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Richter

Richter

Titel: Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Ciancarlo de u Lucarelli Andrea u Cataldo Cammilleri
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schlafen.
    »Leider muss ich Euch mitteilen, dass Euer Antrag auf Wiederzulassung zum Dienst abgelehnt wurde.«
    Presidente Paoloantonio wurde blass.
    »Darf ich die Gründe erfahren?«
    »Das ist Euer gutes Recht. Ihr habt Ermittlungsakten an Euch gebracht, die der Geheimhaltung unterlagen, und einem Außenstehenden auf dessen Bitte hin ausgehändigt. Und ich bin gewiss, Ihr tatet dies im vollen Bewusstsein, dass dies ein schweres Dienstvergehen ist.«
    Der Presidente bekam kaum einen Ton heraus. Erwischte sich die schweißnasse Stirn mit seinem Taschentuch.
    »Es gibt Dinge, die ... Auch gegen den eigenen Willen ...«
    »Was Ihr getan habt, lässt sich nicht rechtfertigen«, schnitt Surra ihm kalt das Wort ab. »Außerdem sehe ich mich pflichtgemäß genötigt, wegen dieses Vorfalls gegen Euch Maßnahmen zu ergreifen.«
    Paoloantonios Gesicht wurde leichenblass.
    »Ich ... ich flehe Euch an, mir das zu ...«
    Richter Surra blickte ihn an. Der Presidente erschauderte und verstummte.
    »Eine Lösung wäre denkbar.«
    »Sagt sie mir, und ich ...«
    »Ihr lasst Euch die Unterlagen zurückgeben und bringt sie mir her. Innerhalb der nächsten zwei Stunden. Ihr könnt Euch von zwei Gerichtsdienern begleiten lassen.«
    Er ließ ihn auf seinem Stuhl sitzen, von dem er sich mit Mühe zu erheben trachtete, und begab sich in den Besprechungsraum, wo alle anderen ihn erwarteten.
    »Ich bitte um Nachsicht für die Verspätung, aber ich hatte eine Unterredung mit Presidente Paoloantonio. Ich habe ihm mitgeteilt, dass sein Antrag auf Wiederzulassung zum Dienst abgelehnt wurde. Ich denke, den Grund dafür kennt Ihr alle oder könnt ihn Euch vorstellen. Und jetzt an die Arbeit.«
    Gegen Ende der Besprechung flüsterte Nicolosi ihm etwas ins Ohr. Man beschloss, am nächsten Morgen weiterzumachen,an den Nachmittagen sollten jetzt besser die Putzfrauen freie Bahn haben.
    »Die Herren Richter Moresco, Colla, Di Betta und Consolato kommen freundlichst mit in mein Büro.«
    Sie folgten ihm.
    Auf Richter Surras Schreibtisch standen die vier Aktenordner, die inzwischen hergebracht worden waren. Sie schienen unversehrt.
    »Signori, das sind die Ermittlungsakten, welche dem Gericht widerrechtlich entzogen wurden und die ich mir habe zurückgeben lassen.«
    Verblüfft und voll Bewunderung blickten die vier Richter einander an. Was für ein Teufelskerl, dieser Mann!
    »Habt Ihr die Carabinieri eingesetzt?«, fragte Colla.
    »Das war nicht nötig.«
    Er hatte einen wie Don Nené einschüchtern können, ganz allein, ohne Mithilfe der Ordnungskräfte!
    »Ich wünsche, dass ein jeder von Euch«, so fuhr Surra fort, »sich eines dieser vier Verfahren annimmt, sobald wir wieder halbwegs funktionstüchtig sind. Sie genießen absoluten Vorrang. Zunächst halte ich es für besser, die Ordner hier in meinem Amtszimmer zu behalten, in dem grünen Schrank, dem einzigen, zu dem ein Schlüssel vorhanden ist. Guten Tag.«
    Als die Richter seine Amtsstube verlassen hatten, rief er zwei Gerichtsdiener, ließ ein Abteil des grünen Schranks, welcher direkt hinter dem Schreibtisch stand, ausräumen und die vier Ordner darin einstellen. Er schloss ab und steckte sich den Schlüssel in die Tasche.
    Die Gerichtsdiener gingen. Surra saß noch einen Moment da und kontrollierte das Paket mit den Amtssiegeln, die er aus Turin mitgebracht hatte.
    Beim Aufstehen stieß die Rückenlehne seines Stuhls an die Tür des grünen Schranks.
    Er schob den Stuhl beiseite, und der Schrank ging auf.
    Wie war das möglich, er hatte doch abgeschlossen!
    Erst als er erneut abzuschließen versuchte, bemerkte er, dass der Schlüssel durchdrehte. Nun konnte er diese Akten keinesfalls allen zugänglich lassen, sie mussten überaus wichtig sein, wenn ein Kammerpräsident eine Gefängnisstrafe riskierte, indem er sie unterschlug.
    Er ging in den Flur hinaus. Das Gericht lag menschenleer, alle waren bei Tisch. Wenige Meter neben seiner Tür bemerkte er einen massiven schwarzen Schrank. Er versuchte ihn zu öffnen. Der Schrank war abgeschlossen, und Gott weiß, wo der Schlüssel abgeblieben war.
    Da hatte er einen Einfall.
    Er ging in sein Amtszimmer zurück, zog den Schlüssel von der Tür des grünen Schranks ab, steckte ihn in das Schloss des schwarzen Schranks und drehte ihn.
    Der Schrank ging auf. Er war ganz und gar leer.
    Richter Surra probierte den Schlüssel noch einmal aus. Er funktionierte einwandfrei.
    So trug er die Aktenordner hinüber in den schwarzen Schrank und schloss ihn ab.

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