Riemenschneider
behalten kannst.«
Die Lider schlossen sich zu einem Spalt. »Du bist …« Der Lochwirt schüttelte den Kopf, nickte, Pflicht und Verführung stritten sich noch eine Weile, dann war er einverstanden. »Aber ich nehm den Becher.« Er trank seinen Schnaps mit einem weiten Kopfschwung nach hinten und knallte das leere Holzgefäß auf den Tisch. »Rein mit den schönen Klötzchen!«
Der kleine Moment seiner Unaufmerksamkeit hatte genügt, griffbereit lagen die präparierten Würfel in der linken Wamstasche, mit der rechten Hand gab Bermeter die drei einfachen ins Gefäß. »Viel Glück!« So geschmeidig glitt der Wunsch von den Lippen.
»Bist dir wohl sehr sicher. Aber warte, ich zeig’s dir.« Hoch über dem Kopf rüttelte der Lochwirt die drei Augenknochen und stürzte sie auf die Platte. Sechs Punkte.
»Das ist für mich zu wenig.« Bermeter wog seine Chance ab, war zuversichtlich, er ließ die Nothelfer in der Tasche, lange behauchte er die geschlossene Faust, küsste jeden Knöchel und öffnete die Finger. Die Würfel rollten umeinander. »Fünf und drei, dazu eine Eins, das macht …« Schwungvoll schrieb er sich neun Punkte gut.
Wortlos sammelte der Lochwirt die Glücksbringer in den Becher. Hart war der Knall aufs Holz, kaum hatte er die Augen enthüllt, lachte er zufrieden. »Bei mir kommen sieben dazu. Nicht mehr weit bis zum Bock.«
Er sah genau hin, als Bermeter mit betont dicken Strichen sein Konto auffüllte und bemerkte nicht, wie derweil sich die linke Hand über die Würfel legte, nicht die leichte Drehung des Körpers, das Wischen über die linke Wamsseite.
Bermeter stöhnte gequält. »Das liegt nur am Becher. Werweiß, wodurch du ihn behext hast. Gib ihn her! Ich will die gleiche Chance.«
Mit breitem Lachen überließ ihm der Aufseher das Glücksgefäß. »Das nutzt dir nichts. Du bist sowieso am Ende.«
»Still! Stör mich jetzt nicht.« Bermeter stand auf, nahm sein Schicksal in beide Hände, schüttelte es erst an dem einen, dann am anderen Ohr, dann über der Stirn. »Ihr Heiligen, lasst mich jetzt nicht im Stich.« Schnell stülpte er den Becher auf die Platte und verschränkte gleich die Hände hinter dem Rücken. »Du«, flüsterte er mit leichtem Schaudern. »Sieh du nach. Ich wag es nicht.«
Die schwielige Pranke deckte auf.
Bermeter entrang sich ein Schrei, er griff sich fahrig an die Lippen, deutete auf die Würfel. »Drei Fünfer«, hauchte er. »Das ist ein großer Bock. Ich … ich habe gewonnen.« Er drehte sich langsam im Kreis. »Gewonnen. Ich bin frei.«
»Obwohl ich verloren hab, gehört alles Geld jetzt mir.« Mit einem Griff schob der Lochwirt die Geldstücke auf seine Seite. »So haben wir’s doch ausgemacht? Oder?«
»Nimm nur! Ich gönn dir den Reichtum.« Bermeter sah zur Tür, die nach draußen führte. »Und jetzt, lebwohl!« Erst zwei langsame Schritte, ein Seitenblick, der Aufseher hielt ihn nicht zurück, dann huschte der Gefangene quer durch den Raum, drückte die Klinke nieder. Nichts. Er rüttelte. Die Tür war nicht zu öffnen. »Du musst aufschließen. Bitte …«
Der Lochwirt saß ruhig am Tisch. »So lange ich einen Gefangenen hier hab, ist abgeschlossen. Das ist Vorschrift.«
»Aber wir haben doch ausgemacht, wenn ich gewinne, lässt du mich laufen.« Vorwurfsvolle Angst mischte sich in den Ton. »Du behältst das Geld … und ich bin frei. Genau so. Daran musst du dich doch halten.«
»Dann werd ich wohl.« Gemächlich erhob sich der Aufseher und kam mit leicht schwingenden Schultern auf Bermeter zu. »Du bleibst hier. Verstanden?«
»Was? Ich habe gewonnen … doch gewonnen hab ich …«
»Ist egal.«
Das Gesicht erbleichte, die Lippen bebten. »Das darfst du nicht.« Mehr und mehr griff das Entsetzen nach dem Spielmann. Er begann zu wimmern, griff sich an die Kehle. »Aber die wollen mich …« Jetzt heulte er los, krampfte sich zusammen, richtete sich wieder auf. »Nein!«, schrie er und schlug wahllos nach dem Lochwirt, spuckte ihn an, schrie und fluchte.
Der untersetzte Mann trat nur einen Schritt zurück, drückte den Tobenden mit gestrecktem Arm von sich und hieb ihm die Faust auf den Schädel. Wie gefällt stürzte Bermeter zu Boden, bald aber kam er wieder zu sich, kroch auf den Lochwirt zu und umklammerte die Beine. »Ich flehe dich an! Lass mich gehen. Sag, was du haben willst, ich gebe es dir.«
»Von dir hab ich schon mehr als genug.«
Bermeter heulte, jammerte. Ein neuer Gedanke, hoffnungsvoll sah er zu dem Mächtigen auf. »Der Arsch. Er hat
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