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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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arbeitet er unermüdlich.«
»Dafür bin ich so dankbar.« Sie sah ihn von der Seite an, suchte seinen Blick. »Auch dir, weil du ihn immer wieder bestärkt hast.«
Kaum hatten sie den Abzweig erreicht, verlangte der Enkel nach einer zweiten Bauernregel.
Magdalena schüttelte den Kopf. »Später. Wenn wir oben sind.«
»Aber Großvater soll sie mir doch nur sagen. Nur einmal, bitte.«
Ehe sie es verhindern konnte, wurde der Wunsch erfüllt: »Ist’s zu Sankt Kilian schön, werden viele gute Tage vergehn.«
»Noch mal.«
Beide Fäuste stemmte die Großmutter in die Seiten. »Also, da soll doch …« Entschlossen wies sie den Berg hinauf. »Ab mit dir. Deine Eltern warten sicher schon mit den Arbeitern. Damit du ihnen hilfst beim Unkrautjäten und beim Steineauflesen. Nein, kein Wort mehr.«
Der kleine Til schob die Unterlippe vor, noch ein flehender Blick zum großen Til, dann nahm er die Deichsel und zog davon.
»Ist’s zu Sankt Kilian schön, werden viele gute Tage vergehn!«
Der Junge kicherte, dreht sich um und winkte. »Danke, Großvater. Das lern ich schnell.«
Auf ihren Blick hin zuckte Til unmerklich mit den Schultern. »Er ist mein Enkel.«
Dreimal mussten sie stehen bleiben. Der rasselnde Atem erschreckte Magdalena, kaum aber war der Anfall vorüber, wiegelte er ab. »Glaube mir, ich fühle mich nicht unwohl. Im Gegenteil, gerade heute ist mir leichter als in den vergangenen Wochen.«
Unterhalb der Höhe folgten sie dem Pfad quer zum Berg und erreichtenam Ende des weiten, nach innen geschwungenen Hangs ihren Rebengarten. Jörg und Tobias hatten den Meister im Frühjahr mit einer neuen Bank überrascht und sie hier oberhalb der Weinstöcke im Schatten einer Kastanie aufgestellt.
»Jetzt sollte ich doch ein wenig verschnaufen.« Til ließ sich nieder, lehnte den Rücken an und stützte eine Hand auf den Stock. »Hier ist es gut. Ich sehe dich, den Himmel und unseren Weinberg.«
Magdalena band ihr Kopftuch fester. »Ruht Euch aus, Herr. Ich steige hinunter zu den jungen Leuten und helfe ihnen.« Sie war unterwegs, rief über die Schulter: »Nachher sehe ich wieder nach Euch.«
Neben drei der Trockenmauern häufte sich schon das Unkraut. Die Arbeit schien heute gut voranzukommen. Ehe sie bei Florian und den Tagesknechten anlangte, hörte sie die helle Stimme ihres Enkels über die Rebstöcke tönen: »Kilian, der feine Mann, stellt die besten Ritter an!«
Katharina begrüßte ihre Schwiegermutter und deutete auf den Sohn. »Was habt ihr ihm denn da beigebracht?«
»Ich staune auch.« Magdalena hob den Finger. »Von Großvater hast du den Spruch anders gelernt.«
»Weiß ich.« Vergnügt schwenkte Til seinen Eimer hin und her. »Aber so gefällt er mir eben besser.«
Die Frauen sahen sich an und konnten das Lachen kaum unterdrücken, bemüht streng ermahnte ihn Katharina: »Nun bück dich wieder, junger Mann. Die kleinen Steine dürfen liegen bleiben, sammle nur die großen auf.«
Magdalena nahm sich eine der Hacken und begann, eine Reihe oberhalb das Unkraut rund um die knorrigen Stöcke zu entfernen.
Nach einer Weile kam der Enkel leise zu ihr. »Schau mal!« Ein großes Schneckenhaus, bauchig jede Windung und bis zur kleinen Dachkuppe warmbraun gemasert. »Vorhin war sie noch draußen«, wisperte er. »Richtige Hörner hat sie.«
Mit dem Finger fuhr Magdalena die geschwungene Linie nach. »Ihr Haus ist wunderschön.«
»Ich zeig sie Großvater.«
»Nein, warte …« Magdalena wollte ihn zurückhalten, wollte dem Meister noch etwas Ruhe gönnen, doch er lief schon die Steinstufen hinauf.
Sie blickte nach oben, sah schmunzelnd zu, wie der Enkel neben seinem Großvater stand, ihm die offene Hand hinstreckte. So hell schimmerten die Locken. »Meine beiden. Jeder bedeutet Glück für den anderen.«
Der kleine Til kehrte um, hüpfte nicht, langsam, zögerlich kam er die Treppen herunter.
Magdalena legte die Hacke beiseite und erwartete ihn. »Was ist mit dir?«
Weit schob er die Unterlippe vor.
»Was hat Großvater gesagt?«
»Gar nichts.« Enttäuschung und Vorwurf lagen in der Stimme. »Ich … ich hab ihm die schöne Schnecke geschenkt. Und er hat sich gar nicht gefreut.«
Magdalena beschirmte die Augen und blickte wieder hinauf. Dort saß der Meister unverändert, reglos.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, murmelte sie, spürte ihr Herz heftiger schlagen, entschlossen nahm sie den Jungen bei der Hand. »Komm, wir werden ihn fragen.«
Rasch stieg sie mit ihm hinauf, ging schneller von Terrasse zu Terrasse,

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