Richard Castle
voreiligen Schlüsse ziehen“, warnte Heat und richtete die Worte ebenso sehr an sich selbst wie an ihre beiden Kollegen. „Setzen Sie Ihre Beschreibung seiner äußeren Erscheinung mit auf den Fahndungsaufruf. Dann machen Sie eine Nahaufnahme dieser Tätowierung und schicken sie an die Datenbank für Tätowierungen und Narben des Echtzeitverbrechenszentrums. Auch wenn nur ein Teil davon zu sehen ist, haben die Leute dort schon Wunder bewirkt, indem sie das passende Stück mit weniger Ausgangsmaterial gefunden haben. Und ja, wir sollten dieses Standbild auf jeden Fall mit den Gefängnisunterlagen abgleichen, sobald wir es an alle Abteilungen weiterleiten können. Was so schnell wie möglich passieren sollte.“
„Ich habe es bereits in ein JPEG-Format umgewandelt“, sagte Raley. „Sonst noch etwas?“
„Ja. Sie sind wahrhaftig der König sämtlicher Überwachungsmedien.“
Als Heat die Tür zu Rooks Wohnung öffnete, wurde sie von einem Kräutergeruch empfangen. Der Eingangsbereich und die Küche waren dunkel, und sie nahm den sanft flackernden Kerzenschein an den Wänden und auf den Oberflächen aus gebürstetem Stahl wahr. Das Flackern kam aus dem Wohnzimmer auf der anderen Seite der Küchentheke und wurde von verträumter New-Age-Musik begleitet. Nikki hängte leise ihren Schlüsselbund an den Haken und hoffte, dass er nicht allzu enttäuscht sein würde, wenn sie ihn darum bat, den romantischen Abend zu verschieben. Nach dem nervenaufreibenden Tag, den sie gehabt hatte, wollte sie nur noch eine Pizza, ein wenig Fernsehen und dann ins Bett. Verdammt, vielleicht würde sie das Essen und das Fernsehen auch einfach überspringen und sofort ins Bett gehen.
„Ich bin hier drin“, ertönte seine Stimme. Sie klang ein wenig heiser und lallend, als ob er sich bereits am Sancerre gütlich getan hatte. Nikki trat in die Küche und schaute über die Theke, hinter der sie im schummrigen Licht Rook entdeckte, der auf dem Bauch auf einer Massageliege lag. Über seinem Hintern war ein Handtuch ausgebreitet, und eine umwerfend schöne Frau in Krankenschwesterkleidung knetete einen seiner Oberschenkel, wobei sich ihre langen Finger eindeutig zu nah an seinen perfekt geformten Pobacken befanden. Rook stellte sie einander vor, ohne seinen Kopf von dem Schaumstoffkissen zu heben. „Nikki, das ist Salena. Salena, Nikki.“
Salena sah kurz zu ihr auf, gerade lange genug, um ihre makellosen Zähne in einem Lächeln aufblitzen zu lassen. Sie wisperte ein Hallo und widmete sich wieder mit großem Interesse der Stelle, an der Rooks Oberschenkel auf den Saum des Handtuchs traf. „Mmm“, murmelte Rook.
„Diese Stelle ist sehr verspannt“, sagte Salena.
„Mm-hm“, erwiderte er.
„Entschuldigt mich“, sagte Nikki. Sie zog sich zurück, verschwand durch den dunklen Flur seines Lofts im Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
Als er später in seinem Bademantel zu ihr kam, fand er Nikki im Schneidersitz auf dem Bett vor, wo sie an ihrem Laptop arbeitete. „Du musstest dich nicht hier drinnen verstecken.“
„Tja, ich hatte eben keine Lust, da draußen herumzustehen, während du dich mit deiner Masseurin vergnügt hast.“
„Tatsächlich ist sie eine staatlich anerkannte Physiotherapeutin. Die Agentur hat Salena vorbeigeschickt, um Gitmo Joe zu ersetzen. Ist das nicht cool?“
Sie klappte ihr MacBook zu. „Ist er immer noch krank?“
„Nein, er hat gekündigt. Also wird Schwester Salena den Rest meiner Reha übernehmen. Es sind nur noch ein paar Sitzungen, aber damit kann ich leben.“ Er streckte und dehnte sich ein wenig. „Ich fühle mich jetzt schon besser.“
„Er hat einfach gekündigt?“
„Ich glaube, er wusste, dass ich ihn nie gemocht habe. Er war ein Sadist. Vermutlich passte es ihm nicht, dass ich ihm widersprochen und mich zu sehr widersetzt habe.“
„Mit Salena hattest du dieses Problem nicht. Zumindest nicht soweit ich sehen konnte.“
„Bist du eifersüchtig? Ernsthaft? Das war eine therapeutische Sitzung mit einer staatlich anerkannten Expertin.“
Sie lachte. „Inklusive Teebaumöl und Musik von Enya. Herrgott, Rook, ich hatte das Gefühl, direkt in einen Pornofilm hineinzuspazieren.“
„In Pornos wird keine Musik von Enya gespielt.“
Der Türsummer ertönte. „Ich geh schon“, sagte sie. „Ich habe uns eine Pizza bestellt.“
Er folgte ihr aus dem Schlafzimmer. „Ohh, eine Pizzalieferung. Jetzt sind wir wirklich im Pornobereich.“
Sie aßen die Pizza direkt aus
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