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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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ich eins herumturnen sehen. Sehr niedlich.
    Â»Wir kommen in die Hölle«, keuchte der Bühl, der den Blick des Pfarrers bemerkt hatte.
    Â»Aber vorher komm ich nach Sri Lanka«, schnaubte Mama zurück.
    Ich drehte mich im Laufen um und guckte noch mal über die Schulter, um Frau Dahling und Herrn van Scherten zuzuwinken, auch wenn ich Frau Dahling in ein paar Stunden eh wiedersehen würde, denn sie hatte Oskar und mich zu einem Müffelchen-Gedenkabend für Fitzke eingeladen. Aber sie und der van Scherten waren bereits verschwunden. Wahrscheinlich statteten sie der geliebten Hannah noch einen kleinen Besuch ab. Eigentlich hätte jetzt nur noch der Mommsen vor Fitzkes Grab stehen dürfen, dem wir nur flüchtig zugenickt hatten, als wir losgeeilt waren.
    Aber der Mommsen war jetzt zu dritt.
    Ein älterer Mann mit Hut und eine jüngere Frau mit blonden Haaren und in einer kurzen schwarzen Jacke waren Gott weiß woher an Fitzkes Grab getreten und guckten gerade gemeinsam in das tiefe Loch. Der ältere Herr griff in seine Anzugtasche, holte etwas Kleines raus und warf es ins Grab. Ich konnte nicht erkennen, was es war, aber es musste schwer sein, denn es plumpste in das Loch wie ein Stein. Hoffentlich nichts zu essen. Die alten Ägypter legten ihren Toten immer was zu essen mit in den Sarg, für den Aufenthalt im Jenseits. Vorher zuppelten sie ihnen das Gehirn aus der Nase raus und wickelten sie in Mumientücher. Das machte zwar die Toten haltbarer, das Essen aber nicht. Es war pure Verschwendung.
    Die junge Frau sprach auf den Mommsen ein. Irgendwas an ihr kam mir bekannt vor. Es war nur eine undeutliche Erinnerung – ich hab’s ja nicht so mit dem Erinnern –, aber die war deutlich genug, um in meinem Kopf eine kleine Alarmsirene aufheulen zu lassen. Ich blieb so ruckartig stehen, dass Mama mir fast die Hand abgerissen hätte.
    Â»Rico, hey –«
    Â»Ich muss noch mal zurück«, sagte ich. »Ich hab was vergessen.«
    Â»Was denn?«
    Â»Ehm … Das hab ich auch vergessen.«
    Â»Schatz, es ist schon fast zwei Uhr! Wir kommen zu spät, wenn wir nicht sofort losfahren!«
    Eigentlich hatte ich ja gar nichts vergessen. Ich war bloß neugierig und außerdem verwirrt. Die Erinnerung an die junge Frau hatte eine Farbe, und die war gelb. Es hatte aber nichts mit ihren blonden Haaren zu tun. Es war eher wie das Gelb von Sonnenblumen. Wie das Gelb von –
    Â»Rico, geht’s mit etwas mehr Dampf? Du kannst doch später noch mal herkommen, okay?«, drängte der Bühl.
    Zehn Sekunden später saßen wir in Irinas Flitzer, und der Motor heulte auf. Irina haute einen Gang rein, dass es krachte.
    Â»Wird auch Zeit«, sagte sie. »Hab ich schon gedacht, dass einer von euch ist der alte Knacker hinterhergehüpft in die Grab.«
    Im Vorbeifahren guckte ich durch das offene kleine Gittertor des Friedhofs rauf zum Hügel. Sie waren noch da, alle drei. Der befuselte Mommsen, der alte Herr im dunklen Anzug und die junge Frau mit den blonden Haaren.
    Gelb, dachte ich. Gelb, gelb, gelb …

    Seit dem letzten Sommer, als Oskar und ich Mama vor ihrer Erpressung retteten, habe ich nur noch ein einziges Mal Tagebuch geführt, letzten Herbst, kurz bevor Mama und ich in den Fünften und Oskar und Lars in den Zweiten einzogen und wir den totalen Krieg mit dem dicken Thorben von den RBs gehabt hatten. Das Tagebuch ist irgendwie nach den Kampfhandlungen verloren gegangen. Der dicke Thorben leider nicht.
    Aber seitdem musste ich nichts mehr aufschreiben. Bis heute ist nämlich alles klasse gelaufen. Mit der Bingotrommel habe ich zum Beispiel in letzter Zeit echt Glück gehabt. Bis auf den üblichen Stress beim Abbiegen in eine Straße – den ich nur noch selten habe, denn ich bin ja jetzt viel mit Oskar unterwegs, der sich nie verläuft – oder wie neulich, als ich erst im Edeka merkte, dass ich zu Hause nach dem Pinkeln den Reißverschluss von meiner Hose nicht zugemacht hatte, gibt sie nämlich seit Monaten ziemlich Ruhe. Es ist fast schon ein wenig unheimlich. Klar, ab und zu höre ich sie in meinem Kopf rumpeln, und hier und da fällt mal ein Kügelchen raus, zum Beispiel im Matheunterricht oder wenn man dann am Reißverschluss herumzerrt und ihn einfach nicht zukriegt, weil er klemmt, und die Edeka-Kassiererin liebenswürdig fragt, ob sie einem helfen soll. Aber sonst ist

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