Rhosmari - Retterin der Feen
flügelschlagend zum Himmel auf. Auch die anderen Feen verschwanden, bis nur noch die Kaiserin und ihre wichtigsten Befehlshaber übrig waren – die Schwarzen Flügel, Veronica und, wie Rhosmari voller Ingrimm feststellte, Martin.
Die Kaiserin winkte ihn zu sich. »Für dich habe ich eine besondere Aufgabe«, sagte sie. »Sie besteht darin, Rhosmari keinen Moment aus den Augen zu lassen. Damit du es leichter hast …« Sie schnippte mit den Fingern und Rhosmari zuckte zusammen, denn ein unsichtbarer Haken hatte sich ihr tief in die Brust gebohrt. Auch Martin verzog das Gesicht, als habe er dasselbe gespürt, er hatte die Fassung allerdings sofort wiedergewonnen.
»Ihr denkt an alles, Majestät«, sagte er. »Wohin soll ich sie bringen?«
»Begleitet mich nachher ins Dorf. Ich bin mit dir zufrieden, anders als mit Rhosmari, und habe für alle meine getreuen Anhänger ein bequemes Nachtlager vorbereitet.« Die Kaiserin tätschelte ihm nachsichtig die Wange und wandte sich dann wieder den anderen zu.
»Wir müssen bereits morgen Abend auf den Grünen Inseln eintreffen«, sagte sie. »Es dürfte nicht schwer sein, die Kinder des Rhys zu unterwerfen, aber der Erfolg unseres Plans hängt von seiner Geheimhaltung und der Schnelligkeit der Durchführung ab. Sobald wir die Inseln auf Gruffydds Weg betreten haben, werden Veronica und ihre Soldaten durch einen Zauber bewirken, dass unsere Armee unsichtbar und lautlos vorrückt. Wenn wir das erste rhysische Haus erreichen, werden wir dessen Bewohner unterwerfen, ihr Blut nehmen und sie sofort in unsere Streitmacht eingliedern. Corbin und Byrne werden mir dabei helfen. Wichtig ist, dass niemand entkommt und die Nachbarn warnt oder weitere Rhyser zu Hilfe ruft.«
Unter anderen Umständen hätte Rhosmari nicht geglaubt, dass ein solcher Plan erfolgreich sein würde. So vieles konnte schiefgehen. Doch in diesem Fall fürchtete sie, es könnte nur zu gut klappen. Die Kinder des Rhys waren zwar imstande sich zu wehren, aber sie waren nicht auf den Angriff einer ganzen Armee vorbereitet. Außerdem rechneten sie damit, dass mögliche Bedrohungen vom Festland kamen, nicht aus ihrer Mitte.
»Wenn wir eine Insel erobert haben, fliegen wir zur nächsten«, fuhr Jasmin fort. »Unsere Armee wird mit jeder Insel stärker werden, bis alle zwölf Inseln unterworfen sind. Anschließend werde ich den Saal des Gerichts zu meinem Thronsaal machen und unser Volk wird eine neue Heimat haben – ein wohlhabendes Land, aus dem uns niemand vertreiben kann.« Der Schein des Feuers strich flackernd über ihr Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen glänzten. »Und was euch angeht, meine Getreuen, die ihr bereit wart, mir aus freien Stücken zu dienen, so werde ich jeden von euch mit der Herrschaft über eine Insel belohnen.«
»Und ich werde Königin der Eiche sein«, flüsterte Hasenglöckchen und zog ihr Schultertuch fester um sich.
Rhosmari konnte es nicht ertragen, noch mehr zu hören, sie ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm sinken und wandte den Blick ab.
Sie musste eingeschlafen sein, denn als sie die Augen aufschlug, war das Feuer heruntergebrannt und nur einige wenige Kohlen glühten noch. Die Kaiserin war nirgends zu sehen. Auf der anderen Seite des Feuers standen Martin und Veronica und unterhielten sich leise.
»… schätzt dich offenbar mehr, als ich gedacht habe«, sagte Veronica. »Du hast wirklich großes Glück, dass du wieder in ihrer Gunst stehst, Martin.«
»Aber demnach nicht in deiner?« Martin klang vollkommen gelassen. Die Verachtung in Veronicas Stimme schien ihn nicht zu kümmern. »Wie kann ich dich davon überzeugen, dass ich etwas wert bin, meine schöne Veronica?«
»Ich weiß schon, was du wert bist«, erwiderte sie. »Nämlich sehr wenig. Dir ist nur dein eigenes Vergnügen wichtig. Die Ideale der Kaiserin oder die Verteidigung ihres Reiches interessieren dich nicht …«
»Dich auch nicht. Wir wissen beide, dass die Kaiserin alt ist und täglich schwächer wird. Sie lebt von ihren Untertanen, die sie aussaugt wie ein Blutegel, und will vor ihrem Tod unbedingt Alleinherrscherin über alle Feen Großbritanniens werden. Was ist daran so verdienstvoll?« Martin schnaubte verächtlich. »Du tust so, als bedeuteten dir die Menschen genauso wenig wie ihr, weil du hoffst, dass sie dich als ihre Erbin einsetzt. Aber glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du dir, wenn du ein menschliches Opfer brauchst, immer einen gut aussehenden Jungen
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