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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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die Ostsee. Ein bisschen Erholung über Pfingsten, bevor der Stress losgeht. Obwohl, die Hälfte des Gepäcks besteht aus Büchern.« Berts grinste schon wieder, als Maja zur Ducati ging und den Rucksack schulterte. »Wir müssen los. Schönen Tag noch euch zweien! Hey, und passt auf unsere Bude auf – Massoud ist bei seinen Eltern im Iran!«
    Ich überlegte, ob ich ihm nachrufen sollte, dass der Kiesling auch an der Ostsee war und dass es dort fünfundzwanzig Grad hatte mit Wind aus … irgendeiner Richtung. Aber dann guckte ich nur traurig zu, wie die beiden aufstiegen, Berts die Maschine startete und mit einem letzten Winken losfuhr. Sobald er seine Prüfungen bestanden hatte, würde er wegziehen. Er war so gut in seinem Beh-Weh-Ell, dass er schon einen Job angeboten bekommen hatte, in irgendeinem von den beiden Frankfurts.
    FRANKFURT
: Es gibt Frankfurt/Main und Frankfurt/Oder. Da fragt man sich wieder mal, wer sich so was ausdenkt. Frankfurt/Main und /Dein oder Frankfurt /Entweder und /Oder könnte man sich viel besser merken. Womöglich wäre dann sogar noch Gedächtnis im Kopf übrig für die Flüsse, an denen diese Frankfurts liegen.
    Bei Mommsen mussten wir nicht klingeln. Die Flügeltür zum Hinterhof stand weit offen, und wir sahen ihn dort vor den Mülltonnen mit dem Besen herumfuhrwerken. Ein ausgebeulter grauer Jogginganzug spannte sich über seinen Bauch.
    Â»Dann mal los«, sagte Oskar leise.
    Im nächsten Augenblick war er nicht mehr an meiner Seite, sondern zehn Schritte vorausgeeilt. Bis ich aufgeholt hatte und draußen ankam, hatte er das Hallo, so ein Zufall, was machen Sie denn hier an diesem schönen sonnigen Tag, fegen Sie etwa den Hof? schon hinter sich und den Mommsen voll in der Mangel.
    Â»Sie haben den Schlüssel zu Fitzkes Wohnung weitergegeben«, hörte ich ihn sagen, und er klang dabei erwachsener, als selbst manche Erwachsene klingen. Das war schlau. Als Frage formuliert, so was wie Haben Sie etwa einen Schlüssel weitergegeben?, wäre der Mommsen sicherlich weniger überrumpelt gewesen. Er hielt mit dem Fegen inne.
    Â»Und?«
    Â»Und nun fehlt was aus der Wohnung.«
    Â»Sagt wer?«
    Â»Sagen wir. Wir haben nachgesehen.«
    Offenbar war der Mommsen nüchtern. Er glotzte Oskar verblüfft an und stützte sich auf den Besenstiel. Wenn er befuselt ist, zeigt er weniger Regung. Eigentlich gar keine.
    Â»Eingebrochen, oder was?«
    Â»Fitzke hat Rico testamentarisch in seinem Nachlass bedacht. Wir haben einen Schlüssel.«
    Â»So, bei euch ist der also gelandet. Hatte mich schon gewundert … Ihr habt da rumgeschnüffelt?«
    Oskar gab keine Antwort. Normalerweise starrt er Leute gern an, was sie furchtbar verunsichert, aber diesmal guckte er einfach an der Hauswand vom Seitenflügel rauf, als hätte er dort gerade etwas wahnsinnig Interessantes oder Lehrreiches entdeckt, obwohl die mit ihrem blätternden Putz echt nicht so toll aussieht.
    Nach einer Weile bewegte der Mommsen die Schultern vor und wieder zurück, als würde ihn etwas unangenehm am Rücken kratzen. »Wennschon«, brummte er. »Was soll da großartig fehlen bei Fitzke? Der hatte nichts.«
    Â»Er hatte seine Steinesammlung«, sagte Oskar, den Blick immer noch nach oben gerichtet.
    Â»Und? Andere Leute sammeln Briefmarken.«
    Â»Manche Briefmarken sind wertvoll.«
    Â»Die Steine aber nicht. Die waren bloß Spinnerei.«
    Â»Den fehlenden hätten wir trotzdem gern zurück.« Jetzt wandte Oskar den Kopf und feuerte eine volle Breitseite aus seinen grünen Augen ab. In mir blitzte kurz die Frage auf, wie er ausgerechnet dem manchmal so unwirschen Mommsen gegenüber so erwachsen sein konnte, Lars gegenüber aber hilfloser war als ein Neugeborenes.
    Â»Also, wen haben Sie in die Wohnung gelassen?«
    Der Mommsen presste die Lippen so fest zusammen, als wollte er ein Hemd dazwischen bügeln, und er musterte Oskar mit einem Blick, als überlegte er, ob so ein nervender kleiner Junge unauffällig in die Biotonne passte.
    Â»Ich kann auch noch mal etwas lauter fragen«, sagte Oskar, und ich guckte automatisch an den Wänden von unserem und vom Nachbarhaus rauf. Überall standen Fenster schräg, um die schöne Frühsommerluft reinzulassen. Wenn man hier unten einigermaßen laut sprach, das hatte ich vom Dachgarten aus schon mitgekriegt, flogen die Worte

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