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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Regeln?«
    Â»Es gibt drei Stück. Die erste Regel ist: Du musst dein Zimmer in Ordnung halten. Also dein Bett machen, dreckige Klamotten selber in den Wäschekorb im Badezimmer bringen, einmal die Woche staubsaugen –«
    Â»Ich hab kein eigenes Zimmer.«
    Â»Du hast mein halbes. Aber weil du’s bist, mache ich heute unsere Betten. Okay?«
    Â»Okay.« Oskar war bereits vom Stuhl gehopst und begann die Einkaufstasche auszuräumen. »Wann ist staubsaugen?«
    Â»Samstags.« Ich stellte die trockene Tasse ins Regal und nahm einen nassen Teller. »Zweite Regel: Mama und wir bringen abwechselnd den Müll runter.«
    Â»Gut.« Oskar öffnete den Kühlschrank, um Milch und Joghurts reinzupacken. »Wann sind wir dran?«
    Â»Wenn Mama nicht dran ist. Die Joghurts nach unten, hinter die Butter und die Margarine.«
    Â»Und wann ist deine Mama dran?«
    Â»Na, wenn wir nicht dran sind.« Er verstand das Prinzip nicht, aber das lag vielleicht nur daran, dass er jetzt zur Hälfte im Kühlschrank steckte und schlecht hörte. Zur Not konnte ich es ihm ja später noch mal erklären.
    Â»Dritte Regel«, fuhr ich fort. »Wer auf Toilette groß macht, muss auf jeden Fall danach die Klobürste benutzen! Wegen den Bremsspuren.«
    Oskar zog sich aus dem Kühlschrank zurück und sein Kopf wurde langsam wieder sichtbar. Die Sonnenbrille war beschlagen. Seine abstehenden Ohren färbten sich knallrot.
    Â»Ach, dann warst du das heute Morgen?«, sagte Mama. Sie war fertig mit Spülen und trocknete sich die Hände ab. »Ich dachte schon, Rico hätte es vergessen.«
    Jetzt wurde das mit der Rotfärbung wirklich bedenklich. Oskars Kopf war schon komplett davon betroffen und inzwischen auch noch der Hals. Womöglich reichte die Röte noch weiter abwärts bis zu seinem Hintern, der ja schließlich an allem schuld war.
    Â»Apropos vergessen …« Mama griff in ihre Hosentasche und zog einen gefalteten Brief hervor. »Hier, von Frau Dahling. Für dich.«
    APROPOS : Ausnahmsweise ein sinnvolles Fremdwort, aber leicht mit Ach, Popo zu verwechseln, deshalb benutze ich es nie. Es bedeutet ach übrigens, wo wir gerade schon dabei sind, möchte ich Sie noch auf Folgendes aufmerksam machen . Man müsste also viel weniger sprechen, wenn der Hintern nicht wäre.
    Ich starrte den Brief an. »Wann hat sie dir den gegeben?«
    Â»Als ihr einkaufen wart.«
    Â»Muss sie denn heute nicht arbeiten?«
    Â»Hat sich freigenommen.«
    Mama grinste. Bestimmt wusste sie längst, was da drinstand. Oskar war offenbar froh über die Ablenkung, denn seine normale Gesichtsfarbe kehrte langsam wieder zurück. Ich riss den Brief auf. Hübsches Papier, mit einem aufgedruckten Blumenstrauß oben in einer Ecke. Sehr vornehme Handschrift. Ich las laut vor, und leider auch ein bisschen holprig, weil ich so aufgeregt war:
    Lieber Rico , ich möchte Dich zu einer kleinen Feier nach oben einladen, heute Abend sieben Uhr. Es gibt extra gute Müffelchen, zusätzlich Nachtisch und einen Film Deiner Wahl. Deine Nachbarin und Freundin, Elke Dahling.
    Â»Wow«, flüsterte ich.
    Mama hängte ihr Geschirrtuch über eine Stuhllehne, immer noch grinsend. »Sie wusste nicht, dass Oskar vorübergehend bei uns wohnt. Er soll natürlich mitkommen.«
    Â»Doppel-Wow!«
    Ich wusste sofort, welchen Film wir uns anschauen würden. Mit Oskar Miss Marple zu gucken stand auf meiner Wunschliste weit oben, direkt unter dem Jack Russell.
    Â»Okay, Jungs, ich leg mich jetzt etwas hin.« Mama zwinkerte uns zu. »Viel Spaß mit Fitzke.«
    Damit konnten wir die Durchsuchung des Schlafzimmers erst mal vergessen, aber das war mir im Moment egal. Mamas Gesicht sah ein bisschen grau aus, und die Haare hingen ihr bestimmt nicht nur vom Wasserdampf beim Abspülen so traurig und glanzlos in die Stirn.
    Â»Geht’s dir nicht gut?«, fragte ich sie.
    Â»Bin nur etwas müde. Heute Morgen war ja nichts mit Ausschlafen, dank der kleinen Quäktaschen von gegenüber.« Ich muss ziemlich besorgt geguckt haben, denn sie legte mir beim Rausgehen kurz eine Hand auf die Schulter. »Es geht mir wirklich gut, Schatz, mach dir keine Gedanken! Es ist alles in Ordnung.«
    Einen Moment lang dachte ich, gleich wird die Schildkröte ohnmächtig und das Kästchen fällt aus dem Regal und der Deckel klappt auf. Mir schoss

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