Richard Castle
wandte sich von der Rezeption ab und fing an, auf und ab zu laufen. „Das Team aus Staten Island durchsucht immer noch Damons Haus, aber Reynolds und ich haben herausgefunden, dass er einen Ort weiter in Castleton Corners eine Einheit in einem Mietlager gepachtet hat. Raten Sie mal, was drin ist.“
„Verdammt, jetzt verrat’s ihr doch einfach, Mann“, schimpfte Reynolds im Hintergrund. Heat war ganz seiner Meinung.
„Ein Lieferwagen“, sagte er, woraufhin ihr Herz schneller schlug.
„Rotbraun?“
„So ist es. Und auf der Seite steht: ‚Righty-O-Teppichreinigung‘.“
„Gute Arbeit, Jungs.“ Doch Heat hielt ihre Begeisterung im Zaum und dachte praktisch. „Und jetzt sagen Sie mir bitte, dass Sie beide Handschuhe tragen.“
„Ja, Ma’am, wir sind die Blue Hands Group.“
„Ausgezeichnet. Haben Sie irgendetwas angefasst?“
„Nein, wir haben nur mit der Taschenlampe durch die Heckscheibe geleuchtet, um sicherzugehen, dass sich niemand im Wagen befindet, lebendig oder tot. Er ist leer.“
„Also gut, ich will, dass Sie folgendermaßen vorgehen: Verlassen Sie die Lagereinheit und bleiben Sie draußen. Lassen Sie die Tür in der Position, in der sie sich befindet, und berühren Sie nicht noch mal die Klinke. Halten Sie einfach Wache und rufen Sie die Beweissicherungseinheit, damit sie alles bis in die kleinste Ecke durchkämmen können. Und wenn ich Beweissicherungseinheit sage, meine ich, dass ich Benigno DeJesus will, und zwar nur Benigno DeJesus. Bei dieser Sache darf nichts schiefgehen.“
„Verstanden.“
„Und Mal? Sie und Reynolds sind der Hammer.“
Heat hatte Rook und Rhymer gerade auf den neuesten Stand gebracht, als die Rezeptionistin, eine Frau mittleren Alters mit blondierten eng am Kopf anliegenden Zöpfen, aus dem Hinterzimmer kam, wobei sie eine Fahne aus Zigarettenrauch hinter sich herzog. „Ein Zimmer für drei? Das kostet fünfzig Dollar Mietsicherheit.“ Sie entfernte das „Bin gleich wieder da“-Schild von der Theke und nahm einen Schlüssel von der Wand hinter sich. Als sie sich wieder umdrehte, schaute sie direkt auf Nikkis Polizeimarke.
Der Name der Frau war DD, und sie folgten ihr durch den Flur im ersten Stock, wobei sie über zahllose, mit Klebeband durchgeführte Reparaturarbeiten am Teppich steigen mussten. „Denken Sie noch mal nach, DD“, sagte Heat. „Sind Sie sicher, dass Sie sonst niemanden gesehen haben, der hochgegangen ist, um ihn zu besuchen?“
„Ich sehe hier gar nichts. Die Leute kommen und gehen.“
„Wie sieht es mit einer zweiten Person aus, die bei ihm im Zimmer gewohnt hat? Das müssten Sie doch wissen, oder?“, fragte Rook.
„Technisch gesehen schon. Aber Sie können sich sicher vorstellen, wie das läuft.“ Sie blieb in der Mitte des Flurs stehen und deutete mit ausgestreckten Armen auf eine Tür, während eine Frau in knallgelben Hotpants und einem schulterfreien Oberteil auf dem Weg zum Aufzug an ihnen vorbeiging. Der Anblick ließ keinen Raum für Diskussionen. „Der Kerl hat für zwei Wochen im Voraus bezahlt. In bar. Das ist alles, was mich interessiert.“
Sie blieben vor einer Tür am Ende des Flurs stehen. An der Klinke baumelte ein „Bitte nicht stören“-Schild. Nikki dachte an die Spurensicherung und überlegte, ob der Tatort wohl kontaminiert worden war. „War das Zimmermädchen da drin?“, fragte sie.
„Ja klar“, erwiderte DD schnaubend und deutete auf das Schild. „Auf seinem Kissen liegt keine Schokolade.“ Dann klopfte sie zwei Mal an die Tür. „Hey, Geschäftsführung.“ Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, bedeutete Nikki ihr, zurückzutreten. Sie und Rhymer legten ihre Hände auf ihre Holster und gingen als Erste rein.
„Heilige Scheiße!“, entfuhr es DD, womit sie die Gedanken aller Anwesenden zusammenfasste. Sie wich zurück, sagte: „Ich muss den Besitzer anrufen“, und eilte hinaus.
Alles war mit Blut bedeckt. Das Bett, vor allem das Kissen und das Kopfende der Laken war ein trockener rostfarbener See. Ein Klumpen Handtücher auf dem Boden neben dem Bett war ebenfalls rot getränkt. Auf dem Schreibtisch, der in die Mitte des Raums geschoben worden war, lag der abgerissene Duschvorhang. Auf einem Ende dieser Vinylabdeckung befand sich eine weitere Blutlache, die sich mit der Zeit zersetzt hatte, sodass die Ränder nun bernsteinfarben waren, während die Mitte des Flecks ein tiefes Rotbraun angenommen hatte. Zimtrote Spuren, wie Wachstropfen von einer Kerze, klebten an den
Weitere Kostenlose Bücher