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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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und Rhosmari vor die Tür traten, hielt der bärtige Herr gerade die hintere Tür seines Wagens für die Kaiserin auf. Veronica und Hasenglöckchen, die nervös wirkte, standen daneben. Jasmin grüßte die beiden mit einem Nicken und stieg ein. Die Tür schloss sich und Jasmin verschwand hinter der getönten Scheibe.
    »Corbin und Byrne sind bereits aufgebrochen, um die anderen zu sammeln«, sagte Martin. Er führte Rhosmari zur Seite des Hauses. Dort stand eine Reihe hoher Zedern, die lange Schatten über den Garten warfen. »Wir werden alle gemeinsam nach Wales fliegen, aber deine Schmetterlingsflügel sind für eine so lange Reise zu schwach, deshalb nehme ich dich auf den Rücken.«
    »Du mich? Selbst wenn ich mich ganz klein mache, bin ich immer noch größer als …«
    Bevor sie zu Ende sprechen konnte, hatte Martin sich schon in eine Schleiereule verwandelt und die grau-weißen Flügel ausgestreckt, um ihr zu zeigen, wie groß er war. Kleinlaut schrumpfte Rhosmari wieder auf Eichenfeengröße und kletterte auf seinen Rücken. Kaum hatte sie sich zwischen den Flügeln zurechtgesetzt, da drückte er sich vom Boden ab und stieg mit ihr zum wolkenlosen Himmel auf.
    Die Erde entfernte sich unter ihnen, von den Häusern waren nur noch die Dächer zu sehen und aus Rasenflächen wurden grüne Flecken. Die Sonne blendete Rhosmari und der Wind wirbelte ihre Haare durcheinander. Ängstlich schlang sie die Arme um Martins Hals, so weit sie reichten, und drückte die Knie in seine gefiederten Seiten.
    Ein Fluss zog sich in Kurven durch die Landschaft und leuchtete wie geschmolzenes Silber. Straßen unterteilten das Land in schwarz geränderte Rechtecke. Waldstücke und Wiesen zogen unter ihnen vorbei, gesprenkelt von Gehöften und Dörfern. Auf die Dörfer folgten größere Städte und zuletzt die wuchernden Vororte einer Großstadt. Ob das schon London war? Rhosmari hatte jede Orientierung verloren.
    Ein Schatten fiel über ihr Gesicht und sie blickte auf. Der Himmel über ihr war schwarz von Vögeln.
    In unnatürlichem Schweigen zog der riesige Schwarm über ihnen dahin, zusammengesetzt aus einer bizarren Mischung der verschiedensten Vögel, deren Schwingen zielstrebig im Gleichtakt schlugen: Krähen und Raben, Falken und Eulen, Enten, Gänse und Seevögel aller Art. Martin flog zu ihnen hinauf und erst jetzt sah Rhosmari, dass auch viele andere Vögel weibliche Feen auf dem Rücken trugen.
    Zum ersten Mal sah sie die gesamte Armee der Kaiserin an einem Ort versammelt. Waren es zweihundert Feen? Dreihundert? Es war schwer zu schätzen. Doch schien ihr, dass die Feen der Eiche in der vergangenen Nacht zahlenmäßig nicht so deutlich unterlegen gewesen waren, wie sie befürchtet hatten. Kein Wunder, dass die Kaiserin Rhosmaris Angebot so bereitwillig zugestimmt und sich zurückgezogen hatte.
    Nach einigen Stunden ununterbrochenen Fluges begannen einige Vögel zurückzubleiben. Wie auf ein stummes Zeichen hin flogen die Anführer nach unten und landeten auf dem Ufer eines träge dahinströmenden Flusses. Martin landete auf einem Stück Gras und Rhosmari stieg ab und streckte dankbar die schmerzenden Glieder.
    Die Eule verschwand und Martin stand wieder neben ihr, so klein wie sie. Sie hatte ihn noch nie in der Größe einer Eichenfee gesehen und konnte ihn nur verblüfft anstarren. Doch er nahm ihre Hand und sagte: »Wir springen zum Theater von Lyn und Toby, komm.«
    »Nach Cardiff?« Offenbar hatten sie eine weite Strecke zurückgelegt, wenn sie der Stadt so nahe waren, dass sie springen konnten. »Warum?«
    »Weil ich wissen muss, was dort passiert ist«, sagte Martin. »Genug geredet. Los! « Und damit verschwand er und Rhosmari musste wohl oder übel mit ihm springen. Sie tauchten in die Leere ein und standen im nächsten Augenblick in der vertrauten kleinen Straße im Herzen von Cardiff.
    In der Ferne schrie jemand auf – offenbar hatte man sie entdeckt –, aber Martin achtete nicht darauf. Er hatte den Blick unverwandt auf Lyns Tür gerichtet und fuhr mit den Fingern über die leere Stelle, an der das Schild mit der Aufschrift THEATER DICHTERKLAUSE gehangen hatte. Er fluchte leise und drückte dann den Daumen auf die Klingel und läutete einmal, zweimal …
    Die Tür ging auf. Lyn stand mit einer dampfenden Kaffeetasse vor ihnen und sah sie ärgerlich an. »Was wollt ihr?«, fragte sie.
    »Lyn«, sagte Martin, »wo ist das Schild? Was ist mit dem Theater passiert?«
    »Wen interessiert das schon? Wenn du zum

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