Richard Castle
Seiten des Duschvorhangs, wo das Blut heruntergelaufen war und kleine Pfützen auf dem Teppich gebildet hatte, die mittlerweile ebenfalls getrocknet waren. Klumpen aus blutigem Verbandszeug schmückten den Boden neben den achtlos weggeworfenen, aufgerissenen sterilen Verpackungen.
„Ich habe seit
The Shining
nicht mehr so viel Blut in einem Hotel gesehen“, kommentierte Rook.
„Sieht so aus, als hätte ich meine Notaufnahme gefunden“, sagte Opie.
„Eine behelfsmäßige Intensivstation“, ergänzte Heat. Sie übertrug Detective Rhymer die Verantwortung für den Tatort und hoffte, dass das Team von der Spurensicherung in diesem Durcheinander irgendwo Fingerabdrücke finden würde, die ihnen verraten konnten, wer Carter Damon bei der Versorgung seiner Wunden geholfen hatte.
Als Nikki mit Rook aus der Bronx zurückkehrte, warteten Roach schon auf sie und sprangen ihr an der Tür des Hauptraums sofort entgegen. Sie führten sie zu ihren nebeneinanderstehenden Schreibtischen, wo sie eine Besprechung organisiert hatten. „Zuerst die Bank“, sagte Detective Raley. „Wie es aussieht, bekam auch Carter Damon eine plötzliche Finanzspritze.“ Er öffnete eine Datei auf seinem Bildschirm und klickte sich durch Seiten voller leerer Kontoauszüge, während er weitersprach. „Sehen Sie hier. Eine Einzahlung in Höhe von dreihunderttausend Dollar landete am Montag nach dem Mord an Ihrer Mutter auf seinem Konto. Und sehen Sie das hier? Kleinere Summen – fünfundzwanzigtausend – alle sechs Monate danach.“
Die schockierende Schlussfolgerung war zu offensichtlich, um sie nicht zu ziehen. Es sah so aus, als hätte ein Mitglied der Bruderschaft, ein Detective des NYPD, ihre Mutter im Auftrag von jemandem gegen Bezahlung ermordet. Und danach hatte er weitere Zahlungen erhalten, um den Fortschritt der Ermittlungen zu behindern. Doch egal, wie offensichtlich es war, Nikki weigerte sich, voreilige Schlüsse zu ziehen und damit alle anderen Möglichkeiten auszuschließen. Stattdessen fragte sie: „Wie lange erhielt er diese Zahlungen?“
„Bis letzten Monat. Dann gab es eine große Veränderung.“ Er rief die nächste Seite auf. „Vor zwei Wochen erfolgte eine weitere Einzahlung in Höhe von dreihunderttausend Dollar.“
Nikki warf einen Blick auf das Datum. „An diesem Tag haben wir Nicole Bernardin in dem Koffer gefunden.“
„Und am gleichen Tag haben wir uns mit dem ehemaligen Mordermittler Carter Damon zum Mittagessen getroffen“, fügte Rook hinzu. „Erhielt er diese Zahlung für den Mord an Nicole oder für den Versuch, dich zu töten?“
„Oder für beides?“, überlegte Ochoa laut. „Die Telefondaten erzählen ebenfalls eine Geschichte.“ Er reichte Heat eine Kopie der Ausdrucke, die er untersucht hatte. Rook las über ihre Schulter mit.
„Ich habe die drei wichtigsten Anrufe markiert. Unten auf der ersten Seite. Wie Sie sehen können, hat Damon zwei internationale Anrufe an die Nummer eines Wegwerfhandys in Paris getätigt. Einen in der Nacht, in der Nicole ermordet wurde – also zwei Nächte vor dem Fund des Koffers. Der zweite Anruf nach Paris erfolgte unmittelbar nachdem Sie und Rook sich mit ihm zum Mittagessen getroffen hatten.“
Nikki nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich zu beruhigen und sagte dann: „Also gut, dann überlegen wir mal. Gehen wir einfach mal für einen Moment davon aus, dass es bei dem ersten Anruf in Paris um den Mord an Nicole Bernardin ging. Entweder erhielt er auf diese Weise den Auftrag, oder er wollte bestätigen, dass er sie getötet hatte. Was glaubt ihr, worum es bei dem zweiten Anruf ging?“
„Vielleicht hat Damon den Auftragsmörder angerufen, der Tyler Wynn erledigen sollte“, schlug Rook vor. „Das könnte auch dein Scharfschütze von gestern Abend sein.“
„Ja, aber wir haben alle eintreffenden Flugreisenden aus Paris mithilfe der Zollbehörde überprüft, erinnern Sie sich?“, gab Ochoa zu bedenken. „Unter ihnen befand sich kein bekannter Verdächtiger.“
„Na und?“, erwiderte Rook. „Vielleicht kam derjenige ja auf anderem Weg hierher. Zum Beispiel über Boston oder Philadelphia. Oder er steht gar nicht auf der Liste der bekannten Verdächtigen.“
„Überlegen wir einfach mal weiter“, sagte Nikki.
„Hat Damon die Bernardins in Paris angerufen?“, fragte Rook. „Besteht die Möglichkeit, dass er der geheimnisvolle Mr. Seacrest war?“
Detective Ochoa zuckte mit den Schultern. „Darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Aber
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