:
    »In dem Lustgarten, im grünen Gras,
Das Kind in dem Badwännlein saß
Auf einem grünen Rainelein,
Spielt mit den bunten Steinelein,
Da kam die böse Wirx ins Land
Und warf ihr hin ein seidnes Band,
So hat die böse Zigeunerin
Gestohlen das zarte Kindelein.«
    Herr Konrad ward da hoch entrüst,
Sein Schwert er durch der Frau Wirx Ohrläppchen stieß
Und spießte sie fest da an die Wand
Und nahm die Schwester an der Hand
Und nahm sie an dem Gürtelschloß
Und schwang sie auf sein hohes Roß.
Das Badwännlein hing am Sattelknopf,
Die Amsel saß auf des Rosses Kopf.
So ritten sie wohl manche Stund,
Bis in das Schloß, ins Land Burgund,
Und als er in das Tor einritt,
Die Mutter ihm entgegenschritt:
»Konrad! lieber Konrad mein!
Was bringst du mir für eine Braut herein?« –
»Ich bringe keine Braut herein,
Ich bring Euch Euer Töchterlein.«
Die Tochter da vom Rosse sprang,
Die Mutter in eine Ohnmacht sank,
Und als sie wieder zu sich kam,
Ihr Kind sie in die Arme nahm.
»O laßt mir das eine Freude sein,
Ich bin Euer armes Töchterlein;
Heut sind es fürwahr achtzehn Jahr,
Daß ich der Frau Mutter gestohlen war;
Frau Wirx, die böse Zigeunerin,
Trug mich in dem Badwännlein hin.«
Und als sie sprach, die Amsel sang,
Daß laut die Stimm im Schloß erklang:
    »Frau Wirx schreit jetzt: ‘Mein Ohr tut weh!’
Sie will keine Kinder stehlen meh;
Nun laßt vom Goldschmied klar und rein
Mir schmieden ein goldnes Gitterlein,
Wohl schmieden vor das Badwännlein,
Es soll der Amsel Wohnung sein.«
    So schnell und wunderbar hatte sich das Unglück des armen Murmeltiers gewendet. Sie war nun eine Prinzessin von Burgund und hatte alles vollauf; die Amsel saß in der kleinen Badwanne, die ihr der Goldschmied in einen Vogelbauer verwandelt hatte; aber Murmeltier war doch nicht ganz glücklich. Immer dachte sie an die letzten Worte des guten Bibers: »Vergiß mich nicht! vergiß mich nicht!« – und wenn sie nun gedachte, daß er aus Liebe zu ihr ein Biber geblieben war, so weinte sie oft im stillen, daß sie seinen Bitten nachgegeben und ihn nicht zum Menschen verwandelt hatte. Hierauf kam noch ein trauriger Fall: ihre Mutter, die Königin von Burgund, war durch die plötzliche Freude des Wiedersehens so erschüttert worden, daß sie krank ward und nach wenigen Wochen starb. Ihr Bruder Konrad, der nun der Herr des Landes war, fragte sie oft um ihren Kummer, sie sagte ihm endlich die Geschichte des Bibers, und er machte sich nun auf den Weg, den Biber zu suchen, und tat einen Eid, nicht eher zurückzukommen, bis er den Biber gefunden.
    So war sie nun allein und betrübt auf dem Schlosse und sah alle Augenblicke zum Fenster hinaus, ob ihr Bruder nicht bald zurückkommen würde.
    Ich will nun erzählen, wie’s unterdessen der bösen Frau Wirx und der Murxa gegangen.
    Murxa lag, wie ihr euch erinnern werdet, tüchtig abgeprügelt über dem Mehlsack auf dem Esel, der so langsam unter seiner Last nach Haus schritt, daß er erst vor der Hütte ankam, als Frau Wirx schon mit dem Ohrläppchen an die Wand gespießt und Ritter Konrad mit Murmeltier davongeritten war. Dem Meister Langohr ward es zu lang, bis das Tor aufgemacht und ihm

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