Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rick 6: Shit happens! (German Edition)

Rick 6: Shit happens! (German Edition)

Titel: Rick 6: Shit happens! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
Vom Netzwerk:
durch. Sehr bald würde es nämlich mör derisch nach müffelnder Miefsocke stinken. Und dennoch liebte ich all das hier. – Den Dreck, die Kälte und ja, sogar den Gestank.
    »Hey, Leute«, begrüßte ich meine Vereinskameraden und schmiss meine Sporttasche samt Schläger auf die Bank.
    »Rick, alte Säge«, klatschte Skipper mich ab.
    Nelly war auch da. Irgendwie schien sie nicht zu raffen, dass es am Pferdeturm auch eine extra Umkleide für MÄDCHEN gab.
    Sie strahlte mich an und drückte meine Hand einen Mo ment länger als normal.
    »Küssen! Küssen! Küssen!«, nervte Elias herum. Woraufhin ich ihm locker den Mittelfinger zeigte und Nelly ihn an das Jeanette-Biedermann-Knutschposter in seinem Zimmer erinnerte.
    Elias lief dunkelrot an, presste die Lippen fest aufeinan der und schwieg.
    Kopfschüttelnd ließ ich mich auf die Bank plumpsen und zog die Schuhe aus.
    »Wo ist denn Vladi?«, fragte ich Nelly.
    Sie hatte sich in ihrer Eishockeymontur neben mich ge setzt und zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Vorhin hat er mir gesimst, dass er kommt.«
    »Ist ja echt komisch«, fand ich. »Normalerweise kann ihn doch nicht mal ’ne dreifache Lungenentzündung mit vierzig Grad Fieber vom Pferdeturm fernhalten.«
    Als wir zehn Minuten später auf dem Eis standen und Johann uns mit ein paar fiesen Aufwärmübungen triezte, war Vladi noch immer nicht aufgetaucht.
    Auch beim anschließenden hammerharten Trainingsspiel, in dem wir uns nichts schenkten, in rasanten Zwei kämpfen den Puck eroberten, Skipper die Bude vollknall ten, den einen oder anderen Bodycheck verteilten und einsteckten, um am Ende hundskaputt, aber sauzufrieden zu sein, blieb es dabei: kein Vladi zu sehen!
    Später ging ich zusammen mit Nelly zur U-Bahn-Station und hatte beim Abschied plötzlich das dringende Bedürf nis, sie in aller Öffentlichkeit kurz zu umarmen. Nelly war dementsprechend baff. Doch bevor das Ganze zu einer endpeinlichen Nummer ausarten konnte, kam ihre Bahn, und sie musste einsteigen.
    Ich winkte ihr lässig zu und schlurfte zu meiner Halte stelle.
    Kaum hatte ich mir einen Platz gesucht, rief Vladi auf meinem Handy an.
    »Schöne Kacke, sag ich dir«, begrüßte er mich.
    Wow, da hatte wohl nicht nur ich heute einen echten Bad Day erwischt (wenn man mal die zwei Stunden im Pferde turm wegließ).
    »Was ist passiert?«
    Ich hörte Vladi laut aufstöhnen und »Oskar!« ins Telefon spucken.
    Das war hart. Und zwar so richtig. Oskar war Vladis Minibruder. Seit knapp neun Monaten. Und seitdem lebte mein Kumpel direkt in der Hölle. Alles drehte sich um den Windelscheißer. Vladi war praktisch zu Luft geworden. Es sei denn, seine Eltern brauchten einen Babysitter.
    Ich weiß nicht, wie oft sich Vladi in den letzten Monaten schon bei mir über das zahnlose Monster ausgelassen hatte.
    »Das Schlimmste ist«, schepperte Vladi jetzt in den Hörer, »ich habe mich gefreut, als meine Eltern mir damals gesagt haben, dass ich bald kein Einzelkind mehr wäre.« Ich hörte ihn bitter auflachen und sich anschließend räuspern.
    Heulte der etwa?
    »Vladi«, fragte ich vorsichtig, »alles okay?«
    »NICHTS IST OKAY!«
    Das hatte ich wohl begriffen. Deshalb musste er mir trotzdem nicht das Trommelfell wegbrüllen.
    »Ey, Kumpel, ich bin nicht schwerhörig«, gab ich zurück.
    Abermals stöhnte er. »Sorry, ich bin nur so wütend, so … ARGH!«
    »Du, bei mir ist zurzeit auch nicht alles sooo easy«, ver suchte ich, ihn abzulenken. »Mein Pa ist total mies drauf.«
    Eigentlich wollte ich ihm nun das mit dem lächerlichen Stubenarrest verklickern. Aber Vladi hörte mir überhaupt nicht zu.
    »Vier Stunden musste ich aufpassen. VIER!«, schimpfte er weiter. »Und glaub nicht, dass der eine Sekunde davon gepennt hat. Der hat gebrüllt, sich vollgekackt, wieder ge brüllt, Hunger gehabt, sich noch mal vollgekackt. Hölle, sag ich nur!«
    Okay, dagegen war mein Problem dann wohl doch nur ein Fliegenschiss.
    »Hast du Zeit?«, keuchte Vladi ins Handy. »Ich muss hier unbedingt raus. Sonst drehe ich durch.«
    Mierda! Natürlich nicht. Ich sollte ja zurück in die Stube.
    »Tut mir superleid, ich muss nach Hause. Sitze auch schon in der Bahn.«
    Ich hörte Vladi schwer schlucken und konnte ihn direkt vor mir sehen. Völlig fertig mit den Nerven. Verzweifelt. Mit blutunterlaufenen Augen, flackerndem Blick. – Mann, in seiner Haut wollte ich nicht stecken.
    »Okay. Renn ich halt allein ’ne Runde um den Maschsee.«
    »Es ist schon ziemlich dunkel«,

Weitere Kostenlose Bücher