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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Armee.
    »Nein«, flüsterte sie. »Timothy? Nein. «
    Und dann stürzte alles auf sie ein und im nächsten Moment merkte sie, dass sie auf die Knie gefallen war und wie ein Tier mit den Fingern im Sand wühlte. Zwei Feen packten sie an den Armen und rissen sie wieder nach oben. Schlaff hing sie zwischen ihnen und die Haare fielen ihr wirr ins Gesicht. Sie schluchzte.
    »Majestät«, sagte Martin mit einer kleinen Verbeugung und steckte das Messer ein. »Bitte entschuldigt die Unterbrechung.«
    Jasmin lachte entzückt auf. »Martin! Ich habe dich wirklich unterschätzt.« Sie wandte sich erneut an Rhosmari. »Genug der Torheiten. Zeige uns endlich den Eingang zu Gruffydds Weg.«
    Selbst jetzt, seelisch gebrochen und zu keinem klaren Gedanken fähig, musste sie gehorchen. Unsicher ging sie einen Schritt, den Blick auf das dünne Geflecht heller Linien gerichtet, das die Geheimtür öffnen würde. Ihre Finger strichen über den Stein …
    »Rhosmari.«
    Timothy hatte sich aufgerappelt und stützte sich schwer auf den Felsen. Sand hing in seinen Haaren und der Schnitt an seinem Hals blutete, aber sein Blick war klar und lebendig. »Ich verbiete dir, weiterhin auf die Kaiserin zu hören und ihr zu gehorchen. Von jetzt an wirst du nur noch der Stimme deines Gewissens folgen und nur tun, wozu du aus freien Stücken bereit bist. Das soll für immer gelten.«
    Die Worte erfüllten Rhosmari und lockerten jeden einzelnen Muskel ihres Körpers. Für einen kurzen Moment verspürte sie eine schreckliche Kälte, dann durchfluteten sie Wärme und Licht. Sie eilte zu Timothy und warf sich ihm in die Arme.
    »Tötet sie!«, schrie die Kaiserin wütend. Byrne zog sein Messer und wollte zu Rhosmari und Timothy rennen – da warf er die Arme in die Luft und brach zusammen. Ein Pfeil hatte seine Schulter durchbohrt.
    »Wenn du das tust«, rief die Stimme einer Frau über ihnen kalt, »töte ich dich.«
    Alle blickten zum oberen Rand der Klippen hinauf – dort stand Peri und zielte mit ihrer Armbrust auf die Kaiserin. Ihr Gesicht war angespannt und ihre Hände zitterten ein wenig, aber sie trug keinen Verband mehr. »Der Bolzen hat eine Spitze aus Eisen«, fuhr sie fort. »Genau wie die Pfeile, die Broch und Dorna auf deine Soldaten angelegt haben. Du bist umzingelt, Jasmin. Es ist vorbei.«
    »Schnell!« Lindes Stimme kam aus dem Nichts und Rhosmari und Timothy fuhren erschrocken auseinander. »Solange sie nicht hersieht.« Ein warmes Kribbeln durchlief Rhosmari, als Linde die beiden in ihren eigenen Unsichtbarkeitszauber hineinnahm. »Hier lang – die Felsen hinauf.«
    Timothys Hand schloss sich warm und beruhigend um Rhosmaris Hand. »Komm«, sagte er. »Lass uns von hier verschwinden.«
    Die drei hatten sich die Steilküste hinaufgearbeitet und waren fast oben angelangt, da rutschte Timothys Fuß erneut unter ihm weg. Doch diesmal hielten Linde und Rhosmari ihn und halfen ihm vollends hinauf.
    »Diese dummen Krämpfe«, schimpfte er und ließ sich ins Gras fallen. »Ich wusste, dass sie mir eines Tages noch zum Verhängnis werden. Zum Glück hat Martin gerade noch rechtzeitig eingegriffen, bevor die Kaiserin mich selbst töten konnte.«
    »Er hat dich also gerettet?«, rief Linde. Sie landete neben ihnen und nahm wieder die Größe eines Menschen an. »Ich bin so schnell geflogen, wie ich konnte, um Hilfe zu holen, aber … einen Moment lang glaubte ich schon, wir seien zu spät gekommen.«
    »Er hat seine Rolle ziemlich überzeugend gespielt«, sagte Timothy. »Ich glaubte schon, er hätte mir tatsächlich die Kehle durchgeschnitten, dabei hatte er nicht einmal ein scharfes Messer. Keine Ahnung, warum er mir das Leben gerettet hat, aber so war es.« Er trat zu Rhosmari und nahm wieder ihre Hand. »Alles in Ordnung?«
    Rhosmari nickte. Sprechen konnte sie nicht, ihr Herz war zu voll. Vor wenigen Minuten hatte sie noch geglaubt, Timothy sei tot und alle Hoffnung verloren, doch jetzt standen sie hier und waren frei und in Sicherheit. Es kam ihr wie ein Traum vor, der zu schön war, um wahr zu sein – aber am Strand unter ihnen standen immer noch die Kaiserin und ihre Armee.
    Inzwischen war für jedermann offensichtlich, dass Peri keineswegs geblufft hatte. Die Armee der Kaiserin war tatsächlich umzingelt. Llinos und die anderen verbannten Kinder des Rhys standen auf den Klippen vor ihnen, Rob und seine Rebellen riegelten den einzigen Zugang vom Strand hinter ihnen ab. Auch die Eichenfeen standen dort: Dorna und ihre Bogenschützen,

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