Richard Castle
öffnen oder nicht. Sie werden in seiner Gegenwart verletzlich sein oder nicht. Und je nachdem, wie Sie sich entscheiden, werden Sie die Konsequenzen erfahren. Ich hoffe, dass die Entscheidung, die Sie treffen, Sie letztendlich zufriedenstellen wird.“
Nach der Sitzung trat Nikki auf den Bürgersteig hinaus und sah sich mit mehr Fragen als Lösungen konfrontiert, aber ein Aspekt ihres Lebens wirkte nun definitiv klarer. Der gelbe Verkaufswagen von Wafels & Dinges hatte an diesem Tag für das Mittagsgeschäft einen Block von der York Avenue entfernt geparkt. Sie wartete in der Schlange, überlegte, ob sie lieber süß oder herzhaft nehmen sollte und entschied sich schließlich für eine Mischung aus beidem: eine Speck-Sirup-Waffel, die sie auf einer Bank unter der Roosevelt Island Tramway aß. Nachdem Nikki aufgegessen hatte, saß sie noch eine Weile lang da und beobachtete die roten Gondeln voller Passagiere, die über sie hinweg und weiter über den East River schwebten. Sie wünschte sich, sie könnte all ihre Sorgen in eine versiegelte Kapsel packen, damit sie an Stahlkabeln in den Himmel hinaufgetragen wurden. Doch ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. Das wurde ihr klar, als Agent Bart Callan vom Ministerium für Innere Sicherheit neben ihr Platz nahm.
„Sie sollten mal die Spezialwaffel probieren“, sagte er. „Das ist die beste.“
„Haben Sie bei der inneren Sicherheit noch nie was von E-Mails gehört? Wie wäre es beim nächsten Mal mit einer netten Einladung zu einem Gespräch, anstatt mich einfach zu überfallen?“
„Als ob Sie eine E-Mail von mir beantworten würden.“
„Versuchen Sie Ihr Glück, Agent Callan. Wie ich schon bei unserer letzten Begegnung sagte: Wenn Sie durch die Vordertür kommen, bin ich von Natur aus sehr kooperativ.“
„Es sei denn, Sie werden in die Enge getrieben.“
„Das trifft wohl auf jeden zu.“
„Ich muss alles wissen, was Sie von Tyler Wynn und Petar Matic erfahren haben. Wenn Sie mir verraten können, was sich in dem Geheimbriefkasten befand, wäre das ebenfalls hilfreich.“
Heat wandte den Blick von dem Schleppdampfer ab, der flussaufwärts unter der Queensboro Bridge hindurchfuhr, und betrachtete den Agenten. Wenn man mal von der militärischen Strebsamkeit und der unangenehmen Angewohnheit, ständig überraschend aufzutauchen, absah, schien er eigentlich ganz in Ordnung zu sein. Dann hielten die Selbstzweifel bezüglich ihrer Vertrauensinstinkte ein Warnsignal hoch. „Sie haben das Polizeihauptquartier doch sicher auf einer Kurzwahltaste gespeichert. Rufen Sie dort an.“
Er schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Diese Angelegenheit ist zu heikel, zu groß. Wenn das in die Bürokratiekette gerät, kann die Sicherheit der Informationen nicht mehr garantiert werden.“
„Warum wenden Sie sich dann an mich?“
„Weil Sie ohnehin schon in der Sache drinstecken. Und Sie sind kein Plappermaul.“ Er grinste. „Das habe ich bei unserer letzten Begegnung in der Lagerhalle erkannt.“ Sie erwiderte sein Grinsen, und er streckte ihr seine Hand entgegen. Zuerst dachte Nikki, er würde damit ihre Hand ergreifen wollen, doch er nahm den Müll von ihrem Mittagessen, und sie errötete aufgrund des Missverständnisses. Er warf den Pappteller und die Plastikgabel in den Mülleimer neben sich und drehte sich dann auf der Bank herum, um sie anzusehen. „Detective Heat, ich kann Ihnen eines versichern: Der Fall, an dem wir arbeiten, entwickelt sich zu einer bedeutenden Angelegenheit nationaler Sicherheit. Vielleicht werden Sie sich wohler dabei fühlen, mir Informationen mitzuteilen, wenn ich Ihnen das ganze Ausmaß der Umstände offenbare.“
„Ich höre.“
„Die Geschichte ist recht kurz. Nicole Bernardin, die einst der CIA angehörte, nahm vor anderthalb Monaten Kontakt mit uns auf, um uns darüber zu informieren, dass sie auf äußerst heikle Aufzeichnungen über etwas sehr Dringendes gestoßen sei, die sie mit uns teilen müsse. Wir überprüften ihre Vergangenheit bei der CIA sowie ihre kürzliche Arbeitsbeziehung mit Tyler Wynn in seiner neuen – nennen wir es unabhängigen – Kapazität äußerst gründlich. Dann vereinbarten wir mit ihr, wie sie uns die Informationen zukommen lassen sollte, aber jemand ermordete sie, bevor sie uns mitteilen konnte, wo wir sie finden würden.“
„Wenn Sie wissen wollen, wo der Geheimbriefkasten ist, den habe ich gefunden, aber ich habe nicht gesehen, was sie darin versteckt hatte“, sagte Heat.
„Wie sah
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