Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
Gleichgewicht, in dem es keinen Platz für Ersatzstoffe gibt. Alle meine Möglichkeiten waren ausgeschöpft, und ich war schon so kurz davor, es sein zu lassen …« Er presste Daumen und Zeigefinger aneinander und hob die Hand hoch, damit Buttercup, Mort und ich sie sehen konnten. »Und ich sage zu mir: ›Balthazar, vielleicht ist es jetzt an der Zeit, damit aufzuhören. Vielleicht solltest du dich jetzt für immer zurückziehen!‹ Und was sehe ich im nächsten Augenblick ?«
Er blieb so abrupt stehen, dass ich beinahe in ihn hineingerannt wäre, und es dauerte einen Moment, bis ich kapierte, dass er tatsächlich eine Antwort erwartete.
Ich lächelte gelassen und nahm mir dabei Mona Lisa zum Vorbild. Ich senkte mein Kinn, schlug die Augen nieder und antwortete ihm mit leiser und bescheidener Stimme. »Ich fühle mich geehrt, wenn ich helfen kann. Ich habe eine merkwürdige Begabung dafür, immer im richtigen Augenblick aufzutauchen.«
Ich hielt inne und genoss das behagliche Gefühl, mit mir selbst zufrieden zu sein. Dann hob ich den Kopf und
sah ihm in die Augen. Und begriff, dass er eigentlich nicht mich so perfetto fand.
Nein, es handelte sich ganz und gar nicht um mich.
Es war Buttercup, der ihn so in Verzückung versetzte.
Balthazar blinzelte, als würde er mich zum ersten Mal wahrnehmen, und mir wurde recht schnell klar, dass das tatsächlich der Fall war.
»Was ist das?«, fragte er verächtlich und machte ein finsteres Gesicht, als er mir die Flügel herunterriss, die er mir vorher in die Hände gedrückt hatte.
»Du erlaubst dir einen Scherz mit mir, oder? Ist das so? Balthazar hat viel Sinn für Humor, das weiß jeder. Aber ist das die richtige Zeit für Scherze? Balthazar hat sehr wichtige Arbeit zu erledigen! Der Träumer wird aufwachen, wenn wir uns nicht beeilen – und alles wird verloren sein!« Er schüttelte den Kopf, murmelte etwas vor sich hin und mühte sich ab, dem sehr unglücklichen und wenig kooperativen Buttercup die Flügel anzulegen.
Es ärgerte mich ein wenig, wie er mich behandelt hatte, und dass ich, nach meinem Hund, an zweiter Stelle kam. Also stemmte ich die Hände in die Hüften und sagte: »Okay, aber Sie sollten wissen, dass Buttercup ein Er und keine Sie ist. Außerdem braucht er keine Flügel, um zu fliegen – das kann er prima auch ohne.«
Balthazars Augen weiteten sich, und dann riss er sie noch weiter auf. Anscheinend konnte er sein Glück kaum fassen. Er packte Buttercups Halsband und rannte los.
Mort und ich folgten ihm und hatten Mühe, uns nicht abhängen zu lassen.
»Balthazar hat das Temperament eines Künstlers«, erklärte Mort, und das Klappern seiner schwarzen Abendschuhe auf dem Asphalt unterstrich seine Worte. »Er ist manchmal … leicht reizbar, aber das liegt nur daran, dass er ein absoluter Perfektionist ist. Er hat Visionen – er ist ein bemerkenswerter Seher. Ein Meister. Niemand kann einen Traumsprung so durchführen wie er. Er ist im Hier und Jetzt eine ebenso große Legende, wie er auf der Erdebene bereits war. Mach dir keine Sorgen – Buttercup ist in guten Händen.«
»Aber wer ist dieser Balthazar?«, fragte ich. Ich lief langsamer und beschloss, nicht mehr zu versuchen, mit den anderen Schritt zu halten. Mort warf mir einen seltsamen Blick zu und deutete auf die sich entfernende Gestalt vor uns, aber ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich meinte, wer ist er? Was tut er hier?«
Mort drehte sich zu mir um und zog ungläubig seine Augenbrauen hoch. »Balthazar leitet das alles hier! Schon seit Jahren. Als er noch am Leben war, war er einer der berühmtesten Regisseure aller Zeiten. Er besitzt ein Regal voll mit Oscars. Im Hier und Jetzt beaufsichtigt er die Traumsprünge. Eine Hand voll anderer Regisseure hilft ihm dabei, aber er hat hier zweifellos das Sagen. Wenn du einen Traumbesuch planst, geht das nur über ihn. Er ist deine einzige Hoffnung. Denn er entscheidet, wann und für wen die Klappe fällt.«
NEUN
S ie ist ein Naturtalent. Sie hat das schon öfter gemacht, richtig?«
Ich schaute in die Richtung, in die Balthazars Finger zeigten, und sah, wie Buttercup sich in die Höhe schwang und über einem Filmset segelte, das wie ein wunderschöner, verwunschener Garten gestaltet war – komplett mit blühenden Bäumen, einem glitzernden Rasen und einem schimmernden See, auf dem eine kleine Schar schwarzer und weißer Schwäne schwamm.
» Er«, betonte ich, und meine Stimme klang ziemlich gereizt, vielleicht sogar ein wenig
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