Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
wir hatten eine wunderschöne Zeit miteinander.«
Er lachte, und sein Blick schweifte in die Ferne, als könnte er alles noch einmal vor sich sehen. »Und später, als sie dann sprechen konnte, erzählte sie ihrer Mom – meiner Tochter Delilah –, dass Grampy vorbeigekommen sei. So nannte sie mich: Grampy. Und natürlich hat ihre Mom ihr nicht geglaubt. Erwachsene glauben es
nie.« Er schüttelte den Kopf. »Sie sind zu skeptisch. Zu engstirnig. Sie glauben, alles durchschaut zu haben, über alles Bescheid zu wissen. Zum Teufel, mir ging es genauso … zumindest, bis ich im Hier und Jetzt zu mir selbst fand.« Er lachte erneut und schaute zur Seite.
»Also dürfen Sie es tun? Ich meine, Sie dürfen ihr tatsächlich dort einen Besuch abstatten?« Ich runzelte die Stirn. Das war mir neu. Bisher waren mir meine Besuche auf der Erdebene nur zum Seelenfangen erlaubt worden. Und für meine Ferien, die sich jedoch dann ebenfalls als ein Auftrag als Seelenfängerin entpuppt hatten. Ich hatte nicht geglaubt, dass wir einfach dort auftauchen konnten, wenn uns gerade danach zu Mute war.
Mort spürte wohl meine wachsende Aufregung und versuchte, die Dinge sofort richtigzustellen. Dabei drückte seine Miene plötzlich Vorsicht und Zurückhaltung aus. »Komm jetzt bloß nicht auf falsche Gedanken. « Er warf mir einen strengen Blick zu. »Das ist schon lange her. Das war vor langer Zeit, als ich es noch nicht besser wusste. An sich ist nichts wirklich verboten … na ja, ich meine, diese Art von Dingen. Aber Besuche auf der Erdebene sind auch nicht wirklich erwünscht. Außerdem läuft das alles eigentlich auf eine enorme Zeitverschwendung hinaus. Die meisten Menschen sehen uns nicht – nur Hunde und kleine Kinder können das.«
Er sprach immer weiter, doch ich hörte ihm nicht mehr zu, sondern dachte nur noch an seine Worte, dass nichts verboten sei.
War das die Wahrheit?
Konnte das möglich sein?
Und wenn ja, bedeutete das, dass Bodhi mich angelogen hatte?
»Sieh mal, es ist folgendermaßen«, fuhr Mort fort, und seine Stimme wurde lauter und drang in meine Gedanken ein. »Sie wollen nicht, dass wir uns zu sehr einmischen. Jede Seele, jede Person muss ihren eigenen Weg finden – ihre eigenen Lektionen lernen. Und, seien wir doch ehrlich, die meisten Menschen lernen alles nur auf die harte Tour. Niemand akzeptiert freiwillig Veränderungen. Selbst wenn sie sich in einer Situation befinden, in der sie nicht glücklich sind, finden sich viele Menschen lieber damit ab, als dass sie etwas riskieren und in unbekannte Gefilde aufbrechen. Und ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass es nicht schön ist, wenn man das beobachten muss. Aber letzten Endes hat alles sein Gutes. Schwere Zeiten machen uns stärker. Durch harte Prüfungen wachsen wir und werden reifer. Und deshalb können wir nicht alle Menschen vor der Welt beschützen, in der sie leben. Wir müssen zulassen, dass sie lernen, sich selbst durch die Schwierigkeiten zu navigieren. Wenn man sich einmischt, verhindert man, dass sie ihren eigenen Weg finden. Man hemmt sie und hindert sie daran, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Und das führt zu nichts Gutem.«
Ich nickte, als hätte ich jedes Wort verstanden und wäre mit allem voll und ganz einverstanden. In Wahrheit
irrte mein Blick unstet umher, während verschwommene Bilder vor mir auftauchten und verworrene Gedanken durch meinen Kopf schwirrten.
»Und wie du schon bald bemerken wirst, regelt man, was Besuche in Träumen anbelangt, diese Art von wohl gemeinter Einmischung sehr sorgfältig. Es gibt einige Möglichkeiten, Umwege zu finden, aber in den meisten Fällen sind sie der Mühe nicht wert. Man muss dabei eine Menge komplizierter Symbole beachten, und größtenteils können sich die Menschen nicht an sie erinnern. Oder, und das ist noch schlimmer, sie legen sie völlig falsch aus, wenn sie versuchen, sie zu entschlüsseln. Ich habe all das schon vor einer Weile aufgegeben. Es war einfach zu enttäuschend. Jetzt schaue ich ab und zu mal vorbei, wenn es mir möglich ist, versuche, ein wenig Trost zu spenden, und belasse es dabei.«
»Und das funktioniert?«, fragte ich und dachte daran, was ich Mort zu seinem Freund hatte sagen hören, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Wie oft er seine trauernde Frau in ihren Träumen besuchte, um sie wissen zu lassen, dass es ihm gut ging. Aber immer, wenn sie aufwachte, tat sie das achselzuckend ab und redete sich ein, dass es nicht real gewesen
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