Richard Castle
Geschäftsführerin oder eine leitende Angestellte gekleidet, also fangen Sie bei der Verwaltung an, aber ziehen Sie auch die Zugführer und die Bahnhofsmitarbeiter in Betracht.“
„Verstanden“, sagte Detective Malcolm.
„Und bitten Sie die Sicherheitsbeamten der Bahn, ihre Überwachungskameraaufnahmen für Sie durchzusehen. Unsere Unbekannte war möglicherweise gar keine Angestellte, sondern eine Pendlerin, die versuchte, ihrem Mörder auf den Schienen zu entkommen.“
Im hinteren Bereich des Hauptraums kamen Raley und Feller hereingestürmt und blieben dann abrupt stehen, als die sahen, dass die Besprechung noch im Gange war. Sie erkannte die Aufregung in ihren Gesichtern und sagte: „Besprechung vertagt.“
Als Heat die Tür des glorifizierten Wandschranks am Ende des Flurs schloss, in dem sich Raley unermüdlich Überwachungsvideos ansah, sagte Feller: „Sie hatten recht damit, dass es etwas bringen würde, die Überwachungskameras in der Nähe der Zwischenstopps des Lieferwagens zu überprüfen.“ Er zückte den Ausdruck mit der Route des Lieferwagenfahrers und zeigte Nikki, welche Stellen er entlang der Strecke abgehakt hatte, bis er zur Adresse eines Delikatessengeschäfts kam, die er eingekreist hatte. „Dieses Filmmaterial stammt von einer Stelle, die nur drei Türen vom letzten Halt des Fahrers entfernt liegt. Es handelt sich um einen Kreisverkehr in Queens, unmittelbar vor seinem Aufbruch nach Manhattan.“
„Der Northern Boulevard in der Nähe des Francis Lewis Boulevards und der Forty-fourth Avenue“, fügte Raley hinzu, während er ein paar Befehle in seinen Computer eingab. „Wir hatten Glück. Das hier habe ich von einem Juwelierladen erhalten, bei dem es in letzter Zeit so viele Einbrüche und Diebstähle gab, dass sie ihr Überwachungsvideosystem auf HD aufgerüstet haben. Sie werden zufrieden sein.“ Er stellte sicher, dass sie bereit war, bevor er auf die Starttaste drückte.
Das Video zeigte blauen Samt in der leeren Schaufensterauslage des Geschäfts. Der Schmuck, der dort tagsüber präsentiert wurde, war aus Sicherheitsgründen nach Geschäftsschluss weggeräumt und für die Nacht sicher verschlossen worden. Laut Zeitstempel war es kurz vor halb sechs, und es herrschte kaum Verkehr. Nur hin und wieder rauschte in der Dunkelheit ein Paar Scheinwerfer vorbei. Der Bürgersteig blieb leer, bis auf dem Parkplatz hinter dem Elektronikladen auf der anderen Straßenseite plötzlich eine Gestalt erschien. Sie hatte den Kopf gesenkt, und ihr Gesicht wurde von einem Vorhang aus Haaren verborgen. Doch Heats Aufmerksamkeit richtete sich einzig auf den blaugrauen Koffer, den der Mann hinter sich her über die Kreuzung auf das Juweliergeschäft zuzog. Er wandte der Kamera den Rücken zu, während er das schwere Gepäckstück mit beiden Händen von der Fahrbahn auf den Bürgersteig hievte. Auf dem Weg nach oben geriet der Koffer aus dem Gleichgewicht. Er wäre beinahe umgefallen, doch der Mann streckte blitzschnell einen Arm aus, um ihn abzufangen, bevor es dazu kommen konnte, und unter den Ärmeln seines T-Shirts zeichneten sich beachtliche Muskeln ab. Nachdem er den Koffer wieder unter Kontrolle hatte, setzte er seinen Weg fort und ging direkt am Schaufenster vorbei, dessen helle Beleuchtung seine Aufmerksamkeit erregt haben musste, denn er drehte den Kopf herum, um hineinzusehen. Raley fror das Bild ein und präsentierte so eine deutliche, gestochen scharfe Aufnahme vom Gesicht des Mannes. Seine tiefliegenden Augen schauten fast genau in die Linse der Kamera. Der eingefrorene Blick verschlug Nikki für einen Moment die Sprache, als ihr klar wurde, dass sie womöglich in das Gesicht des Mörders ihrer Mutter starrte.
„Geht es Ihnen gut?“, fragte Feller.
„Was verrät uns dieses Bild?“, erwiderte sie nur.
Raley sah auf die Notizen, die er sich bereits gemacht hatte. „Ich schätze ihn auf etwa fünfundvierzig Jahre. Er dürfte zwischen eins achtzig und eins fünfundachtzig groß sein und ungefähr neunzig Kilo wiegen, bei den Muskeln vielleicht auch fünfundneunzig. Am Kragen seines T-Shirts ist ein Teil einer Tätowierung zu erkennen. Seine Nase wurde vor Jahren gebrochen, und insgesamt wirkt er ziemlich hartgesotten.“
„Ich wette, er saß schon mal im Knast“, fügte Feller hinzu. „Ich erkenne ein Knackigesicht, wenn ich eins sehe.“
„Ich frage mich, ob er sich womöglich die letzten zehn Jahre dort aufgehalten hat“, sagte Detective Raley.
„Wir sollten keine
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