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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Karte fälschte, um diese … diese verdammte Handtaschenübergabe so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Ich war so geschockt, ich wusste nicht, wo mir der Kopf stand. Ich meine, ich hatte schon seit Tagen gespürt, dass was nicht stimmte. Wie du mich angesehen hast, deine Blicke. Und gestern fand ich den Teddybären vor meinem Kleiderschrank. Ich dachte, Oskar hätte sich meine Sachen angeguckt. Ich fing schon an, mir um ihn Sorgen zu machen, er ist ja so ein komischer kleiner Kauz.«
    Selbst nachträglich erschrak ich noch. Oskar und ich hatten das Bärchen vergessen, als wir an den Computer gerannt waren, um das eBay-Konto auszuspionieren. Mama lächelte kaum sichtbar, wurde aber gleich wieder ernst.
    Â»Gestern, in der Küche, wollte ich ihn danach fragen, aber Irina war da. Sie wusste ja von nichts, und ich dachte, bevor einer von euch sich verplappert …« Sie zuckte die Achseln. »Zuletzt habe ich Oskar den Teddy einfach aufs Kissen gelegt.«
    Ich überlegte. Der Teddybär hatte die Geschichte unterbrochen, und ich versuchte, die Stelle zu finden, wo Mama aufgehört hatte. Dann fiel sie mir ein. »Warum hast du Herrn van Scherten nicht an Boris verraten?«
    Â»Schwer zu sagen«, sagte Mama. »Oder nein, gar nicht so schwer. Irgendwie war das alles wie ein Fingerzeig des Schicksals, das einfach seinen Lauf nehmen würde, wenn ich es nur ließ. Es ging mir schon länger nicht mehr gut mit dieser Handtaschen-Aktion, aber ich war hin und her gerissen. Da warst du, an erster Stelle. Ich hatte Angst, dass irgendwann alles ans Licht kam. Was würdest du dann von mir halten? Andererseits: Was würdest du von mir halten, wenn du wüsstest, warum ich mich auf das Ganze überhaupt eingelassen hatte?«
    An der Stelle wollte ich einhaken, sie war ja sozusagen der springende Punkt. Aber Mama sprach rasch weiter.
    Â»Dann tauchte auch noch Simon auf. Ich finde ihn attraktiv, das weißt du, ich mag ihn sehr. Aber wie sollte er eine Frau mögen, die zweifelhafte Geschäfte macht – um es mal vorsichtig auszudrücken.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, irgendwas in mir wollte, dass es vorbei ist. Deshalb ließ ich Herrn van Scherten gewähren. Ich ging zurück an die Bar. Boris wäre aufgefallen, wenn ich zu lang wegblieb, und außerdem wollte ich ihn im Auge behalten, nur für den Fall. Weißt du, das Verrückte ist, dass selbst ich als seine Geschäftsführerin nicht wusste, ob er tatsächlich belastende Unterlagen besaß oder, falls ja, wo er sie versteckte. Herr van Scherten muss sie schließlich im Wirtschaftsraum gefunden haben, was weiß ich, wo, unter ein paar losen Dielen, in einem Wandfach, keine Ahnung. Er nahm sie jedenfalls an sich und versteckte sie in seiner Hose.«
    Â»In der Unterhose«, warf ich ein. »Und dann erwischte ihn Irina. Das hat sie uns schon erzählt.«
    Â»Irina, das Herzchen«, sagte Mama leise. »Sie begann dermaßen laut zu schreien, dass der halbe Club nach hintenstürmte. Was Glück für Herrn van Scherten war, denn selbst wenn Boris gewollt hätte, wäre es ihm vor so vielen Zeugen unmöglich gewesen, ihn zu durchsuchen. Aber ich glaube, das hatte er auch gar nicht vor. Genau wie Irina nahm Boris wohl an, ein Kunde habe sich verlaufen. Aber da hatte Herr van Scherten schon die Nüsschen geschluckt.«
    Â»Und du?«
    Â»Ich rief sofort den Notruf an. Was ungefähr der Moment war, in dem Ritchie reinkam, angelockt von dem Lärm.«
    Â»Ist das der Türsteher?«
    Â»Mhm.« Mama hatte nach ihrer Teetasse gegriffen. Sie nippte nur kurz daran und stellte sie wieder ab. »Er sah den umgekippten Herrn van Scherten und meinte, das müsse wohl der Typ sein, nach dem sich eben eine angetrunkene Frau und zwei merkwürdige kleine Jungen erkundigt hätten, einer davon mit einer riesigen Sonnenbrille …«
    Â»Der dachte, wir kämen aus dem Kinderheim.«
    Â»Und ich dachte, mir bleibt das Herz stehen«, sagte Mama. »Ich stürzte sofort raus, vor die Tür. Ich hörte noch, wie Boris mir Ritchie nachschickte, er wollte nicht, dass in dem Tohuwabohu die Bar unbeaufsichtigt blieb. Ich hatte euch gerade vor dem Dönerladen entdeckt, als Ritchie mich in den Club zurückzuzerren versuchte …«
    Â»â€¦Â und ich losrannte«, sagte ich.
    Â»Ja. Du ranntest los.«
    TOHUWABOHU :

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